Die folgende Liste und Fotos der Gedenktafeln sind aus dem Buch
Gedenk-Tafeln. Kulturgeschichte an Jenas Häusern
Winfried Haun, Detlef Ignasiak, Barbara Oehme und Ilse Traeger
Verlag Jena (ISBN 3-910054-16-1)

Weitere Informationen über die Gedenktafeln in Jena können Sie hier und hier finden.

Katalog der Gedenktafeln mit Kurzbiographien der geehrten Persönlichkeiten


Abbe, Ernst * 1840 Eisenach, † 1905 Jena; Physiker, Industrieller, Sozialreformer; er studierte 1857/61 Math. und Physiker in Jena und Göttingen; danach wirkte A. als Privatdozent in Frankfurt a.M.; 1863 siedelte er nach Jena über, wo er 1870 zum Prof. berufen wurde; ab 1866 arbeitete A. mit C. Zeiss; zusammen und begründete 1871/72 den wiss. Mikroskopbau; nach dem Tod von C. Zeiss; wurde A. Alleineigentümer der Opt. Werkstätten Carl Zeiss, die er 1889 in die "Carl-Zeiss-Stiftung" umwandelte; A. führte soziale Maßnahmen für die Beschäftigten ein (u. a. Achtstundentag und Pensionen), initiierte und förderte zahlreiche Jenaer Kultureinrichtungen (u. a. Volkshaus, Volksbad)

W: Saalgasse 18, Neugasse 23, Fürstengraben 25, Schillergäßchen 2, Leutergäßchen (Gebäude wurde infolge der Erweiterung des Zeiss-Werkes 1912 abgetragen und in der Mühlenstr. originalgetreu wiederaufgebaut);
GT: 1. (vor 1928) Neugasse 23, erneuert 1989; 2. (vor 1934) Goetheallee 25, erneuert 1989; 3. (vor 1928) Schillergäßchen 2, erneuert 1976; 4. (nach 1912) Mühlenstr. 103, erneuert 1976


Achenbach, R. eine GT mit den Daten 1790/96 befand sich 1928 bis nach 1934 am Haus Rathausgasse 1; über den Träger dieses Namens konnte bereits Thieme nichts aussagen


Amo, Anton Wilhelm * um 1700 b. Axim im heutigen Ghana, † nach 1752 Axim; Philosoph; er kam 1707 als Geschenk einer Handelsgesellschaft an den Wolfenbütteler Hof; nach Studien in Wittenberg war er Magister in Halle und Jena (1739/47); A. war der erste Afrikaner, der an einer europ. Hochschule lehrte

W: Jenergasse
GT: (1987) Jenergasse 9


Amsdorf, Nikolaus von * 1483 Torgau, † 1565 Eisenach; Theologe; als Wittenberger Prof. und Kanonikus gehörte er zu den engsten Mitarbeitern Luthers; 1552 ernannte ihn Hz. Johann Friedrich I. zum ersten Landesbischof des nach dem Schmalkaldischen Krieg von Weimar aus regierten ernestinischen Reststaates; als solcher gehörte A. zu den Initiatoren der Jenaer Luther-Ausgabe

W: Schloß
GT: (1858) Schloß, Gebäude abgerissen 1904/05; E


Andersen, Hans Christian * 1805 Odense, † 1875 Kopenhagen; Dichter; unternahm viele Auslandsreisen; 1844 und 1846 hielt er sich als Gast des Erbprinzen Carl Alexander in Weimar auf und besuchte von dort aus den Verleger Frommann und den Philologen O. L. B. Wolff in Jena

W: unbekannt
GT: 1. (vor 1928) Löbdergraben 6; 2. (1988) Markt 19 (= Vorderhaus)


Apelt, Ernst Friedrich * 1812 Reichenau/Oberlausitz, † 1859 Oppelsdorf b. Zittau; Philosoph, Mathematiker, Astronom; studierte 1831 in Jena; nach Marktscheidearbeit im väterlichen Bergwerk 1835 Prom.; danach hielt er als Pdz. math. und naturwiss. Vorlesungen; 1856 wurde er als Nachfolger von Fries und Mirbt zum Prof. phil. berufen; A. war Mitarbeiter der "Jenaer Allgemeinen LiteraturZeitung"

W: Unterm Markt
GT: (1929) Löbderstr. 7, Gebäude 1945 zerstört


Arndt, Ernst Moritz * 1769 Groß-Schoritz/Rügen, † 1860 Bonn; politischer Publizist, Historiker, Lyriker; der Sohn eines freigelassenen Leibeigenen studierte in Greifswald und Jena (1793/94) Theol. und Gesch.; in der Zeit der Befreiungskriege wurde A. u. a. bekannt durch patriotische Lieder und Flugschriften

W: Leutragasse 7
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; E


Arumäus, Dominicus * 1579 Leuwarden/Friesland, † 1637 Jena; Jurist; nach Studium in Paris, Oxford und Rostock 1600 Promotion in Jena; er lehrte als erster öffentliches Recht, insbes. Staatsrecht, als selbständige Disziplin, ab 1605 als Prof.; er war einer der bedeutendsten Juristen seiner Zeit; daneben wirkte er zugleich als Gesandter und Rat des Weimarer Hofes; A. stiftete seine bedeutende Bibliothek der Universität

W: H. d. Kirche ("Wedelei")
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude 1880 abgerissen; 2. (nach 1991) Coll. Jen.

Dominicus Arumäus, Gemälde von unbek. Künstler, 1619


Asmus mit diesem Namen versehen, befand sich 1928 eine GT an einem Hinterhaus des Löbdergrabens; möglicherweise wurde damit Guido Asmus aus Weimar geehrt, der 1843/44 Rechtswissenschaften in Jena studierte; Näheres ist jedoch nicht feststellbar


Ast, Georg Anton Friedrich * 1778 Gotha, † 1841 München; Philologe; studierte 1798 Theol. und Phil. in Jena; nach der Prom. zum Dr. phil. hielt er als Pdz. ab 1802 Vorlesungen zur Klass. Philol.; 1805 wurde er als Prof. an die Universität Landshut berufen, später wirkte er in München

W: Krautgasse 6
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Auerbach, Felix: * 1856 Breslau, † 1933 (Freitod) Jena; Physiker; nach Studium in Breslau, Heidelberg und Berlin wirkte er als Privatdozent in Breslau; 1879 erhielt A. die von E. Abbe errichtete a.o. Prof. für theor. Physik in Jena; hier erwarb er sich besondere Verdienste bei der Profilierung der Experimentalphysik als Lehrfach; A. war der erste Biograph Abbes (1918); er unterstützte auch die progressiven Bestrebungen des Jenaer Kunstvereins und des Weimarer Bauhauses; 1924 beauftragte er den Architekten W. Gropius mit der Projektierung seines neuen Wohnhauses

W: Unt. Löbdergraben, Forstweg, Mozartstr. 1, Schaefferstr. 9
GT: 1. (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut); 2. (1983) Schaefferstr. 9


Augusti, Johann Christian Wilhelm * 1772 Escheberge b. Gotha, † 1841 Koblenz; Orientalist, Theologe; studierte ab 1790 in Jena; lehrte ab 1798 als Pdz. orient. Sprachen, ab 1803 als Prof.; 1807 wurde er zugleich Hon.Prof. für Theol.; 1808 verlieh die Universität Rinteln ihm den Dr. theol. h. c.; 1812 wurde er als Prof. theol. nach Breslau berufen, später nach Bonn, dort war er zugleich Konsistorialdirektor

W: Lutherplatz, neben "Schwarzer Bär";
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude vor 1934 abgerissen; 2. (vor 1928) Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört


Bach, Johann Nikolaus * 1669 Eisenach, † 1753 Jena; Komponist; als Sohn des aus Arnstadt gebürtigen Kantors Johann Christoph B. war er ein Vetter des großen Komponisten und Leipziger Thomaskantors; das Orgelspiel erlernte B. bei dem Jenaer Stadtorganisten J. M. Knüpfer, dessen Nachfolger (und UMD) er 1696 nach einem Studienaufenthalt in Italien wurde; von kulturhistorischem Wert ist die von B. zwischen 1720 und 1745 komponierte frühdeutsche Oper "Der Jenaische Wein- und Bierrufer"

W: Jenergasse 6
GT: (1989) ebd.


Bachmann, Carl Friedrich * 1784 Altenburg, † 1855 Kreuznach/Pfalz; Philosoph, Mineraloge; studierte ab 1803 Theol. und Phil. in Jena, wurde 1806 prom. und wirkte ab 1810 als Pdz., später als Prof. phil. in Jena; B. war anfänglich ein Anhänger Schellings und Hegels, später neigte er dem Neoplatonismus zu und wandte sich gegen die Hegelianer; als Dekan der Phil. Fak. begutachtete er die in absentia eingereichte Dissertation von K.Marx und schlug ihre Annahme vor; B. wurde 1832 Direktor der neugegründeten Mineralogischen Anstalt

W: Markt 17,
GT: 1. (1858) ebd., verloren vor 1934; E.; 2. (1929) Schillerstr. (Mineralogisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Baedecker, Karl * 1877 Leipzig, †1914 (gefallen) Lüttich; Physiker; nach Studium in Genf, Heidelberg und München habilitierte er sich 1907 in Jena; danach wurde er zum a.o. Prof. berufen; B. entdeckte die künstliche Elektronenleitfähigkeit und unternahm die ersten Versuche auf dem Gebiet der Halbleiterphysik

W: Marienstr. 10, Hilgenfeldweg
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Baner (auch Banner), Johan (auch Banner), Johan * 1596 Djursholm b. Stockholm, † 1641 Halberstadt; schwedischer Feldherr; zeichnete sich während des 30jährigen Krieges besonders in der Schlacht bei Breitenfeld aus und wurde 1634 zum Feldmarschall ernannt; B. war Mitglied der in Weimar gegründeten "Fruchtbringenden Gesellschaft"; B. hielt sich mit seinen Truppen 1637 in Jena auf und ließ die Camsdorfer Brücke sprengen, um das sich in Vormarsch befindliche kaiserliche Heer aufzuhalten

W: unbekannt
GT: (nach 1934) Markt ("Zur Sonne"), verloren 1973


Bardeleben, Karl Heinrich von * 1849 Gießen, † 1918 Jena; Mediziner; nach Studium in Greifswald, Heidelberg, Berlin und Leipzig Ass. am Anatomischen Institut in Leipzig; ab 1873 war er an der Universität Jena, zuerst als Prosektor, dann als Pdz. und Prof.; ab 1886 war B. Generalsekretär der Anatomischen Gesellschaft

W: V. d. Neutor, Teichgraben, Am Landgrafen, Kahlaische Str. 2, Forstweg 25
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Batsch, August Johann Georg Karl * 1761 Jena, † 1802 ebd.; Botaniker; er studierte Naturwiss. und Med. in Jena; wurde von Goethe gefördert; Prom. 1781 zum Dr. phil. und lehrte danach als Pdz., ab 1787 als a.o. Prof. med. Botanik, Min., Chemie und Zool.; B. wurde 1792 als o. Prof. für Naturwiss. in die Phil. Fak. berufen; er war Begründer und erster Direktor der Naturforschenden Gesellschaft (1793); ab 1794 leitete B. den Aufbau des Bot. Gartens

W: Rathausgasse 1
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; 2. (1929) Goetheallee 28 (Inspektorhaus des Bot. Gartens), verloren, Erneuerung nach 1991


Baumgarten-Crusius, Ludwig Friedrich Otto * 1788 Merseburg, † 1843 Jena; Theologe; nach Besuch der Grimmaer Fürstenschule Studium in Leipzig; 1812 Berufung nach Jena als a.o. Prof. theol. (1823 o. Prof.); B. zeichnete sich vor allem auf dem Gebiet der Dogmengeschichte aus, für K. von Hase war er der "Historiker des religiösen Geistes"

W: Löbdergraben 34
GT: (1858) ebd., verloren nach 1934


Bebel, August * 1840 Köln-Deutz, † 1930 Passug b. Chur/Schweiz; Drechsler, Führer der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung; gemeinsam mit W. Liebknecht stand er 1866 an der Spitze der Volksbewegung für ein einheitliches demokratisches Deutschland; 1869 war B. Mitbegründer der SPD in Eisenach; als Reichstagsabgeordneter bestimmte er die Entwicklung einer revolutionären Parlamentstaktik der deutschen Sozialdemokraten; er trat als vielseitiger Publizist im Interesse der Arbeiterklasse auf; internationale Anerkennung erlangte besonders sein Buch "Die Frau und der Sozialismus"; als Führer der deutschen Sozialdemokraten weilte B. mehrfach in Jena, so 1869 auf Einladung Abbes und Sys im Gasthof "Zum goldenen Engel", 1904 und 1905 zum Parteitag der SPD

W: Weimar-Geraer-Bahnhofstr. 1, Wagnergasse 25 (,Kaiserhof")
GT: 1. (nach 1945) Engelplatz ("Zum goldenen Engel"), Gebäude 1984 abgerissen; 2. (1991) Wagnergasse 25


Becher, Johannes R. * 1891 München, † 1958 Berlin; Dichter, Kulturpolitiker; er kam 1917/18 nach Jena, um sich in der von O. Binswanger geleiteten Psychiatrischen Universitätsklinik behandeln zu lassen; später hatte er die Absicht, das in München unterbrochene Medizinstudium in Jena fortzuführen; die im Exil entstandenen Gedichte (u. a. "Jena oder die schwebende Stadt", 1938) gehören zu den bedeutendsten literarischen Zeugnissen, die Dichter der Saalestadt zueigneten; 1951 ehrte ihn die Stadt mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde, 1958 die Universität als Ehrensenator

W: Sophienstr. 9 und 22
GT: (1961) Leninstr. 9


Bechstein, Johann Matthäus * 1757 Waltershausen, † 1822 Dreißigacker b. Meiningen; Zoologe, Forstwissenschaftler; er hielt sich vermutlich 1778/80 in Jena auf; B. gründete die Sozietät der Forst- und Jagdkunde und war Direktor der Forstlehranstalt in Dreißigacker; B. schrieb eine "Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands aus allen drei Reichen der Natur" (4 Bde., 1789/95); B. war der Onkel des Dichters Ludwig B.

W: unbekannt
GT: (nach 1934) Zwätzengasse 18, erneuert 1989


Beier, Adrian * 1600 Glauchau, † 1678 Jena; Theologe, Geschichtsschreiber; nach Studium in Jena, Leipzig und Erfurt wirkte er ab 1629 in Jena als Prediger und Diakon, von 1635 an als Archidiakon; B. war der bedeutendste Jenaer Stadtchronist des 17.Jh.; seine Werke wie "Chronologus Jenensis" u. "Architectus Jenensis" haben heute noch großen Quellenwert

W: H. d. Kirche 5/6, Leutragasse, Jenergasse ("Zum grünen Schilde") (Eigentümer)
GT: (nach 1991) Jenergasse 13


Beireis, Gottfried Christoph * 1730 Mühlhausen, † 1809 Helmstedt; Naturwissenschaftler, Mediziner; studierte 1750/53 Jura, Chemie, Physik, Med. und Math. in Jena; ab 1759 wirkte er als Prof. der Naturgesch. und Med. in Helmstedt; im Laufe seines Lebens hatte er bedeutende Sammlungen mit Gegenständen aus allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft zusammengetragen

W: Löbdergasse 4
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Bergemann-Könitzer, Martha * 1874 Jena, † 1955 ebd.; Bildhauerin; sie nahm ab 1888 an sprachlichen, philosophischen und kunstgeschichtlichen Kursen teil und erhielt Kunstunterricht bei Weichberger in Weimar; 1898/1904 war B. Mitglied des Künstlerinnenvereins München; ab 1907 wirkte sie in Jena, hier schuf sie u. a. Porträts, Brunnen und Grabmäler; zwei Jahre unterrichtete sie an der Zeiss-Zeichenschule; B. war 1922/34 in der Lehrerausbildung tätig, ab 1930 an der Universität

W: Villengang 3
GT: (nach 1991) ebd.


Berger, Hans * 1873 Neuses b. Coburg, † 1941 Bad Blankenburg/Thür.; Mediziner; nach Studium 1892/97 in Berlin, Würzburg, Jena und Kiel wirkte B. als Arzt in Jena, ab 1901 als Pdz. und 1906/38 als Prof. für Psychiatrie und Neurologie; 1919 wurde er als Nachfolger O. Binswangers Direktor der Psychiatrischen Klinik; B. ist der Entdecker der bioelektrischen Ströme im menschlichen Gehirn, er setzte sie in Beziehung zu den psychischen Vorgängen im Menschen und schuf damit die Grundlagen der Neuropsychologie

W: Ob. Philosophenweg 3
GT: (nach 1945) Philosophenweg 3 (Klinik für Psychiatrie und Neurologie)


Bernhard von Weimar * 1604 Weimar, † 1639 Neuenburg/Baden; Heerführer; der Urenkel Joh. Friedrich I. war ab 1622 im Heer des Dänenkönigs und trat 1631 an die Seite des schwed. Königs Gustav Adolf; nach dessen Tod in der Schlacht bei Lützen (1632) übernahm er die Führung und behauptete das Schlachtfeld; B. wollte den 30jährigen Krieg um jeden Preis zur militärischen Entscheidung bringen, wurde aber nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen (1634) in die Defensive gedrängt

W: unbekannt
GT: (vor 1934) Steinweg 38, verloren vor 1934, E


Bernstein, Georg Heinrich * 1787 Cospeda b. Jena, † 1860 Lauban/Schlesien; Orientalist; nach Studium der Theol. und orient. Sprachen lehrte er ab 1810 als Privatdozent in Jena; 1812 wurde B. als Prof. nach Berlin berufen und 1820 nach Breslau; B. entwickelte die Syriologie zu einem selbständigen Lehr- und Forschungsgebiet

W: unbekannt
GT: (vor 1928) Johannisstr. 5, Gebäude 1945 zerstört


Bezold, Albert von * 1836 Berlin, † 1868 Würzburg; Mediziner; nach Studium in Würzburg und Berlin wirkte er ab 1861 als Prof. in Jena und Direktor des Physiologischen Laboratoriums; von 1865 an war er Prof. in Würzburg, führte dort Untersuchungen über die elektrische Erregung der Nerven und Muskeln durch

W: H. d. Rinne
GT: (vor 1934) Teichgraben 8 (Physiologisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Biedermann, Wilhelm * 1854 Bilin/Böhmen, † 1929 Jena; Mediziner; er studierte in Prag und war dort einige Jahre Pdz.; ab 1888 wirkte er in Jena als Prof. und Direktor des Physiologischen Institutes; 1927 ein.

W: Botzstr. 4
GT: (vor 1934) Teichgraben 8 (Physiologisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Bieglein-Kreußler, Johann Wolfgang (siehe Kreußler)


Bielcke, Johann * 1643 Wickerstedt b. Apolda, † 1706 Jena; Verleger, Buchhändler; B. hatte bei seinem späteren Schwiegervater, dem Jenaer Buchdrucker B. Lobenstein, gelernt, bevor er 1665 neben dem "Burgkeller" eine eigene Buchhandlung eröffnete; in 40 Jahren brachte er mehr als 1500 Werke heraus und gehörte damit zu den bedeutendsten Verlegern seiner Zeit; sein Sohn Joh. Felix B. führte das Unternehmen noch bis 1749 weiter; B. war auch Stadtrichter und Bürgermeister

W: Johannisgasse 26
GT: (nach 1990) Weigelstr. 7

Johann Bielcke, Kupferstich von unbek. Künstler (J. F. S.), nach 1706


Binswanger, Otto * 1852 Münsterlingen/Schweiz, † 1929 Kreuzlingen; Mediziner; Studium in Heidelberg, Straßburg und Zürich und Ass. in Göttingen, Breslau und an der Berliner Charite; 1882 wurde er zum Direktor der Landesirrenanstalt in Jena berufen (Ein. 1919); B. reformierte die Klinik von Grund auf entsprechend modernem Erkenntnisstand; die Entwicklung der Kinderpsychiatrie und der Psychotherapie wurde von ihm nachhaltig gefördert; B. war Mitglied der "Gesellschaft der Kunstfreunde von Jena und Weimar" und als solcher ein Förderer des zeitgenössischen. Kunstschaffens

W: Philosophenweg (Direktorgebäude der Klinik)
GT: (nach 1945) Philosophenweg 3 (Klinik für Psychiatrie und Neurologie)


Birken, Sigmund * 1626 Wildstein b. Eger/Böhmen, † 1681 Nürnberg; Dichter; nach jur., philol. und theol. Studien in Jena (1643/45) war er zunächst Prinzenerzieher am Wolfenbütteler Hof; dann lebte er als Schriftsteller in Nürnberg; B. war Mitglied des "Pegnesischen Blumenordens", eine der einflußreichsten Dichtergesellschaften des 17. Jh., und der Weimarer "Fruchtbringenden Gesellschaft"

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Bismarck, Otto Fürst von * 1815 Schönhausen/Altmark, † 1898 Friedrichsruh b. Hamburg; preußischer Staatsmann; 1871/90 Reichskanzler des von ihm mitbegründeten Deutschen Kaiserreiches; B. hielt sich bereits als Göttinger Student 1837 in Jena auf, wurde aber wegen eines geplanten Duells aus der Stadt gewiesen; 1892 folgte er der Einladung von Stadt und Universität und hielt auf dem Jenaer Markt - erstmals wieder nach seinem erzwungenen Rücktritt als Kanzler - eine öffentliche Rede; die SPD protestierte entschieden gegen den Auftritt des ehemaligen Reichskanzlers

W: Johannisgasse 5?, Lutherplatz 2 ("Schwarzer Bär")
GT: 1. (vor 1934) "Schwarzer Bär", verloren, erneuert nach 1991; 2. (vor 1934) Jenergasse 14, verloren


Blumenbach, Johann Friedrich * 1752 Gotha, † 1840 Göttingen; Mediziner; 1769/72 Studium der Med. in Jena, danach in Göttingen; ab 1776 lehrte er dort als Prof. med., zugleich war B. Unteraufseher des Akademischen Museums; 1779 erschien die erste Auflage seines "Handbuches der Naturgeschichte"; B. gehörte zu den Mitbegründern der wiss. Zoologie in Deutschland und erhob erstmals an einer Universität die Naturgeschichte des Menschen zum Lehrfach; er war Mitglied wiss. Akademien (Bologna, Paris); wiss. Interessen verbanden ihn lange Jahre mit Goethe; 1796 besuchte B. Schiller in Jena; er war Mitglied der Jenaer Mineralogischen Gesellschaft

W: vermutlich Johannisgasse 16
GT: 1. (1858) Markt 3, Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Johannisstr. 16


Böker, Hans Heinrich * 1886 Mexiko-City, † 1939 Köln; Mediziner; nach Studium in Freiburg/Br., Kiel und Berlin war er Ass. und Prosektor am Anatomischen Institut Freiburg; ab 1922 wirkte er ein Jahr als a.o. Professor in Jena, danach wieder in Freiburg; nach ausgedehnten Forschungsreisen zu den Kanarischen Inseln, nach Brasilien und in die Sahara erhielt er 1932 in Jena den Lehrstuhl für Anatomie; 1938 nahm er eine Berufung an die Kölner Universität an

W: Kernbergstr. 42
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Bötticher, Georg * 1849 Jena, † 1918 Leipzig; Unterhaltungsschriftsteller; B. wurde an dem Dresdner Polytechnikum zum Musterzeichner für Tapeten und Teppiche ausgebildet; ab 1875 unterhielt er in Wurzen ein eigenes Geschäft; der kabarettistische Gestus seiner heiter-ironischen Texte (u. a. "Das lustige Jena", 1895) verweist bereits auf das literarische Werk seines Sohnes Joachim Ringelnatz

W: Jenergasse 6
GT: (1989) ebd.


Bojanus, Ludwig Heinrich von * 1776 Buchsweiler/Elsaß, † 1827 Wilna; Mediziner; studierte vermutlich 1794 in Jena, später war er Prof. in Wilna

W: unbekannt
GT: (1858) Unterlauengasse 14, Gebäude um 1900 abgerissen, neue Anbringung: Unterm Markt 12a, verloren


Bose, Johann Andreas * 1626 Leipzig, † 1674 Jena; Historiker; nach Studium in Leipzig und Helmstedt sowie ausgedehnten Reisen kam B. 1654 nach Jena und wurde 1656 Prof. für Geschichte; B. vertrat die neue Disziplin im Sinne historischer Staatenkunde und las erstmals über osteurop., byzant. und türk. Geschichte; die bekannte Gliederung der Weltgeschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit geht auf B. zurück; zu seinen Schülern gehörten Pufendorf und Leibniz

W: Löbdergasse 6
GT: (1858) Löbdergasse 20/21, neue Anbringung: (1928) Rathausgasse l, Gebäude 1945 zerstört; E


Brandis, Carl Georg * 1855 Kopenhagen, † 1926 Jena; Philologe, Historiker, Bibliothekar; Studium der klass. Philol. und Geschichte in Leipzig, Bonn und Straßburg; im Anschluß daran war er Erzieher des Prinzen Wilhelm Ernst von Sa.-Weimar; dann Bibliothekar in Berlin; 1903/25 war B. Direktor der UB Jena; B. war korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Erfurt; er erwarb sich Verdienste um die Neuorganisation und Verwaltung der UB

W: Lutherstr. 117
GT: (vor 1928) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört.; E


Braus, Hermann Daniel Abraham Otto * 1868 Burtscheid b. Aachen, † 1924 Würzburg; Mediziner; Studium in Bonn, Jena, Heidelberg und Berlin; wurde 1894 Ass. an der Jenaer Anatomischen Anstalt, danach Pdz.; ab 1901 Prof. in Heidelberg, später Würzburg

W: unbekannt
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Brehm, Alfred Edmund * 1829 Unterrenthendorf b. (Stadt-)Roda, † 1884 ebd.; Naturforscher, Tiergärtner; nach seiner ersten Forschungsreise nach Afrika studierte B. 1853/55 in Jena Naturwiss.; 1855 Prom. zum Dr. phil.; danach unternahm er weitere Reisen nach Spanien, Norwegen und Lappland, wiederum Afrika, Westsibirien und an die mittlere Donau; 1858 erschienen in Jena seine "Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika", die seinen Ruf als "Volksschriftsteller" begründeten; 1863/66 leitete B. den Zoologischen Garten Hamburg, danach 1867/74 das von ihm aufgebaute "Berliner Aquarium"; sein in vielen Auflagen und Sprachen erschienenes Hauptwerk "Illustriertes Tierleben" ("Brehms Tierleben") machte ihn weltweit bekannt

W: Löbdergraben, Saalgasse 4
GT: (vor 1934) Saalstr. 4, erneuert 1983, verloren 1988, erneuert 1990


Brendel, Zacharias (sen.) * 1553 Bürgel b. Jena, † 1626 Artern; Mathematiker, Physiker, Mediziner; der Sohn eines Schusters studierte in Jena Phil. und Med.; nach Prom. 1581 in Padua wurde B. 1583 in Jena als Nachfolger Flachs Prof. der Math. und zugleich Stadtphysikus, 1588 bzw. 1592 auch Prof. der Physik und Med.; B. hielt als erster Jenaer Prof. chem. Übungen ab und nahm öffentliche Leichensektionen vor

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Brentano, Clemens * 1778 Ehrenbreitstein a. d. Mosel, † 1842 Aschaffenburg; Dichter; 1798 Studium in Jena, fand Zugang zum Kreis der Frühromantiker; bei den Brüdern Schlegel lernte er die Schriftstellerin Sophie Mereau kennen, die er 1803 heiratete; mit A. von Arnim gab er die Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" (1805/08) heraus

W: unbekannt
GT: (1858) Steinweg 27, verloren vor 1934; E


Brück (eigtl. Heinse, auch gen. Potanus), Gregor von * 1483 (1485?) Brück b. Magdeburg, † 1557 Jena; Jurist, Politiker; er war Kanzler dreier sächsischer Kurfürsten und als solcher einer der Wegbereiter der Reformation; B. gehörte zu den Verfassern der Augsburgischen Konfession; ab 1547 lebte er in Jena und unterstützte die Gründung der Universität

W: Am Kreuz 4
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Brunnquell, Johann Salomo * 1693 Quedlinburg, † 1753 Göttingen; Jurist; Studium in Jena und Leipzig; ab 1716 Adv. in seiner Heimatstadt; 1717 war B. wieder in Jena, hier wurde er später Hofgerichtsadv. und 1730 Prof. jur. sowie Beisitzer des Schöppenstuhls und des Hofgerichts; 1735 wurde er als Prof. des kanonischen Rechts nach Göttingen berufen

W: Markt 19
GT: 1. (1858) ebd., erneuert 1988; 2. (vor 1928) Ernst-Thälmann-Ring 6 (= Hinterhaus)


Buchwald, Eberhard Heinrich Otto * 1886 Breslau, † 1975 Warin/Meckl.; Physiker; nach Studium in Breslau, Würzburg, Bonn und München war er zunächst Pdz., dann a.o. Prof. an der Universität seiner Heimatstadt; 1923 folgte er einem Ruf an die TH Danzig; ab 1945 lehrte er theor. Physik an der Jenaer Universität (Ein. 1954); B. erwarb sich bleibende Verdienste beim Neuaufbau des Physikalischen Instituts

W: Hermann-Löns-Str. 65
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Budde(us), Johann Franz * 1667 Anklam, † 1729 Jena; Theologe, Philosoph; studierte in Wittenberg und Jena; bevor er 1693 nach Halle ging, lehrte er 1689/92 hier bereits Phil., ab 1705 Theol. wieder in Jena; B. ist der bedeutendste Vertreter der Aufklärung in Jena; als Philosoph stand B. dem Rationalismus Descartes und dem Empirismus Lockes nahe und vertrat einen von Thomasius beeinflußten, auf praktische Wirksamkeit ausgerichteten Wissenschaftsbegriff

W: Johannisgasse 8
GT: 1. (1858) ebd., erneuert 1929, verloren vor 1934, 2. (nach 1991) Coll. Jen.

Johann Franz Buddeus, Gemälde von unbek. Künstler, nach 1705


Buder, Christian Gottlieb * 1693 Kittlitz/Oberlausitz, † 1763 Jena; Jurist, Historiker, Bibliothekar; Studium in Leipzig und Jena, 1722 hier Universitätsbibliothekar; 1730 wurde er zum Prof. jur. berufen, ab 1738 auch Prof. für Geschichte; er lehrte vor allem Staats- u. Lehnsrecht; B. stiftete seine bedeutende Bibliothek und Handschriftensammlung der Universität

W: Löbdergasse (6 und 7)
GT: 1. (1858) Löbderstr. 7, neue Anbringung: (1929) Coll. Jen., verloren um 1973; 2. (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört.; E


Bursian, Conrad * 1830 Mutzschen b. Grimma, † 1883 München; Altphilologe; nach Besuch der Thomasschule Studium in Leipzig und Berlin, Reisen nach Italien und Griechenland; 1858/61 Prof. in Leipzig, danach in Tübingen und Zürich, 1869 in Jena und 1874 in München; B. war Mitglied zahlreicher Akademien und wiss. Gesellschaften; er begründete 1873 die nach ihm benannten "Jahresberichte über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft"

W: V. d. Neutor 3
GT: (1929) ebd., verloren


Carlwiß, Erich über den Träger dieses Namens konnte bereits Thieme 1934 nichts aussagen; GT trug die Jahreszahlen 1830-35

GT: (vor 1934) Jenergasse 14, verloren nach 1934


Claudius, Matthias * 1740 Reinfeld/Holstein, † 1815 Wandsbeck b. Hamburg; Lyriker, Publizist; 1759/63 studierte er Theol. und Jura in Jena; in der "Teutschen Gesellschaft" fand C. den Hörerkreis für seine ersten Gedichte; der mit Lessing und Herder bekannte C. wurde berühmt u. a. als Verfasser des Liedes "Der Mond ist aufgegangen"

W: unbekannt
GT: 1. (1858) Markt 19, erneuert 1988; 2. (vor 1934) Ernst-Thälmann-Ring 6 (= Hinterhaus)


Cornarius, Janus (eigtl. Johann Haynpol, Hagenbut od. Hanbut) * 1500 Zwickau, † 1558 Jena; Mediziner; nach Studium in Wittenberg Reisen in die Niederlande, nach England, Frankreich, Italien und in die Schweiz; dort studierte er u. a. Originalwerke der antiken Med.; nach Aufenthalt in Basel wirkte C. als Stadtphysikus in Nordhausen, Frankfurt a.M. und Zwickau; 1542 wurde er als Prof. nach Marburg berufen, 1558 nach Jena, wo er der erste Dekan der Med. Fak. wurde

W: Johannisgasse
GT: 1. (1858) Johannisstr. 12, verloren vor 1934; 2. (1979) Coll. Jen.


Credner, Karl August * 1797 Waltershausen, † 1857 Gießen; Theologe; er studierte in Jena, Breslau und Göttingen; wirkte ab 1828 als Privatdozent in Jena und ab 1830 als Prof.; 1832 wurde er Prof. in Gießen

W: Johannisplatz 20
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Creuzer, Georg Friedrich * 1771 Marburg, † 1858 Heidelberg; Altphilologe; er studierte 1790/91 in Jena und wirkte ab 1807 als Prof. in Heidelberg; C. verfaßte die weithin beachtete "Symbolik und Mythologie der alten Völker" (1810/12)

W: Schloßgasse 17
GT: (1858) Unterm Markt 4, verloren 1973


Czapski, Siegfried * 1861 Obra/Prov. Posen, † 1907 Jena; Mathematiker, Physiker; Studium in Göttingen, Breslau, Berlin schloß er 1884 mit der Prom. ab; nach wiss. Arbeit in Berlin war er ab 1885 persönlicher Mitarbeiter E. Abbes in Jena und arbeitete auf dem Gebiet des Prismenfeldstechers; ab 1889 war C. neben Abbe und Schott Mitglied der Geschäftsleitung der Fa. Carl Zeiss

W: Forstweg 23
GT: (1929) Prof.-IbrahimStr. 23, verloren; E


Czermak, Johann(es) Nepomuk * 1828 Prag, † 1873 Leipzig; Mediziner; nach wiss. Tätigkeit in Prag, Graz, Krakau und Pest wurde er 1865 nach Jena berufen; hier gründete C. ein physiologisches Privatlaboratorium; aufgrund der beengten Verhältnisse in Jena folgte er 1870 einem Ruf an die Universität Leipzig, wo er den Garciaschen Kehlkopfspiegel vervollkommnete und ihn in die Praxis überführte

W: Teichgraben, Fürstengraben
GT: (1934) Teichgraben 8 (Physiologisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Danovius, Ernst Jakob * 1741 Redlau b. Danzig, † 1782 (Freitod) Jena; Theologe; er studierte in Helmstedt, Göttingen und Greifswald; 1765 wurde er Schulrektor in Danzig und 1768 als o. Prof. der Theol. nach Jena berufen; er war ein typischer Vertreter der deutschen Aufklärungstheologie

W: Leutragasse 5
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; E


Danz, Johann Andreas * 1654 Sundhausen b. Gotha, † 1727 Jena; Orientalist, Theologe; ab 1685 wirkte er als Prof. der orient. Sprachen in Jena und ab 1710 als Prof. der Theol.

W: Löbdergasse 6
GT: (1858) Löbderstr. 20/21, neue Anbringung: (vor 1928) Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört


Danz, Johann Traugott Leberecht * 1769 Weimar, † 1851 Jena; Theologe; er studierte in Jena und Göttingen und war danach Lehrer am Weimarer Gymnasium; 1798 wurde er Rektor der Jenaer Stadtschule und Pdz. an der Universität, 1809 Diakon und 1810 a.o. Prof. theol.; D. gehörte zu den namhaften Kirchenhistorikern des 19. Jh.; seine "Ansicht der Stadt Jena in den Oktobertagen 1806" (mit Radierungen von Roux) ist noch heute als Quellenwerk von Bedeutung

W: Jenergasse 15, Johannisgasse 14;
GT: 1. (1858) Jenergasse 15, verloren; 2. (1889) Johannisstr. 14


Darjes, Joachim Georg * 1714 Güstrow, † 1791 Frankfurt a.d.0.; Jurist, Pädagoge, Philosoph; nach Studium lehrte er als Pdz. Phil. in Jena; 1739 Prom. Dr. jur.; 1744 erhielt D. die Prof. für Moral und Politik; er gilt als der Begründer der Kameralistik an der Universität Jena; 1761 gründete er in Camsdorf die sog. Rosenschule, die als Realschule Unterricht und produktive Arbeit verbinden sollte; 1763 wurde er Prof. jur. und phil. in Frankfurt a. d. 0.

W: Kollegiengasse 22, Camsdorfer Freigut (Eigentümer)
GT: 1. (1858) Kollegiengasse 22, verloren vor 1934; 2. (nach 1991) Camsdorfer Ufer 1


Delbrück, Berthold * 1842 Putbus/Rügen, † 1922 Jena; Philologe; nach Studium in Halle und Berlin war D. Hauslehrer und Gymnasialprof., 1867 Privatdozent in Halle, 1869 Prof. für Vgl. Sprachwiss. in Jena; D. verfaßte grundlegende Werke zur altind., grch., germ. u. indogerm. Sprachgeschichte und gehörte zu den Mitbegründern der Vgl. Syntax

W: Fürstengraben 6, Marienstr. 10
GT: (1929) Marienstr. 12, verloren; E


Delbrück, Clemens von * 1856 Halle, † 1921 Jena; Politiker; er begann seine Laufbahn im preuß. Staatsdienst als Landrat, war dann nacheinander Oberbürgermeister von Danzig, Oberpräsident von Westpreußen und preuß. Minister für Handel und Gewerbe; D. hatte maßgeblichen Anteil an der wirtschaftlichen Kriegsvorbereitung; nach seinem erzwungenen Rücktritt 1916 lebte er in Jena; unter der Regierung Max von Badens gehörte er noch einmal für kurze Zeit dem Kabinett an

W: Westendstr. 24, Landgrafenstieg 1
GT: (nach 1934) Landgrafenstieg 1


Delitzsch, Friedrich * 1850 Erlangen, † 1922 Langenschwalbach/Rheinl.; Orientalist; er studierte in Leipzig und Berlin; 1872 wollte der Dr. phil. aus Leipzig in Jena seine SanskritStudien abschließen, wurde jedoch von E. Schrader angeregt, sich der Assyriologie zuzuwenden; ab 1878 war er Prof. der semit. Sprachen und der Assyriologie in Leipzig, später in Berlin; hier war er Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Kgl. Museen; 1901/02 leitete er Ausgrabungen in Mesopotamien; D. gehört zu den herausragenden deutschen Assyriologen und Orientarchäologen; er gab zahlreiche wiss. Werke heraus und war Mitglied internationaler wiss. Gesellschaften

W: Jenergasse 14
GT: (vor 1928) ebd.


Demelius, Friedrich Wilhelm * 1801 Cospeda b. Jena, † 1874 Jena; "ewiger Student"; der Pastorensohn studierte 1827/73 an allen Fak. der Jenaer Universität; unter dem Spottnamen "Latte" (od. "Bierlatte") erwarb er sich den zweifelhaften Ruf eines weithin bekannten Jenaer Originals

W: u. a. am Johannistor
GT: (vor 1928) Ballhausgasse 6


Demelius, Gustav * 1831 Allstedt, † 1891 Wien; Jurist; D. studierte 1849/52 in Jena, Prom. zum Dr. jur. 1855; er wirkte ab 1856 als Hochschullehrer in Österreich (u. a. in Prag, Krakau und Wien)

W: Johannisgasse 5
GT: (vor 1928) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Devrient, Otto * 1838 Berlin, † 1894 Stettin; Schauspieler, Dramatiker; D. entstammte der berühmten deutschen Bühnenkünstlerfamilie und wirkte am Weimarer Hoftheater; 1875/76 spielte er den Mephisto in der ersten Aufführung beider Teile des "Faust"; mit seinem "Deutschen Bühnen- und Familien-Shakespeare" (1873/76) setzten sich die Werke des engl. Dramatikers endgültig an dem deutschen Theater durch; 1881/84 lebte D. in Jena und schrieb im Auftrag der Stadt ein Luther-Festspiel (1883)

W: Erfurter Str.
GT: (vor 1934) August-Bebel-Str. 22


De Wette, Wilhelm Martin Leberecht * 1778 Ulla b. Weimar, † 1849 Basel; Theologe; 1799/1802 studierte er in Jena; 1807/08 wirkte er als Privatdozent in Jena, danach als Prof. in Heidelberg und Berlin; ab 1815 lebte er in Weimar; er richtete an die Mutter des hingerichteten Jenaer Burschenschafters K. L. Sand ein Trostschreiben, was ihn bei den Behörden in Mißkredit brachte; ab 1822 war er Prof. in Basel

W: Unterm Markt/Oberlauengasse
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude um 1900 abgerissen; 2. (1929) Oberlauengasse 2, verloren nach 1945, erneuert 1990


Dexel, Walter * 1890 München, † 1973 Braunschweig; Kunsthistoriker, Maler, Grafiker; er studierte 1910/14 Kunstgeschichte und besuchte die Münchener Mal- u. Zeichenschule; Studienreisen führten ihn nach Italien und Frankreich; 1916 Promotion in Jena, ließ sich hier als freischaffender Gebrauchsgrafiker nieder; große Verdienste erwarb er sich um den 1903 gegründeten Kunstverein, dessen Austellungsleiter (1916/20) und Geschäftsführer (1921/28) er war; nach 1928 wirkte D. in Magdeburg, Berlin und Braunschweig; 1937 fielen die Sammlung des Kunstvereins und auch seine eigenen Werke, u. a. das Hinterglasbild, der Aktion "Entartete Kunst" zum Opfer

W: Fuchsturmweg 15
GT: (nach 1991) ebd.


Diederichs, Eugen * 1867 Löbitz b. Weißenfels, † 1930 Jena; Verleger; 1896 gründete D. in Florenz einen Verlag, den er bald nach Leipzig und 1904 nach Jena überführte; hier entwickelte er sich zum bedeutendsten deutschen Editionshaus impressionistischer und neuromantischer Literatur; zu seinen Autoren gehörten u. a. L. N. Tolstoi, Reymont und Andersen Nexö; D. war nacheinander mit den Schriftstellerinnen H. Voigt-Diederichs (1875/1961) und mit L. von Strauß und Torney (1873/1956) verheiratet

W: Sedanstr. 8, Beethovenstr. 30, Jenergasse 6 (Comptoir), Carl-Zeiß-Platz
GT: (nach 1991) Carl-Zeiß-Platz 4


Dilherr, Johann Michael * 1604 Themar, † 1669 Nürnberg; Historiker, Theologe; er studierte in Leipzig, Wittenberg, Altdorf und Jena (1628/30); 1631 wurde er Prof. für Beredsamkeit, 1634 für Geschichte und 1640 für Theologie; D. gehörte zu den bedeutenden Jenaer Historikern während des 30jährigen Krieges; 1642 folgte er einem Ruf nach Nürnberg, später war er dort Oberprediger und Direktor des Gymnasiums

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Dingelstedt, Franz Frhr. von * 1814 Halsdorf b. Kassel, † 1881 Wien; Theaterintendant, Schriftsteller; am Münchner Hoftheater erwarb er sich große Verdienste um die Aufführung von Werken der deutschen Klassik; daraufhin wurde er 1857 nach Weimar berufen; ab 1867 war D. Direktor der Wiener Hofoper bzw. des Burgtheaters; 1838 Prom. zum Dr. phil. in Jena; besuchte in der Weimarer Zeit häufig Jena

W: unbekannt
GT: (vor 1928) Jenergasse 14


Dinger, Hugo * 1865 Cölln b. Bautzen, † 1941 Jena; Theaterwissenschaftler; nach Studium u. a. in München und Jena (1894/96) war er Pdz. für Phil. und ab 1905 a.o. Prof.; 1922 erhielt er einen Lehrauftrag für Dramaturgie und Ästhetik; D. erwarb sich bei der Erschließung des theor. Werkes von R. Wagner bleibende Verdienste

W: Am Landgrafen 2
GT: (nach 1941) Landgrafenstieg 3


Dobenecker, Otto * 1859 Kahla, † 1939 Jena; Historiker, Pädagoge; er studierte zunächst Med., dann Gesch., Philol. und Germ. in Jena und wurde 1883 zum Dr. phil. prom.; danach wirkte er als Lehrer am Gymnasium in Jena und ab 1909 als Direktor; sein Lebenswerk war die Herausgabe des von D. Schäfer 1883 begonnenen Verzeichnisses Thür. Urkunden ("Regesta Thuringiae"); ab 1885 gab D. mit J. E. A. Martin (ab 1891 allein) die Zeitschrift des "Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde" heraus; 1902 wurde er stellvertretender und 1926 Vorsitzender dieses Vereins; 1929 wurde er von der Jenaer Universität zum Dr. theol. h. c. prom.

W: Weimar-Geraer-Bahnhofstr. 9
GT: (nach 1934) Westbahnhofstr. 9


Döbereiner, Johann Wolfgang * 1780 Burg b. Hof, † 1849 Jena; Chemiker; nach Apothekerlehre bildete er sich autodidaktisch auf dem Gebiet der Chemie weiter; durch Veröffentlichungen erlangte D. solch einen Ruf, daß er 1810 (ohne höhere Schulbildung) auf den Lehrstuhl für Chemie nach Jena berufen wurde; D. entwickelte sich zu einem der führenden Chemiker seiner Zeit - mit seiner Triadenlehre schuf er erste Ansätze zu einer Systematisierung der chem. Elemente; er entdeckte die katalytische Wirksamkeit des Platins (Döbereiner-Feuerzeug)

W: Schloß, Neugasse 23
GT: (1858) Neugasse 23, erneuert 1989

Johann Wolfgang Döbereiner, zeitgen. Kopie nach G. Ph. Schmidt, 1825


Döderlein, Gustav Albert Max * 1893 Leipzig, † 1980 München; Mediziner; er studierte Med. in München und wirkte als Arzt in München und Berlin (Frauenklinik der Charite); 1935 erhielt D. einen Lehrauftrag für Geburtshilfe und Gynäkologie; 1946 folgte er einem Ruf als Prof. und Direktor der Frauenklinik und Hebammenlehranstalt nach Jena; er wurde 1958 ein. und übersiedelte später nach München

W: Bachstr. 18
GT: (1968) ebd. (Frauenklinik)


Döderlein, Johann Christoph * 1746 Windsheim/Franken, † 1792 Jena; Theologe; er studierte in Altdorf Theol., war danach Hauslehrer; ab 1772 lehrte er als Prof. theol. in Altdorf, 1782 in Jena; er gehörte gemeinsam mit Griesbach zu den Jenaer Vertretern der Aufklärungstheologie

W: Markt 17, Leutragasse 5
GT: (1858) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; E


Drese, Adam *1620 unbekannt, † 1701 Arnstadt; Komponist, Hofkapellmeister, Staatsbeamter; Hz. Wilhelm IV. von Sa.-Weimar ließ D. in Warschau bei dem italienischen Komponisten M. Scacchi ausbilden; danach wirkte D. als Kapellmeister und Komponist an verschiedenen ernestinischen Höfen, so ab 1652 in Weimar; nach 1667 war D. Kammersekretär und Komponist in Jena, wo er 1669 am Saumarkt ein Haus errichten ließ; 1683 mußte er Jena verlassen, da die Kapelle aufgelöst wurde

W: Saumarkt
GT: (1990) Unterm Markt 12a


Drews, Paul Gottfried * 1858 Eibenstock, † 1912 Halle; Theologe; 1894/95 war er Prof. der prakt. Theol. in Jena; dann folgte er einem Ruf nach Halle; 1901/08 wirkte er in Gießen, danach wieder in Halle; er verfaßte bedeutende kirchenhistorische Werke

W: Lutherstr. 33
GT: (1929) ebd., verloren vor 1934


Droysen, Johann Gustav * 1808 Treptow Rega/Pommern, † 1884 Berlin; Historiker; 1848 gehörte der rechtsliberal orientierte D. als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung an; 1851 folgte er einem Ruf nach Jena; hier widmete er sich vornehmlich der preuß. Geschichte; D. gründete das Historische Seminar der Universität und war Mitinitiator des "Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde"; D. ist einer der bedeutendsten bürgerlichen Historiker des 19. Jh.

W: Markt, H. d. Rathaus
GT: 1. (1929) Kl. Rathausgasse 3; 2. (1929) Postgasse 6, beide Gebäude 1945 zerstört; E


Ebers, Georg Moritz * 1837 Berlin, † 1898 Tutzing/Oberbayern; Ägyptologe, Romancier; nach Studium in Göttingen kam E. als Pdz. nach Jena und wurde 1868 a.o. Prof. für Altertumskunde; von Jena aus unternahm er wichtige Forschungsreisen nach Ägypten und in den Sudan; 1878 wurde er Prof. für Ägyptologie in Leipzig; seine im ägyptischen Altertum spielenden Bücher gehören zum Typ des damals beliebten Professorenromans

W: Fürstengraben
GT: (vor 1928) Fürstengraben 13, verloren; E


Eckhardt, Johann Christian Ludwig von: * 1732 Coburg, † 1800 Jena; Jurist; er studierte 1752 in Jena; danach war er als Adv. und Syndicus in Coburg tätig; 1775 wurde er Regierungsrat und Geheimer Archivar in Weimar; 1783 folgte er dem Ruf als Prof. jur. nach Jena, hier war er zugleich Beisitzer des Hofgerichts und des Schöppenstuhls

W: Am Kreuz 4
GT: (1858) ebd., erneuert 1929, Gebäude 1945 zerstört


Edelmann, Johann Christian * 1698 Weißenfels, † 1767 Berlin; Philosoph; er studierte 1720/24 in Jena Theol.; E. schloß sich als Hauslehrer verschiedenen oppositionellen religiösen Strömungen an; philosophisch war er von Spinoza und dem engl. Deismus beeinflußt und versuchte, den Pietismus mit rational-aufklärerischem Denken zu verbinden; neben einer Reihe phil. Schriften veröffentlichte er 1752 auch eine "Selbstbiographie"

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Eggeling, Heinrich von * 1838 Helmstedt, † 1911 Jena; Kurator der Universität; nach Studium der Philol. in Jena war er Schulrat in Meiningen; E. wirkte ab 1884 als Kurator und hatte einen hervorragenden Anteil am Bau und an der Ausgestaltung des UHG; anläßlich dessen Einweihung erhielt er die Jenaer Ehrenbürgerwürde

W: Kasernenstr. (S)
GT: (1929) Rathenaustr. S


Eggeling, Heinrich von * 1869 Meiningen, † 1954 Neustadt a. Rbg. b. Hannover; Mediziner; er studierte 1889 in Jena; nach Ass.-tätigkeit in Zürich, Würzburg und Straßburg wurde er 1902 Prosektor am Anatomischen Institut Jena; 1904 a.o. Prof.; 1922/3S (Ein.) war er Prof. in Breslau; er war Herausgeber bzw. Begründer verschiedener anat. Zeitschriften

W: Kahlaische Str. 2, Sellierstr. 1, Kasernenstr. (S)
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Eichhorn, Gustav * 1862 Eisfeld, † 1929 Jena; Mediziner, Historiker; nach Studium und Prom. (1887) in Jena arbeitete er als Ass. in de Landesirrenheilanstalt; ab 1889 war er als prakt. Arzt tätig, daneben wirkte er als Konservator am Germanischen Museum der Un versität; später wurde E. Direktor des Museums und Prof.; er baute den Sammlungsbestand (Ur- und Frühgeschichte) mit eigenen Mitteln aus;

W: Leuträer: 33; Johannisstr. 19
GT: (1934) Coll. Jen., verloren um 1973; E


Eichhorn, Johann Gottfried * 1752 Dörrenzimmern/Hohenlohe, † 1827 Göttingen; Orientalist; 1775 wurde er Prof. der orient. Sprachen in Jena; er arbeitete besonders auf dem Gebiet der bibl. Textkritik; 1788 erhielt er einen Ruf nach Göttingen; ab 1813 war er Mitdirektor der dortigen Sozietät der Wisssenschaften

W: Jenergasse 9
GT: (1858) ebd., verloren, erneuert 1929 und 1987


Eichstädt, Karl Heinrich Abraham * 1772 Oschatz, † 1848 Jena; Altphilologe; er kam 1797 als Honorarprof. und redaktioneller Mitarbeiter der von Schütz geleiteten "Allgemeinen Literatur-Zeitung" nach Jena; 1804 wurde er dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Poesie und Beredsamkeit und gründete als Ersatz der nach Halle verlegten Zeitschrift die "Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung", die jedoch die Bedeutsamkeit und wiss. Ausstrahlung ihrer Vorgängerin nicht erreichen konnte; E. war Bibliothekar und Direktor des Philologischen Seminars

W: Engelplatz 8, Am Kreuz 4
GT: 1. (1858) Engelplatz 8, neue Anbringung: (1906) Am Kreuz 4, Gebäude 1945 zerstört; 2. (1839) an der Linde im Kollegienhof; 3. (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört; 4. (nach 1991) Engelplatz 8 (Nachfolgebau)


Endemann, Friedrich * 1857 Fulda, † 1936 Heidelberg; Jurist; der Sohn des Juristen Wilh. Sam. E. studierte 1877/78 in Jena; später war er Prof. in Königsberg, Halle und Heidelberg sowie Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

W: A. d. Graben
GT: (vor 1934) Fürstengraben 16, verloren


Endemann, Wilhelm Samuel * 1825 Marburg † 1899 Kassel; Jurist; er wurde 1862 als Prof jur. nach Jena berufen und wirkte zugleich al OAGR; 1867 wirkte er in der Bundeskommission zur Ausarbeitung einer allgemeinen Zivilprozeßordnung mit; 1872 nahm er am Allgemeinen Statistischen Kongreß in Petersburg teil und war 1871/73 Mitglied des Reichstages 1876 wurde er als Prof. für Zivil- und Strafprozeßrecht sowie Handels- und Staatsrecht nach Heidelberg berufen

W: V. d. Neutor, Fürstengraben, Engelplatz; GT (vor 1928) Engelplatz 1; verloren,


Eppenstein, Otto * 1876 Breslau, † 1942 Jena; Physiker; er studierte in Heidelberg, Breslau, Wien und Jena Physik und Math.; Prom. zum Dr. phil.; 1900 wurde er Ass. in der Sternwarte, außerdem arbeitete er in der Erdbebenforschungsstation; 1907/42 leitete E. im Zeisswerk die Entfernungsmesser-Abteilung und betreute zwischen 1918 und 1938 die Abt. Feinmeß, deren Mitbegründer er war; E. meldete 79 Patente an

W: u. a. Sonnenbergstr., Grietgasse 10, Beethovenstr. 44
GT: (nach 1991) Beethovenstr. 44


Erdmannsdörfer, Bernhard * 1833 Altenburg, † 1901 Heidelberg; Historiker; 1851/56 studierte er in Jena, darauf Pdz., ab 1861 Pdz. bzw. Prof. in Berlin; E. verfaßte die weithin beachtete "Deutsche Geschichte vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrich des Großen" (1892)

W: Jenergasse, V. d. Johannistor
GT: 1. (vor 1928) Jenergasse 14 (für C. Erdmannsdörfer?); 2. (vor 1934) Fürstengraben 19 (= dasselbe Gebäude), verloren


Ersch, Johann Samuel * 1766 Glogau/Schlesien, † 1828 Halle; Literaturwissenschaftler, Bibliothekar; nach Studium der Theol. und Gesch. in Halle kam er 1786 als Pdz. nach Jena; später wirkte er in Göttingen und Hamburg; 1800 kam E. als Mitarbeiter der "Allgemeinen Literatur-Zeitung" und Universitätsbibliothekar wieder nach Jena; 1803 erhielt er einen Ruf nach Halle und wurde dort 1808 Oberbibliothekar; E. war Herausgeber und Redakteur verschiedener Literaturzeitschriften und gilt als der Begründer der neueren deutschen Bibliographie

W: Jenergasse 11
GT: 1. (1858) ebd.; 2. (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört; 3. (nach 1990) Goetheallee 23


Eucken, Rudolf * 1846 Aurich/Ostfriesl., † 1926 Jena; Philosoph; 1874 folgte E. einem Ruf nach Jena und gehörte in den folgenden Jahrzehnten zu den herausragenden und international wirksamen Wissenschaftlern der Jenaer Universität; E. entwickelte, an den Idealismus Fichtes anknüpfend, eine metaphysisch-idealistische Lebensphilosophie, die von der Überzeugung der Selbständigkeit des Geisteslebens getragen wurde und ethisch-reformatorischen Zielen dienen sollte; seine von einem elitären Standpunkt ausgehende Kulturphilosophie gewann weit über Deutschland hinaus Resonanz, was ihm 1908 den Literatur-Nobelpreis einbrachte; E. war einer der ersten Jenaer Prof.; die sich für das Frauenstudium einsetzten

W: Neugasse 21, Forstweg 22, Botzstr. 5
GT: (1980) Dr.-Otto-Nuschke-Str. 5

Rudolf Eucken, Gemälde von I. Eucken, 1900


Falkner, Albert * um 1860 Witzleben b. Arnstadt, † 1925 Jena; Mediziner; F. studierte 1881/92 Med. (1890 Dr. med.), danach wirkte er bis zu seinem Tod als prakt. Arzt in Jena

W: Zwätzengasse 2, Saalbahnhofstr. 5, Unt. Löbdergraben (15 und 14)
GT: (vor 1928) Löbdergraben 23, verloren um 1980


Fernow, Carl Ludwig * 1773 Blumenhagen/Uckermark, † 1808 Weimar; Kunsthistoriker; aus Geldmangel arbeitete er als Schreiber, dann als Apotheker; Gönner ermöglichten ihm ab 1794 das Studium der Kunstgeschichte, der alten Sprachen und Literatur in Rom; auf Goethes Betreiben wurde er 1802 als Prof. der Archäologie nach Jena berufen; ab 1804 war er Bibliothekar in Weimar

W: Fürstengraben 18
GT: (1858) Goetheallee 18


Feuerbach, Paul Johann Anselm Ritter von * 1775 Hainichen b. Jena, † 1833 Frankfurt a.M.; Jurist; F. studierte ab 1792 Phil. und Jura in Jena, danach lehrte er hier als Pdz. Phil. und ab 1801 als a.o. Prof. Jura; 1802 folgte er einem Ruf nach Kiel, kurz darauf nach Landshut; später war F. Referendar im Justizministerium und im Polizeidepartement München; ab 1814 war er 2. Präsident des Bamberger, ab 18171. Präsident des Ansbacher Appellationsgerichtes; F. gilt als der einflußreichste deutsche Strafrechtler des 19. Jh.; seine Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiet der Kriminalwissenschaft; F. begründete die moderne deutsche Strafrechtslehre auf der Basis des Prinzips der Gleichheit aller vor dem Gesetz und leistete wichtige Vorarbeit zu einer Reform des Strafrechtswesens ("Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern von 1813"); er war der Vater des Phil. Ludw. F.

W: Leutragasse 5
GT: 1. (1858) Johannisstr. 21, vor 1934 verloren; 2. (nach 1991) Coll.Jen.

Johann Paul Anselm Feuerbach, Denkmal von K.-H. Appelt, 1983


Fichte, Johann Gottlieb * 1762 Rammenau/Oberlausitz, † 1814 Berlin; Philosoph; der Sohn eines Leinewebers studierte ab 1780 in Jena Theol., 1784 wirkte F. als Hauslehrer in der Schweiz; nach Aufenthalten in Leipzig, Königsberg und Zürich kam er 1794 nach Jena als Prof. phil.; F. gilt als Wegbereiter der dialektischen Methode; im sog. Atheismusstreit 1788/89 wurde F. wegen seiner Lehrmeinung angegriffen und erhielt Vorlesungsverbot; er verließ Jena und ging nach Berlin, dort wurde er 1811 Rektor der neugegründeten Universität; F. rief in seinen "Reden an die deutsche Nation" (1807/08) gegen die napoleonische Fremdherrschaft auf

W: Leutragasse 5, Unterm Markt (12a);
GT: 1. (1858) Unterm Markt 12a, erneuert 1987; 2. (vor 1934) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört


Fick, Johannes Jacob * 1662 Jena; † 1730 ebd.; Mediziner; nach Studium der Phil. und Med. in Jena, Leipzig und Helmstedt Prom. 1689 zum Dr. med.; ab 1691 war er Leibarzt des Grafen von Mansfeld, ab 1696 des Hz. von Sa.-Weimar; 1715 wurde er nach Jena berufen, wo er die Fächer Chir., Anat. und theor. Med. vertrat

W: H. d. Kirche 1
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Fischer, Gustav Paul Danckert * 1845 Altona b. Hamburg, † 1910 Jena; Verlagsbuchhändler; ab 1871 war F. Mitinhaber des alten Jenaer Verlages von J. M. Maucke, ab 1878 dessen alleiniger Besitzer; F. gab rechtswiss., hist., päd. und naturwiss. Schriften heraus und förderte die Gründung wiss. Periodika; unter seinem zweiten Inhaber, dem Adoptivsohn von F., Gustav Adolf F. (* 1878 Heilbronn, † 1946 Jena), erhielt der Verlag mehr und mehr ein naturwiss.-med. Profil, das dem heute noch bestehenden Unternehmen weltweites Ansehen einbrachte

W: Jüdengraben
GT: (nach 1991) Villengang 2a


Fischer, Kuno * 1824 Sandewalde/Schlesien, † 1907 Heidelberg; Philosoph; nach Studium in Leipzig und Halle wirkte F. als Pdz. in Heidelberg, wo bis 1856 seine wesentlichsten Werke erschienen, die ihm auf Betreiben reaktionärer kirchlicher Kreise Lehrverbot eintrugen; im gleichen Jahr erhielt er eine Honorarprof. in Jena; hier zählte er bald zu den erfolgreichsten und beliebtesten Hochschullehrern; F. forschte und lehrte auf den Gebieten der Logik, Metaphysik, Gesch. der Phil. und Literaturgeschichte; seine "Geschichte der neueren Philosophie" gehörte zu den einflußreichsten Werken seiner Zeit; 1872 folgte er einem Ruf nach Heidelberg zurück

W: Eichplatz, Fürstengraben, Holzmarkt, Löbdergraben 32, Leutragasse 5
GT: 1. (vor 1928) Löbdergraben 32, verloren; 2. (vor 1928) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; E


Flacius (Vlacich) Illyricus, Matthias * 1520 Albona/Istrien (Jugosl.), † 1575 Frankfurt a.M.; Theologe; er studierte in Venedig, Augsburg, Basel, Tübingen und ab 1541 in Wittenberg; F. war ein begeisterter und kämpferischer Schüler Luthers; 1544 wurde er Prof. für hebr. Sprache, mußte jedoch 1549 Wittenberg verlassen und ging nach Magdeburg; 1557 wurde F. in Vorbereitung der Universitätsgründung nach Jena berufen; als entschiedener Gegner Melanchthons bekämpfte er mit seinen Anhängern ("Flacianer") jede von seinen Lehren abweichende Meinung; im Interesse des Fortbestandes der Universität wurde F. 1562 des Landes verwiesen; Versuche, in Regensburg, Antwerpen und Straßburg neu zu beginnen, scheiterten

W: H. d. Rinne/Kollegiengasse
GT: 1. (1858) H. d. Rinne 9, Gebäude 1969 abgerissen, 2. (nach 1991) Co11. Jen.

Matthias Flacius Illyricus, Gemälde von unbek. Künstler, um 1560


Follen, Karl Theodor Christian Friedrich * 1796 Romrod/Hessen, † 1840 Long Island Sound (USA); Jurist, Schriftsteller, Pädagoge; er studierte in Gießen und war dort 1816 Mitbegründer der "Christlich-Teutschen Burschenschaft" und Führer ihres radikalen Flügels; 1818/19 lehrte er als Pdz. jur. in Jena; F. hatte als Burschenschafter großen Einfluß auf K. L. Sand; nach dessen Attentat auf den Schriftsteller Kotzebue emigrierte er über Frankreich und die Schweiz in die USA und wurde 1824 Prof. für deutsche Sprache und Literatur in Cambridge (Harvard University); sein Eintreten für die Befreiung der Negersklaven führte 1835 zum Verlust seiner Prof.

W: Am Rähmen 15
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934; E


Fortlage, Carl * 1806 Osnabrück, † 1881 Jena; Philosoph, Psychologe, Musik- und Literaturwissenschaftler; Student der Theol. in Göttingen, Berlin und München, danach Lehrtätigkeit an den Universitäten Heidelberg und Berlin; ab 1846 lehrte er als Prof. der Phil. in Jena; er beschäftigte sich mit altgrch. Musikgesch. und altchristl. Hymnologie; in der Revolution 1848 gehörte F. zu den aktiven Demokraten an der Universität

W: Neugasse 21
GT: 1. (vor 1928) Engelplatz 11, verloren vor 1934, 2. (nach 1991) Neugasse 21


Frege, Gottlob * 1848 Wismar, † 1925 Bad Kleinen/Meckl.; Mathematiker; studierte in Jena 1869/71 und in Göttingen; ab 1874 lehrte er in Jena als Pdz. bzw. ab 1879 als a.o. Prof. (1896 o. Prof.); bereits mit seiner "Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens" (1879) leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Grundlagenforschung in der Math.; in dieser Erstschrift sowie in dem Werk "Grundgesetze der Arithmetik" (1893/1903) schuf er das erste vollständige Axiomensystem der klass. Quantorenlogik und wurde damit zum Mitbegründer der modernen math. und formalen Logik; F. blieb zeitlebens die internationale Anerkennung versagt

W: Saumarkt, Forstweg 29
GT: (1983) Prof.-Ibrahim-Str. 29

Gottlob Frege, Medaille von F. Schulz, 1979


Friderici, Johann Arnold * 1637 Altenburg, † 1672 Jena; Mediziner; er studierte 1655/59 in Jena; danach reiste er durch Deutschland, Italien, England und Belgien; ab 1661 wirkte F. als Prof. der Anat., Chir. und Bot. sowie Leiter des Bot. Gartens in Jena; zugleich war er hzl. Physikus in Altenburg

W: unbekannt
GT: (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977


Fries, Jakob Friedrich * 1773 Barby b. Magdeburg, † 1843 Jena; Philosoph, Mathematiker, Naturwissenschaftler; aus der Herrnhuter Brüdergemeine kommend, studierte er 1795 in Leipzig und ab 1796 in Jena Phil., Math. und Naturwiss.; ab 1797 wirkte er als Hauslehrer in der Schweiz und ab 1801 als Privatdozent in Jena; 1805 ging F. als Prof. für Phil. und Math. nach Heidelberg; bereits hier war er eng in die patriotische Bewegung einbezogen; seine nationalen und liberalen Auffassungen, die die Würde des Menschen als absoluten Wert ins Zentrum stellten, bewegten die Jugend trotz aller konservativer Momente; ab 1816 wieder in Jena, wurde ihm 1819 im Zuge der "Demagogenverfolgung" für fünf Jahre ein Vorlesungsverbot auferlegt; erst ab 1837 durfte er wieder phil. Vorlesungen halten

W: Nonnenplan, Leutragasse 5
GT: 1. (1858) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört.; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Frommann, Carl Friedrich Ernst * 1765 Züllichau/Neumark, † 1837 Jena; Buchhändler, Verleger; übersiedelte mit seinem kleinen Verlag 1798 nach Jena, wo es ihm gemeinsam mit dem Drucker Carl Wesselhoeft gelang, ein wirtschaftlich bedeutendes Unternehmen aufzubauen; zwischen 1800/30 war sein Haus der geistig-gesellige Mittelpunkt Jenas; Goethe, Schiller, Fichte, Schelling, Hegel und die Brüder Schlegel gehörten zu seinem Kreis

W: Fürstengraben 18, Löbdergraben 6;
GT: 1. (1858) Goetheallee 18; 2. (vor 1928) Ernst-Thälmann-Ring 6; 3. (1988) Markt 19 (= Vorderhaus)


Frommann, Friedrich Johann * 1797 Jena, † 1886 ebd.; Buchhändler, Schriftsteller; der Sohn von Carl Fr.F. erweiterte das väterliche Unternehmen durch eine Sortimentsbuchhandlung; später schränkte er die verlegerische Tätigkeit mehr und mehr ein, seine Hauptbemühungen galten dem "Börsenverein der deutschen Buchhändler", zu dessen Mitbegründern er 1825 gehörte; er war Redakteur verschiedener Zeitungen und trat schriftstellerisch hervor; F. war Ehrendoktor (1875) der Universität und Ehrenbürger der Stadt

W: Fürstengraben 18, Löbdergraben 6;
GT:1. (vor 1934) Fürstengraben 18, verloren um 1934; 2. (vor 1934) Ernst-ThälmannRing 6; 3. (1988) Markt 19 (= Vorderhaus)


Froriep, Ludwig Friedrich von * 1779 Erfurt, † 1847 Weimar; Mediziner, Unternehmer; er studierte 1796/99 in Jena, wurde 1800 Pdz. (1803 a.o. Prof.) und Unterdirektor der von Loder geleiteten Entbindungsanstalt; ab 1804 wirkte er in Halle und ab 1816 als Arzt in Weimar; dort übernahm F. 1822 von seinem Schwiegervater Bertuch die Leitung des Landes-Industrie-Comptoirs und des Geographischen Instituts

W: Jenergasse 9
GT: (1858) ebd., erneuert 1929 und 1987


Fuchs, Johann Friedrich * 1771 Themar, † 1828 Jena; Mediziner; nach Studium und Prom. (1801) in Jena wirkte er hier als Prosek tor und a.o. Prof. der Anat.; 1804 ging er nach Würzburg; bereits ein Jahr später wurde er als o. Prof. der Anat. zurückberufen; F. war zugleich Vorsteher des Ghzl.-Anat. Museums

W: H. d. Kirche, Schloß, Kollegiengasse 22
GT: (1858) Kollegiengasse23, verloren vor 1934


Fürbringer, Max * 1846 Wittenberg, † 1920 Heidelberg; Mediziner; nach Studium in Jena ging er 1873 mit seinem Lehrer Gegenbaur nach Heidelberg; 1879 folgte er einem Ruf nach Amsterdam; 1888/1901 wirkte F. als Prof. der Anat. in Jena, danach in Heidelberg

W: Grietgasse
GT: (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977


Gabler, Johann Philipp * 1753 Frankfurt a.M., † 1826 Jena; Theologe; studierte 1772/78 in Jena, danach Gymnasialprof: in Dortmund; ab 1785 lehrte er als Prof. theol. in Altdorf, ab 1804 in Jena

W: Leutragasse 5
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Gärtner, August Hieronymus * 1848 Ochtrup/Westfalen, † 1934 Jena; Mediziner; nach einer med. Ausbildung in Berlin wirkte er als Militärarzt und ab 1884/86 am Kaiserlichen Gesundheitsamt Berlin unter Robert Koch; danach wurde G. als a.o. Prof. der Hygiene (ab 1887 o. Prof.) nach Jena berufen, zugleich war er bis 1890 a.o. Prof. für gerichtliche Med. und Amtsphysikus; G. erreichte einen wesentlichen Fortschritt in der Seuchenbekämpfung in Thür.; seine hygienischen Arbeiten besonders auf wasserwirtschaftlichem Gebiet gingen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus (z. B. Petersburg, Moskau, Kairo); G. gilt als der Begründer der modernen Trinkwasserhygiene; G. war Mitglied vieler wiss. Gesellschaften; 1915 Dr. phil. h.c. der Universität Münster, 1918 Ehrenbürger Jenas

W: Kahlaische Str. 3, Carl-Alexander-Platz 5, Magdelstieg 2
GT: (nach 1934) Magdelstieg 2


Gagern, Heinrich Frhr. von * 1799 Bayreuth, † 1880 Darmstadt; Politiker; G. kämpfte als preuß. Offizier in der Schlacht bei Waterloo (1815); 1816/19 studierte er in Heidelberg, Göttingen und Jena Rechtswiss. und wurde einer der führenden Burschenschafter; danach war er im hess. Staatsdienst; aufgrund seiner liberalen Anschauungen wurde er 1833 entlassen; 1848 wählte ihn die Frankfurter Nationalversammlung zu ihrem Präsidenten; er entwarf das gegen linke Kräfte, auf eine Erhaltung der Monarchie gerichtete Programm eines liberalen deutschen Bundesstaates unter preuß. Führung, in loser Union mit Österreich (sog. "Gagernsches Programm")

W: unbekannt
GT: (1929) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; E


Gall, Johann (Franz) Joseph * 1758 Tiefenbronn/Baden, † Montonge b. Paris; Mediziner; hielt auf einer Vortragsreise durch Deutschland im Winter 1804/05 auch in Jena Vorlesungen über seine damals weithin Aufmerksamkeit erregende "Schädellehre"

W: Markt 22 ("Zur Sonne")
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Gegenbaur, Carl * 1826 Würzburg, † 1903 Heidelberg; Mediziner, Zoologe; 1855 wurde er zum a.o. Prof. der Zool. nach Jena berufen; 1858 erhielt er auch den Lehrstuhl für Anat.; durch seine wiss. Arbeit an der Entwicklungsgeschichte der Arten, der Histologie, der Histogenese und der Vgl. Anat. erlangte er internationale Anerkennung; er arbeitete im Geiste der Entwicklungslehre Darwins eng mit Haeckel zusammen und begründete eine bedeutende wiss. Schule; 1873 übersiedelte er nach Heidelberg

W: Sitzenplan, V. d. Neutor
GT: 1. (vor 1928) Erbertstr. 2; 2. (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977


Gelzer, Heinrich * 1847 Berlin, † 1906 Jena; Historiker, Philologe; nach Studium in Basel und Göttingen (Prom. 1869) wirkte G. als Pdz., ab 1873 wurde er a.o. Professor in Heidelberg; 1878 wurde er Prof. für alte Geschichte in Jena; seine Arbeitsgebiete waren Byzantinistik ("Byzantinische Kulturgeschichte") und altkirchliche Geographie

W: Am Landgrafen, Zwätzengasse, Kahlaische Str.
GT: (vor 1928) Kahlaische Str. 4, erneuert 1929


Gensler, Johann Caspar * 1767 Ostheim/Rhön; † 1821 Heidelberg; Jurist; nach Ausbildung als Musiker und Schulmann war er als Gymnasiallehrer tätig; 1789 studierte er Jura in Jena; nach Tätigkeit als Adv. und Syndicus kam G. 1800 als Pdz. nach Jena zurück, wo er Beisitzer des Schöppenstuhls und später Prof. wurde; 1816 folgte er einem Ruf nach Heidelberg

W: Markt 5
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Gerber, Karl Friedrich Wilhelm von * 1823 Ebeleben/Thür., † 1891 Dresden; Jurist, er kam nach prakt. jur. Tätigkeit 1844 als Pdz. nach Jena; 1847 wurde er nach Erlangen berufen und 1851 nach Tübingen, dort war er zugleich Kanzler der Universität; G. war der Vertreter Württembergs bei der Konferenz zum Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch; 1862/63 wirkte er als Prof. und OAGR wieder in Jena, danach in Leipzig; später leitete er das sächs. Kultusministerium, und ab 1891 war er Vorsitzender des Gesamtministeriums; er veröffentlichte Arbeiten zum Privatrecht und auch "Grundzüge eines Systems des deutschen Staatsrechts"

W: H. d. Rinne;
GT: (vor 1929) Unterm Markt 4, verloren vor 1934


Gerhard, Johann * 1582 Quedlinburg, † 1637 Jena; Theologe; er stud. 1601/03 in Jena und hielt dort 1605/06 Vorlesungen; als Heldburger Superintendent setzte er ein umfassendes Reformwerk in Gang; ab 1615 lehrte er als Prof. in Jena; seitdem galt G. als der führende luth. Theologe in Deutschland; mit den mehrbändigen "Loci theologici" (1622) verfaßte er das Hauptwerk der luth. Orthodoxie

W: Johannisgasse 19, Jenergasse (10/11) (Kellerhaus "Zum güldenen Stern")
GT: 1. (1858) Jenergasse 10, Gebäude 1945 zerstört; 2. (1929) Kollegienkirche, Gebäude 1945 zerstört; 3. (1991) Johannisstr. 19

Johann Gerhard, Gemälde von unbek. Künstler, zw. 1616-1619


Gerhardt, Karl Adolf Christian Jakob; * 1833 Speyer, † 1902 Ganeburg/Baden; Mediziner; nach Studium in Würzburg wirkte er als prakt. Arzt, danach als Ass. in Tübingen und Würzburg; 1861 wurde er nach Jena berufen und erhielt 1862 die Prof. für Innere Med. und wurde zugleich Direktor der Med. Klinik, ab 1872 wirkte er als Prof. in Würzburg, später in Berlin; er war Förderer der physikalischen Diagnostik und vertrat die Spezialgebiete Kinderheilkunde sowie Laryngologie

W: V. d. Johannistor, Zwätzengasse
GT: (vor 1934) Zwätzengasse 9, verloren, erneuert 1989


Gerstenberg, Heinrich Wilhelm von * 1737 Tondern/Schleswig, † 1823 Altona; Dichter; 1757/59 studierte er Jura in Jena, hier war er auch Mitglied der "Teutschen Gesellschaft"; 1759 debütierte er mit anakreontischen Gedichten; seine Tragödie "Ugolino" (1768) gilt als Auftakt der Sturm-u.-Drang-Dramatik

W: unbekannt
GT: (1858) Saalstr. 12/13, verloren vor 1934, erneuert 1990 (Nachfolgebau)


Gesner, Johann Matthias * 1691 Roth a. d. Rednitz/Franken, † 1761 Göttingen; Altphilologe; 1710/15 Student bei Buddeus in Jena, darauf Adj. und Pdz.; ab 1715 wirkte er als Konrektor am Weimarer Gymnasium und Verwalter der hzl. Bibliotheken und Sammlungen; 1730 wurde G. Rektor der Leipziger Thomasschule und 1734 Prof. an der neugegründeten Göttinger Universität

W: unbekannt
GT: (1858) Ernst-ThälmannRing 28, erneuert 1983


Geyer, Günter * 1930 Jena, † 1980 ebd.; Mediziner; er studierte 1950/55 in Jena; nach Pflichtass.-Tätigkeit war er ab 1957 am Anatomischen Institut Jena tätig; 1962 wurde er zum Doz., 1964 zum Prof. und Direktor des Instituts berufen; er war Mitglied der Anatomischen Gesellschaft

W: Leninstr. 4, Zwätzengasse 1, Langetal 4a;
GT: (1983) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Glass(ius), Salomo * 1593 Sondershausen, † 1656 Gotha; Philologe, Theologe; er studierte ab 1612 in Jena Jura, ab 1615 in Wittenberg Theol., dann wieder in Jena bei J. Gerhard; G. wurde 1620 zum Dr. theol. prom.; ein Jahr später erhielt er die Prof. für Grch. und Hebr.; 1625/38 wirkte er als Superintendent in seiner Heimatstadt; dann folgte er einem Ruf als Prof. theol. wieder nach Jena; ab 1642 war er Hofprediger und Generalsuperintendent in Gotha

W: Jenergasse (10/11), Johannisgasse 12
GT: (1858) Markt 16, verloren vor 1934


Goering, Reinhard * 1887 Schloß Bieberstein b. Fulda, † 1936 (Freitod) Bucha b. Jena; Dramatiker; 1906/07 studierte er Med. in Jena; sein Theaterstück "Die Seeschlacht" (1918) gehört zu den leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der deutschen Literatur mit dem Ersten Weltkrieg; auf Einladung des Germanisten H. Naumann las G. in den 20er Jahren wiederholt in Jena; als Gescheiterter und Geschmähter kam er 1936 nach Jena; in der Flur bei Bucha setzte er seinem Leben ein Ende; sein Grab befand sich bis 1981 auf dem Jenaer Nordfriedhof

W: Bismarckstr. 7, Johannisstr. 14
GT: (1989) Johannisstr. 14


Goerttler, Viktor * 1897 Sondershausen, † 1982 Jena; Veterinärmediziner; G. wirkte vor allem auf den Gebieten der serol. und bakteriol. Seuchendiagnostik und der statistischen Tierseuchenforschung in verschiedenen staatlichen Funktionen in Göttingen, Hannoversch-Münden und Berlin, bevor er 1938 als Leiter der Veterinäranstalt und der Tierseuchenstelle der Thür. Landesanstalt für Viehversicherung nach Jena kam; 1945 verblieb er als einziger Direktor eines landwirtschaftlichen Instituts an der Universität Jena und organisierte den Neuaufbau, zugleich leitete er ehrenamtlich den Städtischen Schlachthof; 1946 baute er mit Unterstützung der sowjetischen Militäradministration in Thür. ein Institut für Seren zur Bekämpfung des Schweinerotlaufs für die Sowj. Besatzungszone auf; 1953 wurde G. der erste Dekan der neugegründeten Landwirtschaftlichen Fak.; 1954 initiierte und leitete er das Institut für bakt. Tierseuchenforschung; G. war Mitglied verschiedener wiss. Akademien und Gesellschaften; 1953 erhielt er den Nationalpreis; er war Dr. vet. med. h. c. der Leipziger Universität und Dr. agr. h. c. Jena

W: Dornburger Str. 25
GT: (nach 1991) ebd.


Goethe, Johann Wolfgang von * 1749 Frankfurt a.M., † 1832 Weimar; größter deutscher Dichter, Naturwissenschaftler, Staatsmann; G., der ab 1775 in Weimar lebte, hielt sich auch häufig in Jena auf; zählt man Tage, Wochen und Monate zusammen, ergeben sich fast fünf Jahre; es waren neben kommunalen Belangen, die den Minister nach Jena führten, auch eigene naturwiss. Studien (u. a. mit Loder 1784 Entdeckung des Zwischenkieferknochens) und Maßnahmen zur Unterstützung der Universität; G. förderte die wiss. Einrichtungen, wie das Accouchierhaus, den Bot. Garten, die Bibliothek und Sammlungen; 1804 wurde G. zum Präsidenten der "Naturforschenden Gesellschaft" gewählt; 1809 bekam er vom Hz. die "Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena" übertragen; das geistig-kulturelle Klima Jenas, besonders seine Freundschaft mit Schiller, sowie die reizvolle Landschaft regte sein poetisches Schaffen an

W: "Güne Tanne", "Schwarzer Bär", Schloß, Schloßgasse 9, Fürstengraben 26
GT: 1. (1858) Goetheallee 26; 2. (1858) Wenigenjenaer Ufer 1 ("Günne Tanne"); 3. (1858) Schloßgasse 9, verloren vor 1934; 4. (um 1905) Erfurter Str. 98 (ehemaliges Schloßtor); 5. (nach 1934) Markt 22 ("Zur Sonne"), verloren 1973; 6. (nach 1945) Unterm Markt 1 (Mauerrest); 7. (1977) Anatomieturm

Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Xylographie von Aarland nach A. Müller, 1797


Goettling, Johann Friedrich August * 1753 Derenburg b. Halberstadt, † 1809 Jena; Chemiker; nach Apothekerlehre Tätigkeit als Provisor in Weimar; G. erhielt vom Hz. Carl August von Sa.-Weimar ein Stipendium für ein 2jähriges Studium der Med. in Göttingen sowie Bildungsreisen nach Engl. und Holl.; 1789 wurde er nach Jena auf die erste eigenständige Prof. für Chemie an einer deutschen Universität berufen; sein Laboratorium wurde mit Unterstützung des Hz. und Goethes im Schloß eingerichtet; er lehrte "Scheidekunst, Arzneikunde und Gewerbekunde"

W: Jenergasse 15
GT: (1858) ebd., verloren nach 1934, erneuert 1991


Goettling, Karl Wilhelm * 1793 Jena, † 1869 ebd.; Philologe, Bibliothekar; der Sohn des Prof. Joh. Fr. Aug. G. studierte in Jena und Berlin; danach wirkte er als Gymnasiallehrer in Rudolstadt und Neuwied und ab 1821 als a.o. Prof. bzw. 1831 als o. Prof. der Philol. in Jena; 1826 wurde er zugleich Universitätsbibliothekar; Studienreisen führten ihn nach Paris, Italien und Griechenland; 1845 gründete er das "Archäologische Museum" und war Initiator der "Rosenvorlesungen"; G. stand der Burschenschaft nahe; 1858 war er Mitbegründer des Jenaer Gedenktafelprojekts

W: Jenergasse 15
GT: 1. (vor 1928) ebd., verloren nach 1934; 2. (1929) Bibliotheksplatz (UB) , Gebäude 1945 zerstört; 3. (1991) Jenergasse 15


Gräfe, Heinrich * 1802 Buttstädt/Thür., † 1868 Bremen; Pädagoge, Theologe; er studierte ab 1820 Math. und Theol. in Jena, war dann Prediger in Weimar und ab 1825 Rektor der Jenaer Stadtschule, ab 1840 Direktor der Bürgerschule; ab 1842 wirkte er in Kassel, wo er zur Reformierung des hess. Schulwesens beitrug; der politischen Verfolgung nach 1848 entzog er sich durch die Flucht nach Genf, wo er eine moderne Lehr- u. Erziehungsanstalt gründete; G. gab mehrere pädagogische Zeitschriften heraus

W: H. d. Kirche
GT: (vor 1934) H. d. Kirche 5, Gebäude 1945 zerstört


Gries, Johann Diederich * 1775 Hamburg, † 1842 ebd.; Schriftsteller, Übersetzer; er studierte 1795/99 in Jena und gehörte in dieser Zeit zur Fichteschen "Gesellschaft der freien Männer", die im Wohnhaus des Philosophen tagte; später zählte G. zum Kreis der Frühromantiker; als Übersetzer der Epen Tassos und Ariosts genoß er unter den Zeitgenossen große Anerkennung

W: Löbdergasse 12
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; E


Griesbach, Johann Jakob * 1745 Butzbach/Hessen, † 1812 Jena; Theologe; er studierte ab 1762 in Tübingen, Halle und Leipzig; Reisen führten ihn nach Holland, England, Frankreich; 1775 wurde G. als Prof. theol. nach Jena berufen; hier wirkte er bis zu seinem Tode als entschiedener Vertreter der deutschen Aufklärungstheologie; G. war Mitglied des Landrates; sein Haus war eines der geistigen Zentren des Klass. Jena; 1789 hielt Schiller seinevielbeachtete Antrittsvorlesung in G. Hörsaal; vor der Stadt besaß G. einen Garten, den er als erster in Jena im Stil eines engl. Parks gestaltete

W: Schloßgasse 17, Griesbachgarten
GT: 1. (1858) Schloßgasse 17, Gebäude 1945 zerstört; 2. (vor 1900) Am Planetarium 7 (Griesbachgarten), gestohlen 1979, erneuert 1990; 3. (1990) Ernst-Thälmann-Ring 15a

Johann Jacob Griesbach, Gemälde J. D. Bager, 1773


Grimm, Willibald Karl Ludwig * 1807 Jena, † 1891 ebd.; Theologe; nach Studium der Theol. in Jena wirkte G. als Forscher auf dem Gebiet der Apokryphen (Schriften, die mit dem A. T. verwandt sind, aber nicht in die Bibel aufgenommen wurden), publizierte Kommentare zu den Büchern der Makkabäer und dem Buch der Weisheit

W: Leutragasse 5
GT: (vor 1928) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Grolman(n), Carl Wilhelm von * 1777 Berlin, † 1843 Posen; preuß. General; hatte 1807 Anteil an der Reorganisation des Heeres unter Scharnhorst;1809 trat er in österr. Dienste und kämpfte in Spanien gegen die napoleonische Fremdherrschaft; später geriet er in frz. Gefangenschaft; nach seiner Flucht hielt er sich 1812/13 unter dem Namen von Gerlach in Jena auf

W: Leutragasse
GT: (1858) Leutrastr. 32, erneuert 1929, Gebäude 1968/69 abgebrochen


Gropius, Walter * 1883 Berlin, † 1969 Boston; Architekt, Kunsthandwerker; als Schüler von Behrens 1907/10 dessen Mitarbeiter in Berlin; 1919/28 war er Mitbegründer und Direktor des Bauhauses in Weimar und Dessau; 1934 emigrierte G. nach England und 1937 in die USA; dort wirkte er als Prof. an der Harvard-Universität; G. gilt als Wegbereiter der bürgerlichen Baureform und schuf die Grundlagen für die moderne Baukunst; er wirkte vor allem im Siedlungs- und Industriebau; G. entwarf u. a. das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser in Dessau, in Jena den Umbau des Stadttheaters (1921/22), die Villen Auerbach (Schaefferstr. 9) und Zuckerkandl (Weinbergstr. 4a)

W: unbekannt
GT: (1983) Schaefferstr. 9


Großmann, Christian Gottlob Leberecht * 1783 Prießnitz b. Camburg, † 1857 Leipzig; Theologe; Studium der Theol. 1802/06 in Jena; er war danach Superintendent, Prof. theol. und Domherr in Leipzig

W: Leutragasse 20
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Gruber, Johann Gottfried * 1774 Naumburg, † 1851 Halle; Philosoph; nach Studium in Leipzig lebte er 1803/1804 in Jena als Pdz. und Mitherausgeber der "Allgemeinen Literatur-Zeitung"; danach war er in Weimar tätig; 1811 wandte er sich nach Wittenberg und wurde 1815 als Prof. phil. nach Halle berufen; G. war Herausgeber von Wielands Werken

W: Unterlauengasse 12
GT: 1. (1858) ebd., neue Anbringung (um 1900): Unterm Markt 12a, verloren; 2. (1989) Unterm Markt 12 (Hofseite)


Gruner, Christian Gottfried * 1744 Sagan/Schlesien; † 1815 Jena; Mediziner; er studierte in Leipzig und Halle Theol. und klass. Philol., später Med.; nach Prom. zum Dr. med. (1796) war er als prakt. Arzt in Breslau tätig; 1773 wurde er als Prof. für Med. und Bot. nach Jena berufen; er hatte auch einen Lehrauftrag für Chemie und med. Praxis

W: Jenergasse 6
GT: (1858) ebd., erneuert 1989


Güldenapfel, Georg Johann Gottlieb * 1776 Oberndorf b. Apolda, † 1826 Jena; Philologe, Bibliothekar; er studierte ab 1798 Theol. und klass. Philol. in Jena, danach war er als Pdz., ab 1808 als Prof. tätig; 1810 wurde er Universitätsbibliothekar und erwarb sich große Verdienste bei der Durchführung der von Goethe initiierten Bibliotheksreform

W: Leutragasse 5, Jenergasse 16
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört; E


Günther, Johann Christian * 1695 Striegau/Schlesien, † 1723 Jena; Lyriker; der dichterisch Begabte versuchte in Wittenberg und 1717/19 in Leipzig Med. zu studieren; seinen Studienund Lebensunterhalt mußte er durch Gelegenheitsgedichte bestreiten; nachdem der Versuch einer Anstellung als Dichter am Dresdner Hof gescheitert war, kam er seelisch und physisch zerrüttet im Herbst 1722 nach Jena; seine unkonventionellen Liebesgedichte, Studenten- und Trinklieder waren Ausdruck frühbürgerlichen Weltgefühls; G. war der Schöpfer treffsicherer Satire

W: Leutragasse
GT: 1. (1858) Paradiesstr. 1, verloren vor 1934; 2. (1923) Johannisfriedhof, neue Anbringung (1978): Coll. Jen.; 3. (1978) Johannisfriedhof (Kopie von 2.)

Johann Christian Günther, Kopie der GT an seinem Geburtshaus in Striegau, 1923


Guericke, Otto von * 1602 Magdeburg, † 1686 Hamburg; Physiker, Baumeister; er studierte 1621/23 in Jena Rechtswiss. und 1623/25 in Leiden Naturwiss., Math. und Festungsbau; 1627 wurde er Ratsherr und 1646 Bürgermeister in Magdeburg; 1681 übersiedelte er nach Hamburg; G. gehört zu den Vätern der modernen Naturwiss.; er erfand die Luftpumpe und untersuchte die Erscheinungen des Vakuums; G. entdeckte die Körperlichkeit der Luft, ihr Gewicht und ihre Ausdehnung durch Wärme sowie die Abhängigkeit des Wetters vom Luftdruck; 1654 führte er auf dem Regensburger Reichstag den Versuch mit den "Magdeburger Halbkugeln" zum erstenmal öffentlich vor

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 23, erneuert 1929 und 1989


Guyet, Carl Julius * 1802 Homburg, † 1861 Jena; Jurist; nach Studium in Heidelberg und Berlin lehrte er als Pdz. in Heidelberg; 1836 wurde er nach Jena berufen, wo er zugleich als OAGR wirkte; ab 1856 war er Ordinarius der Fak. und des Schöppenstuhles; seine Fachgebiete waren das Zivil- und das Prozeßrecht

W: Unterm Markt
GT: (vor 1928) Unterm Markt 4, verloren 1973


Haeckel, Ernst * 1834 Potsdam, † 1919 Jena; Zoologe; unter dem Einfluß des Darwinismus wandte sich der junge Mediziner ganz der Biologie zu; nach ergebnisreichen Forschungsreisen kam H. 1861 nach Jena; hier entwickelte er sich zu dem bedeutendsten deutschen Vertreter der Evolutionstheorie; neben grundlegenden Werken über niedere Meerestiere bemühte er sich um die Verbreitung des materialistischen Entwicklungsgedankens, was bei ihm stets mit nationalistischem Gedankengut verbunden war; seine populärwissenschaftlichen Werke, wie "Natürliche Schöpfungsgeschichte" (1868) oder "Die Welträtsel" (1899), waren weit verbreitet; 1884 errichtete er ein neues Zoologisches Institut; 1906 gründete er den Deutschen Monistenbund, eine linksbürgerliche Freidenkervereinigung, und 1908 das "Phyletische Museum"; durch testamentarische Verfügung wurde sein Wohnhaus "Villa Medusa" als Museum eingerichtet

W: V. d. Zwätzentor, Neugasse 20, V. d. Neutor
GT: 1. (vor 1928) Neugasse 20, erneuert 1987; 2. (vor 1928) Jenergasse 14, verloren nach 1934; 3. (vor 1934) Marienstr. 9, Gebäude abgerissen 1987; 4. (vor 1928) Berggasse 7

Referierabend 1898 mit (von links nach rechts) W. Müller, E. Stahl, A. Winckelmann, M. Fürbringer, E. Abbe, L. Knorr, K. v. Bardeleben, W. Biedermann, W. Detmer u. E. Haeckel


Hagedorn, Friedrich von * 1708 Hamburg, 1754 ebd.; Dichter; der Sohn eines dän. Staatsrates studierte 1726/27 in Jena Jura; unmittelbar danach veröffentlichte er seine ersten Gedichte; besondere Verdienste erwarb sich H. um die Neubelebung der Fabel

W: unbekannt
GT: (1858) Zwätzengasse 16, verloren vor 1934, erneuert 1991


Hahn, Georg Friedrich von * 1823 Homburg, † 1897 Leipzig; Jurist; nach Studium in Jena und Heidelberg kam er 1847 als Pdz. nach Jena, wo er später zum Prof. und OAGR berufen wurde; H. war der Vertreter der thür. Staaten bei der Konferenz zur Ausarbeitung des Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches; 1872 wirkte er als Rat am Reichsoberhandelsgericht in Leipzig, ab 1879 als Rat bzw. Senatspräsident am Reichsgericht

W: Löbdergasse, Unterm Markt
GT: (vor 1928) Unterm Markt 4, verloren 1973


Hallbauer, Friedrich Andreas * 1692 Allstedt, † 1750 Jena; Rhetoriker, Theologe; nach Studium in Halle und Jena (1712/15) wurde er Pdz. und 1731 Prof. für Dichtkunst und Beredsamkeit und 1738 der Theol.; seine 1725 und 1736 in Jena herausgegebenen Rhetorik-Lehrbücher sind die bedeutendsten des 18. Jh. und haben auch auf dem Gebiet der Sprach- und Literaturtheorie Grundlegendes geleistet; H. war jahrelang Vorsteher der "Societas latina"

W: Johannisgasse 26
GT: (nach 1991) Weigelstr. 7


Haller, Albrecht von * 1708 Bern, † 1777 ebd.; Mediziner, Biologe, Dichter; H. studierte in Tübingen und Leiden, bereiste England und Frankreich und wirkte ab 1729 als Stadtarzt in Bern; 1736 folgte er einem Ruf nach Göttingen als Prof. für Anat., Chir. und Bot.; hier gründete er ein Anatomisches Theater, eine Entbindungsanstalt, den Bot. Garten sowie eine "Sozietät der Wissenschaften"; H. war Mitglied aller namhaften Akademien seiner Zeit; 1741 hielt er sich als Gast des Mediziners, seines späteren Schwiegervaters H. F. Teichmeyer, in Jena auf; hier gab er die "Flora Jenensis" des 1719 verstorbenen Botanikers H. B. Ruppius heraus; sein von Naturschilderungen und phil. Betrachtungen erfülltes Lehrgedicht "Die Alpen" (1729) beeinflußte die Auffassung von der Natur im 18. Jh. wesentlich und gab der deutschen Lyrik grundlegende Impulse

W: vermutlich Kollegiengasse 22, Camsdorfer Freigut
GT: (1858) ebd., erneuert 1929 ("Grüne Tanne"), neue Anbringung: Camsdorfer Ufer 1, erneuert 1991


Hallmann, Johann Christian * um 1640 Parchwitz oder Liegnitz/Schlesien; † nach 1704 Wien; Dichter; er studierte 1662/65 Jura in Jena; nach Bildungsreisen wirkte er als Adv. in Breslau; später leitete er eine Theatergruppe; seine Stücke standen in der Tradition des protestantischen Schultheaters; seine Tragödie "Mariamne" (1670) gehört zu den bedeutenden Leistungen des deutschen Barocktheaters

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Hamberger, Georg Albrecht * 1662 Baiersdorf/Franken, † 1716 Jena; Mathematiker, Physiker; nach Studium in Altdorf und Jena lehrte er als Pdz., 1694 wurde er a.o. Prof. für Math., 1699 schließlich Weigels Nachfolger; H. modernisierte den math.-phys. Unterricht in Jena und bereicherte die Ausbildung mit aufsehenerregenden experimentellen Übungen; sein bedeutendster Schüler war J. A. Segner

W: Johannisgasse 26 ("Weigelsches Haus");
GT: 1. (1858) Schloßgasse 17, Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Weigelstr. 7


Hand, Ferdinand Gotthelf * 1786 Plauen, † 1851 Jena; Altphilologe; von der Leipziger Universität kommend, wurde H. 1807 in Jena prom. und lehrte als Pdz. grch. Literatur; ab 1810 wirkte er als Gymnasialprof. in Weimar; 1817 nach Jena berufen, unterrichtete er u. a. unter Goethes Leitung die Weimarer Prinzessinnen Marie und Augusta im ehemaligen Griesbachschen Gartenhaus

W: Jenergasse 6
GT: (1858) ebd., erneuert 1989


Harnack, Arvid * 1901 Darmstadt, † 1942 (hingerichtet) Berlin-Plötzensee; Jurist, Ökonom; studierte 1920/23 Rechtswissenschaften in> Jena und Graz; nach Reisen in den Balkan, nach Südrußland und in die Türkei Prom. 1923 in Jena zum Dr. rer. pol.; für 21/2 Jahre ging er zum Studium der Nationalökonomie in die USA und erwarb danach in Gießen den Dr. phil.; H. gründete 1930/31 mit F. Lenz die Arbeitsgemeinschaft zum Studium der sozialistischen Planwirtschaft, bereiste 1932 Industriezentren in der SU; nach Verbot der AG durch die Faschisten betrieb er 1933 jur. Studien in Jena; später arbeitete er am Reichswirtschaftsministerium in Berlin; nach 1933 leitete er einen illegalen Zirkel, der sich nach Zusammenschluß mit der Schulze-Boysen-Gruppe u. a. zur Keimzelle einer der größten deutschen Widerstandsgruppen entwickelte; 1942 wurde H. verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. 1943 auch seine amerikanische Frau Mildred

W: Westendstr. 20
GT: 1. (1975) UHG (Foyer) L; 2. (1983) Westendstr. 20


Hartenstein, Gustav * 1808 Plauen, † 1890 Jena; Philologe, Bibliothekar; nach Studium der Philol. war er Prof. und Ephorus der UB in Leipzig; ab 1859 war er Mitarbeiter der UB Jena und ab 1879 deren Direktor; H. war der Herausgeber der ersten Gesamtausgabe der Werke Kants und Herbarts

W: Bachgasse 19
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört


Hase, Joh. Chr. verbunden mit den Jahreszahlen 1790-92; über einen Träger dieses Namens konnte Thieme 1934 nichts ermitteln; möglicherweise ist Christian Immanuel H. gemeint; * 1769 Stadt-Sulza, † 1835 Martinroda; Theologe; der Halbbruder des Ehrengastes der 300-Jahr-Feier der Universität Jena, Karl Benedikt. H., studierte 1789/92 in Jena Theol., danach war er Hofmeister in Weimar und ab 1798 Pfarrer in Martinroda

GT: (vor 1934) Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört


Hase, Karl August von * 1800 Steinbach/Sa., † 1890 Jena; Theologe, Kirchenhistoriker; der Sohn eines armen Landpfarrers studierte in Leipzig und Erlangen Theol.; von beiden Universitäten wurde er als aktiver Burschenschafter verwiesen; nach seiner Habilitation 1823 in Tübingen mußte er eine elfmonatige Festungshaft auf dem Hohenasperg verbüßen und wurde des Landes verwiesen; als H. 1830 nach Jena berufen wurde, war er bereits ein bekannter theol. Schriftsteller und wurde bald der geistige Mittelpunkt der theol. Fak., später der gesamten Universität

W: Unterlauengasse 2, Unterlauengasse 9 (Eigentümer), Philosophenweg 46 (Gartenhaus)
GT: 1. (vor 1928) Unterlauengasse 2, Gebäude 1945 zerstört; 2. (1991) Unterlauengasse 9

Karl August von Hase, Kopie von K. Neumann, 1928, nach E. Hübner


Hase, Karl Benedikt (Charles Benoit Hase) * 1780 Stadt-Sulza (heute Bad Sulza), † 1864 Paris; Philologe, Bibliothekar; 1798 studierte er in Jena Philol.; danach war er Hauslehrer in Helmstedt; 1801 hielt er sich nochmals in Jena auf und begann von hier aus seine Fußwanderung nach Paris; dort war er zunächst Hauslehrer, ab 1805 Bibliothekar in der kaiserlichen Bibliothek, ab 1815 zugleich Prof. der Philol.; 1824 wurde er Mitglied der frz. Akademie der Wissenschaften; 1849 erhielt er den Titel eines Kommandeurs der Ehrenlegion; H. war ein bedeutender Herausgeber der Schriften klassischer Autoren; H. war Ehrengast der 300-Jahr-Feier der Universität Jena

W: Leutragasse 5
GT: (1858) Löbderstr. 5, erneuert 1929, verloren nach 1934; E


Hasse, Johann Christian * 1779 Kiel, † 1830 Bonn; Jurist; nach Studium in Kiel lehrte er dort als Pdz., später als Prof. in Königsberg; 1817 wurde er als Prof. und OAGR nach Jena berufen; 1818 ging er nach Berlin und später nach Bonn

W: Unterlauengasse 14
GT: 1. (1858) Unterlauengasse 14, Gebäude um 1900 abgerissen, neue Anbringung: Unterm Markt 12a, verloren nach 1934; 2. (1989) Unterm Markt 12 (Hofseite)


Hauptmann, Carl * 1858 Obersalzbrunn/Schlesien, † 1921 Schreiberhau/Schlesien; Schriftsteller, Physiologe; 1879/83 studierte der ältere Bruder von Gerhart H. in Jena bei dem Zoologen E. Haeckel Naturwiss.; den Worten des Bruders zufolge war er damals - auch durch die Gründung eines "Naturwissenschaftlichen Vereins" - der populärste Jenaer Student

W: Leutragasse 5
GT: (1989) Dr.-OttoNuschke-Str. 5


Hauptmann, Gerhart * 1862 Obersalzbrunn/Schlesien, † 1946 Agnetendorf/Schlesien; Dramatiker; von der Breslauer Kunstakademie kommend, studierte er 1882/83 in Jena und probierte sich hier bereits als Schriftsteller aus; H. hörte die Vorlesungen des Philosophen R. Eucken und wurde durch den Bruder Carl mit E. Haeckels Interpretation der Darwinsehen Entwicklungslehre vertraut gemacht, womit seine spätere Hinwendung zum Naturalismus ("Vor Sonnenaufgang", 1889) seine weltanschauliche Grundlage erhielt

W: Leutragasse 5
GT: 1. (vor 1928) Lentrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; 2. (1989) Dr.-Otto-Nuschke-Str. 5


Hegel, Georg Wilhelm Friedrich * 1770 Stuttgart, † 1831 Berlin; Philosoph; nach Theologiestudium am Tübinger Stift und Hauslehrertätigkeit in Bern kam er 1801 als Pdz. der Phil. nach Jena; hier schrieb er wesentliche Teile seiner "Phänomenologie des Geistes"; nachdem seine materielle Existenz infolge der Schlacht bei Jena vernichtet war, verließ er 1806 die Stadt; nach Tätigkeit als Zeitungsredakteur in Bamberg wurde H. 1808 Direktor des Nürnberger Gymnasiums; 1816 wurde er nach Heidelberg berufen und von 1818 an wirkte H. als Prof. in Berlin; er war bedeutender Repräsentant der klass. deutschen idealistischen Philosophie; unter Verarbeitung der Resultate der bisherigen Philosophie und anderer Bereiche der Wiss. schuf er ein System des objektiven Idealismus, das alles spätere phil. Denken beeinflußte

W: vermutlich Unterlauengasse 15
GT: 1. (1858) Unterlauengasse 15, Gebäude um 1900 abgerissen, neue Anbringung: Unterm Markt 12a, verloren nach 1934; 2. (vor 1928) Fürstengraben 16, verloren vor 1934; 3. (vor 1949) UHG (Foyer); 4. (1988) Ernst-Thälmann-Ring 11 (Hofseite)

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Denkmal von K.-H. Appelt, 1987


Heider, Wolfgang * 1558 Wölfis b. Ohrdruf/Thür., † 1626 Jena; Philosoph; studierte ab 1576 in Jena und wurde 1587 Prof. der Ethik und Politik; ab 1597 war er Inspektor des Collegiums; H. setzte mit seinen Vorlesungen zur praktischen Philosophie die Traditionen des Humanismus fort, auch las er über ökonomische und pädagogische Fragen

W: Coll. Jen., evtl. auch Löbdergasse
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Heinrich, Christoph Gottlob * 1748 Dahlen b. Oschatz, † 1810 Jena; Historiker; ab 1782 o. Prof. in Jena, bestritt der heute Vergessene mit großer Hartnäckigkeit seinem Koll. Schiller das Recht, sich Prof. der Geschichte zu nennen

W: Kollegiengasse 22
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Hellfeld, Christian August Friedrich von * 1757 Jena, † 1840 ebd.; Mediziner; der Sohn des Prof. Joh. Aug. v. H. studierte in Jena und Göttingen Med.; nach der Prom. (1779) wirkte er in Jena als Pdz. und ab 1783 als a.o. Prof. der Med.

W: B. Rathaus, Neugasse 23
GT: (1989) Neugasse 23


Hellfeld, Johann August von * 1717 Gotha, † 1782 Jena; Jurist; er studierte ab 1743 in Jena; danach wirkte er als Pdz. und Hofgerichtsadv.; 1748 wurde er zum Prof. berufen; ab 1774 war er Präses des Hofgerichts

W: B. Rathaus, Neugasse 23 (Eigentümer);
GT: 1. (1858) Postgasse 7, Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1934) Neugasse 23, erneuert 1989


Henke, Ernst Ludwig Theodor * 1804 Helmstedt, † 1872 Marburg; Theologe, Kirchenhistoriker; Studium in Göttingen und Jena, danach 1828/33 Prof. der Phil. in Braunschweig; ab 1833 wirkte H. in Jena und ab 1836 als Konsistorialrat und Direktor des Predigerseminars in Wolfenbüttel; 1839 wurde er Prof. der Theol. in Marburg

W: Bachgasse/Quergasse 15 ("Zur Schweiz")
GT: (1929) ebd.


Hennings, Justus Christian * 1731 Gebstedt b. Apolda, † 1815 Jena; Philosoph; er studierte in Jena und wurde 1765 Nachfolger von Darjes

W: Kollegiengasse 7
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Herbart, Johann Friedrich * 1776 Oldenburg, † 1841 Göttingen; Philosoph, Pädagoge; studierte 1794/99 in Jena Phil., wo er zu der von Fichte geförderten oppositionellen "Gesell>chaft freier Männer" gehörte und dem Kreis der Frühromantiker nahestand; H. schuf unter dem Einfluß von Kant, Fichte und Pestalozzi eines der ersten geschlossenen Systeme der modernen Pädagogik

W: Leutragasse 5
GT: (1858) ebd., befand ,ich 1934 Leutrastr. 7, Gebäude 1945 zerstört; E


Hermann, Johann Gottfried Jakob * 1772 Leipzig, † 1853 ebd.; Altphilologe; er studierte in Leipzig und Jena 1793/94; ab 1803 war er Prof. für Poesie und Beredsamkeit in Leipzig; H. war einer der führenden Gräzisten des 19. Jh. und hatte als akademischer Lehrer eine große Ausstrahlungskraft

W: Schloßgasse 9
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Hertwig, Oskar * 1849 Friedberg/Hessen, † 1922 Berlin; Zoologe, Mediziner; 1868/70 studierte er bei Haeckel in Jena; 1875 unternahm er mit seinem Lehrer Forschungsreisen ins Mittelmeergebiet und machte dabei aufsehenerregende Entdeckungen bei niederen Meerestieren (u. a. Fortpflanzung des Seeigels); 1878/88 war H. Prof. der Anat. in Jena, danach in Berlin

W: Unterm Markt 1, Am Prinzessinnengarten 9, Wagnergasse, Ob. Philosophenweg 7
GT: 1. ( vor 1934) Marienstr. 9, Gebäude 1987 abgerissen; 2. (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977


Hertwig, Richard (von) * 1850 Mühlhausen, † 1937 München; Zoologe; gemeinsam mit seinem Bruder Osk. studierte er 1868/70 bei Haeckel in Jena und unternahm mit diesem mehrere Forschungsreisen; 1872/81 war er in Jena Pdz., danach Prof. in Königsberg, 1883/85 Prof. in Bonn, danach in München; H. leistete Bedeutendes auf den Gebieten der Protozoenkunde und Geschlechtsbestimmung niederer Meerestiere

W: Unterm Markt 1, Teichgraben (b. Huschke), Am Prinzessinnengarten 9
GT: (vor 1934) Marienstr. 9, Gebäude 1987 abgerissen


Herzlieb, Wilhelmine (gen. Minchen) * 1789 Züllichau/Neumark, † 1885 Görlitz; die 18jährige Pflegetochter von Carl Fr. E. Frommann löste in Goethe tiefe Bewunderung aus, die sich in seinen literarischen Werken, besonders in Sonetten, widerspiegelt; die unglückliche Ehe mit dem Juristen K. W. Walch wurde bald geschieden; H. starb in einer Nervenklinik

W: Fürstengraben 18, Johannisgasse 16
GT: (1928) Johannisstr. 16, 1977 erneuert


Heß, Christian Ludwig * 1776 Weißenfels, † 1853 Jena; Kupferstecher; der Sohn des akademischen Tanzlehrers in Jena erlernte den Beruf eines Schriftsetzers; später nahm er Zeichenunterricht bei C. Oehme in Jena sowie bei M. Kraus und H. Meyer in Weimar und wirkte als Illustrator im Bertuchschen Verlag, ab 1813 an der Jenaer Universität; seine zahlreichen Ansichten von Jena und Umgebung erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit

W: Jenergasse 16, Leutragasse 5, Bachgasse
GT: (1991) Jenergasse 16


Hesse, Gustav * 1876 Schwarzenberg/Erzgebirge, † 1945 Jena; Zahnmediziner; nach Studium in Leipzig und an verschiedenen Universitäten der USA war er Ass. in Kiel und Breslau, 1907 dann Pdz. und Direktor eines privaten zahnärztlichen Instituts in Jena; 1912 wurde er a. o. Prof. und Direktor der Universitätsklinik für Zahn-, Kiefer- und Mundkrankheiten

W: Stoystr. 2, Botzstr. 9
GT: (nach 1934)Dr.Otto-Nuschke-Str. 9


Hettner, Gerhard * 1892 Berlin, † 1968 München; Physiker; nach Studium in Berlin und Göttingen übersiedelte der als Erfinder des Radiometers (1928) bekannt gewordene junge Wissenschaftler 1935 nach Jena, wo er 1936/45 als o. Prof. für theor. Physik wirkte; nach dem Krieg übernahm er einen Lehrauftrag in Frankfurt a.M.; 1947 wurde er Direktor des Institutes für theor. Physik an der TH München

W: Johann-Friedrich-Str. 27
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Hettner, Hermann * 1821 Rittergut Niederleisersdorf b. Goldberg/Schlesien, † 1882 Dresden; Germanist, Kunsthistoriker; nach Studium in Berlin, Heidelberg und Halle lehrte er 1847 als Privatdozent in Heidelberg; 1851 folgte er einem Ruf als Nachfolger O. L. B. Wolffs nach Jena; ab 1855 war er Prof. an der Dresdner Kunstakademie; er verfaßte eine sechsbändige "Literaturgeschichte des 18. Jh." (1856/70)

W: Kirchplatz, Am Erfurter Tor
GT: (vor 1928) Am Kreuz 4, Gebäude 1945 zerstört; E


Heym, Georg * 1887 Hirschberg/Schlesien, † 1912 (ertrunken) Berlin; Dichter; der Sohn eines Staatsanwalts studierte Jura in Würzburg, Berlin und Jena (1910), wo er 1911 auch eine kurze Referendarzeit ableistete; neben G. Trak1 ist H. der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Expressionismus

W: Schützenstr.
GT: (1989) Zwätzengasse 14


Hildrichs (Hildericus von Varel), Edo * 1533 Jevern, † 1599 Altdorf; Mathematiker, Theologe; er lehrte von 1564/67 als Prof. der Math. in Jena, danach an der Universität Wittenberg; 1573 war er Schuldirektor in Magdeburg, später Prof. an der Universität Frankfurt a. d. 0., Prof. theol. in Heidelberg; da er die Konkordienformel nicht unterschrieb, wurde er seines Amtes enthoben und ging an die Universität Altdorf

W: unbekannt
GT: (1858) Am Kreuz 4, Gebäude 1945 zerstört


Hilgenfeld, Adolf * 1823 Stappenbeck b. Salzwedel, † 1907 Jena; Theologe; nach Studium in Berlin und Halle wirkte H. ab 1844 in Jena; 1850 wurde er zum Prof. theol. berufen; 1854/70 war er Ass. an der UB unter K. W. Göttling; ab 1858 gab H. die Zeitschrift für wiss. Theologie heraus; nach G. Zenkers Tod (1875) erwarb H. das Frommannsche Haus, dessen Traditionen er bewahrte

W: Kollegiengasse, Paradiesgasse, Markt, Unterm Markt, Fürstengraben 18
GT: (vor 1928) Goetheallee 18


Hilgenfeld, Heinrich Karl Otto * 1862 Jena, † 1945 ebd.; Philologe, Pädagoge; der Sohn von Ad. H. war ab 1891 Gymnasiallehrer und 1906/29 Prof. für orient. Sprachen in Jena

W: Fürstengraben 18
GT: (nach 1945) Goetheallee 18


Himly, Karl Gustav * 1772 Braunschweig, † 1837 Göttingen; Mediziner; er war 1801/03 Prof. für innere Medizin in Jena, danach in Göttingen; H. erteilte als erster neben theor. auch prakt. Unterricht in Augenheilkunde und gab gemeinsammitJ. A. Schmidt die "Ophthalmologische Bibliothek" heraus (1802 -1807)

W: B. Rathaus
GT: (1858) Postgasse 7, Gebäude 1945 zerstört


Hirzel, Rudolf * 1846 Leipzig, † 1917 Jena; Altphilologe; der Sohn des Verlagsbuchhändlers Salomon H. war 1886/1914 Prof. für Klass. Philol. in Jena; von besonderem Belang sind seine Bücher über Plutarch (1912) und Cicero (1895)

W: Unt. Löbdergraben, Käsernenstr. 7, Forstweg 29
GT: (vor 1928) Prof.-IbrahimStr. 29


Hodler, Ferdinand * 1853 Bern, † 1918 Genf; Maler; H. gehört zu den Überwindern des Impressionismus; seine Monumentalgemälde waren um 1900 richtungweisend für die europ. Historienmalerei; H. war Mitglied deutscher Kunstakademien, und seine Werke fanden Aufnahme in vielen Museen und Galerien; er schuf für die Ausgestaltung des neuen Universitätsgebäudes das Bild "Auszug deutscher Studenten in den Freiheitskrieg von 1813" (1907/08); im Ersten Weltkrieg protestierte er gemeinsam mit anderen Künstlern gegen die Zerstörung unwiederbringlicher Kunstwerke durch die deutsche Armee, was zum Ausschluß aus den Akademien und der Verbannung seiner Werke führte

W: Botzstr. 5
GT: (1980) Dr.-Otto-Nuschke-Str. 5


Hölderlin, Friedrich * 1770 Lauffen/Neckar, † 1843 Tübingen; Dichter; als Hofmeister kam H. Ende 1794 nach Jena, um die Freundschaft und Förderung des von ihm bewunderten Fr. Schillers zu finden; trotz Enttäuschungen waren die Jenaer Monate -vor allem durch die Auseinandersetzung mit der Phil. Fichtes - wichtig für seine weitere Entwicklung; H. arbeitete am "Hyperion"-Roman und verfaßte einen Teil seiner patriotischen Hymnen

W: vermutlich Unterlauengasse, Grietgasse (Voigts Gartenhaus), Gartenhaus am Fuße des Hausbergs
GT: 1. (1858) Zwätzengasse 16, verloren vor 1934; 2. (nach 1991) Unterlauengasse 9


Höllein, Emil * 1880 Eisfeld, † 1929 Berlin; Arbeiterführer, Journalist; der gelernte Schlosser lebte ab 1902 in Jena; später arbeitete er als Sprachlehrer und Übersetzer; H. war im Metallarbeiterverband und in der SPD aktiv, später als Mitglied der USPD; 1918 wirkte er im Soldatenrat in Straßburg; 1919 war H. Mitbegründer der "Neuen Zeitung" in Jena und wurde bald deren Chefredakteur; 1921 zog er als erster kommunistischer Abgeordneter Th. in den Reichstag ein und übersiedelte nach Berlin

W: Kronfeldstr. 16, Löbdergraben 19, Jenerzasse 12 und 6
GT: (nach 1991) Jenergasse 12


Höroldt (auch Herold), Johann Gregor(ius) * 1696 Jena, † 1775 Meißen; Porzellanmaler; ,eine künstlerische Bildung erwarb der Sohn eines Schneiders wahrscheinlich in Wien; ab 1720 war er an der Meißner Porzellanmanufaktur tätig und 1731/65 ihr alleiniger Leiter; H. entwickelte die Technik der farbigen Porzellanmalerei, wodurch der erste künstlerische Höhepunkt der Manufaktur erreicht wurde

W: Markt 20 (Geburtshaus)
GT: (nach 1991) ebd.


Hoffmann, Andreas Gottlieb * 1796 Welbslehen b. Mansfeld, † 1864 Jena; Theologe; er nahm als 17jähriger am Befreiungskrieg teil; danach studierte er in Halle orient. Sprachen und Theol.; ab 1822 wirkte H. als Prof. der Theol. in Jena; er galt als hervorragendes Sprachtalent; seine Hauptgebiete waren das Hebräische und Syrische

W: Zwätzengasse 9
GT: (1929) ebd., erneuert 1989


Hoffmann, Friedrich * 1660 Halle, † 1742 ebd.; Mediziner; er kam 1678 zum Studium der Medizin nach Jena und war hier 1681/85 Pdz.; nach einer Anstellung als Hofmedikus in Minden folgte er 1693 einem Ruf als Prof. med. an die neugegründete Universität Halle; H. erwarb sich große Verdienste auf den Gebieten der med. Systematik und der prakt. Heilkunde (liquor anodynus Hoffmanni - Hoffmannstropfen)

W: unbekannt
GT: 1. (1858) Krautgasse, verloren vor 1934; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich * 1798 Fallersleben b. Lüneburg, † 1874 Corvey/Westfalen; Dichter; wegen seiner "Unpolitischen Lieder" (1840/42) wurde er seines Amtes enthoben und zu einem unsteten Wanderleben genötigt; 1842 besuchte er in Jena den Dichter und Publizisten R. E. Prutz; auch während seiner Weimarer Jahre (1854/60) war H. noch öfter in Jena

W: unbekannt
GT: (nach 1934) Markt 22 ("Zur Sonne"), verloren 1973


Holzmann-Czapski, Helene * 1891 Jena, † 1968 Gießen; Malerin; die Tochter von S. Czapski erhielt ihren ersten Kurrstunterricht bei dem Jenaer Maler E. Kuithan und 1913 bei Max Beckmann in Berlin; 1921 heiratete sie den Maler Max Holzmann und lebte mit ihm 1923/28 und 1931/33 im litauischen Kaunas; die Faschisten ermordeten während des Krieges ihren Ehemann und die älteste Tochter; nach der Befreiung Litauens war sie Deutschlehrerin in Kaunas; 1965 übersiedelte sie in die BRD

W: Forstweg 23
GT: (nach 1991) Prof.-Ibrahim-Str. 23


Huch, Ricarda * 1864 Braunschweig, † 1947 Schönberg/Taunus; Schriftstellerin; nach Studium 1888/91 in Zürich wurde sie als eine der ersten Frauen in Deutschland zum Dr. phil. prom.; bevor sie 1936 mit der Familie ihrer Tochter nach Jena übersiedelte, lebte sie in Triest, München, Braunschweig, Berlin, Heidelberg und Freiburg/Br. als freischaffende Autorin; trotz Repressalien seitens der Faschisten gelang es ihr, ihr Werk fortzusetzen und sich einen antifaschistischen Freundeskreis aufzubauen; 1945 kehrte H. von Jena aus in die politische und literarische Öffentlichkeit zurück; sie war Alterspräsidentin des Thür. Landtages, Ehrenvorsitzende des Kulturbundes und 1947 Ehrenpräsidentin des 1. Deutschen Schriftstellerkongresses; die Schrift "Mein Tagebuch" stellte sie als "Jena-Baustein" zum Wiederaufbau der Stadt zur Verfügung; 1946 erhielt H. die Ehrendoktorwürde der Jenaer Universität

W: Forstweg 16, Sophienstr. 1, Ob. Philosophenweg 72
GT: (1964) Ricarda-HuchWeg 26


Hufeland, Christoph Wilhelm * 1762 Langensalza, † 1836 Berlin; Mediziner; Großvater und Vater waren Weimarische Leibärzte; nach dem Studium der Medizin in Jena und Göttingen arbeitete er ab 1783 zehn Jahre in der väterlichen Praxis; hier pflegte er freundschaftliche Beziehungen zu Wieland, Herder, Goethe und Schiller; 1793 wurde H. von Hz. Carl Aug. an die Jenaer Universität berufen; seine Vorlesungen, besonders über Makrobiotik, hatten einen enormen Zulauf; H. setzte sich entschieden für die Pockenschutzimpfung und hygienische Maßnahmen in den Städten ein; sein Hauptwerk "Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern" (1796) wurde in alle Weltsprachen übersetzt; 1801 ging H. als Erster Arzt an die Charite Berlin

W: Fürstengraben 18
GT: (1858) Goetheallee 18


Hufeland, Gottlieb * 1760 Danzig, † 1817 Halle; Jurist; nach Studium in Leipzig reiste er durch Holland, Frankreich und die Schweiz; 1785 kam H. nach Jena, lehrte nach Prom. als Pdz., später als Prof.; 1793 wurde er zugleich Beisitzer des Schöppenstuhls; 1803 folgte er einem Ruf nach Würzburg; später wirkte er als Prof. in Landshut, als Senatspräsident und Bürgermeister in Danzig und ab 1812 wiederum als Prof. in Landshut, danach in Halle; H. war ein bedeutender Vertreter der Naturrechtslehre

W: Engelplatz 8, Leutragasse 5
GT: (1858) Engelplatz 8, Gebäude 1900 abgerissen, erneuert 1991 (Nachfolgebau)


Humboldt, Alexander Frhr. von * 1769 Berlin, † 1859 ebd.; Naturforscher, Reiseschriftsteller; der Bruder Wilh. von H. studierte in Frankfurt a. d. O., Göttingen und Freiberg; gemeinsam mit G. Forster unternahm er ab 1790 erste Forschungsreisen; 1792/97 war er Oberbergmeister in Franken; 1792 besuchte er erstmals Jena, 1794 und 95 folgten weitere Besuche und März/Mai 1797 ein längerer Aufenthalt; mit Loder betrieb er anatomische Studien, stellte geodätische und geophysikalische Messungen an; H. pflegte in Jena freundschaftliche Beziehungen zu Goethe und Schiller; H. gilt als einer der letzten deutschen Universalwissenschaftler

W: vermutlich Unterm Markt 4
GT: 1. (1858) Postgasse 7, verloren vor 1934; 2. (vor 1928) Unterm Markt 4, verloren 1973, erneuert 1990, 3. (1989) Wöllnitzer Str. (,Teufelslöcher")


Humboldt, Wilhelm Frhr. von * 1767 Potsdam, † 1835 Tegel b. Berlin; Kunst und Sprachwissenschaftler, Kulturpolitiker, Staatsmann; der Bruder Alex. von H. weilte 1794/97 als Privatgelehrter in Jena und stand in engem Kontakt zu Schiller und Goethe; nach verschiedenen diplomatischen Tätigkeiten wirkte H. 1809/17 als preuß. Kultus- und Unterrichtsminister; hier versuchte er mit der Gründung der Berliner Universität (1810) seine Vorstellungen vom neuen bürgerlichen Universitätstyp, der "universitas litterarum", zu verwirklichen

W: vermutlich Unterm Markt 4
GT: 1. (1858) Postgasse 7, Gebäude 1945 zerstört; 2. (1858) Zwätzengasse 9, verloren vor 1934; 3. (vor 1934) Unterm Markt 4, verloren 1973, erneuert 1990


Hund, Friedrich * 1896 Karlsruhe; Physiker; er studierte in Marburg und Rostock; 1927 wurde H. als Prof. nach Rostock und ein Jahrzehnt später nach Leipzig berufen; 1946 wurde er der Nachfolger von G. Hettner in Jena; für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Quantenphysik erhielt er 1949 den Nationalpreis der DDR; 1951 übersiedelte er in die BRD, wo er zuerst in Frankfurt am M. wirkte; seit 1957 lebt er in Göttingen

W: Von-Hase-Weg 19, Otto-Devrient-Str. 16a
GT: (nach 1951) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Husanus (eigtl. Hansen), Heinrich * 1536 Eisenach, † 1587 Lüneburg; Jurist; ab 1553 studierte er Medizin in Wittenberg, später Jura in Ingolstadt und Padua; er kam 1560 als Notar an das Jenaer Hofgericht und lehrte zugleich an der Universität; 1562 wurde er fürstlicher Rat des Hz. von Sa.-Weimar; 1566 flüchtete er aus Jena, da er in diplomatischen Missionen nicht den gewünschten Erfolg erzielte; später war er Kanzler bei Hz. Johann Albert von Mecklenburg, dann Syndicus in Lüneburg

W: H. d. Kirche 7/8
GT: (nach 1934) Goetheallee 8


Huschke, Emil * 1797 Weimar, † 1858 Jena; Mediziner; er studierte ab 1814 in Jena; als Burschenschafter nahm er am Wartburgfest 1817 teil; ab 1823 wirkte er als Prof. der Anat. in Jena; H. war stark beeinflußt von L. Okens Naturphilosophie und hatte wesentlichen Anteil daran, daß sich der Entwicklungsgedanke bei den Jenaer Naturwissenschaftlern durchsetzte

W: Unterm Markt, Schloßgasse, Teichgraben
GT: (1858) Teichgraben, Gebäude um 1900 abgerissen (wegen Bau Schillerstr.), neue Anhringung: Teichgraben7 (Anatomisches Institut), erneuert 1929 und 1977


Ibrahim, Murad Jussuf Bey * 1877 Kairo, v 1953 Jena; Mediziner; nach Studium in München und ärztl. Tätigkeit in Heidelberg, München und Würzburg wurde I. auf den neuerrichteten Lehrstuhl für Kinderheilkunde und als Leiter der einzurichtenden Kinderklinik nach Jena berufen; er schuf hier eine Ausbildungsstätte für Säuglings- und Kinderkrankenpflegerinnen und 1923 ein erstes Kinder-TbcKrankenhaus; I. nahm am 5.6.1945 an der Beratung zur Neueröffnung der Universität teil; 1947 wurde er Ehrenbürger Jenas und Dr. päd. h. c., 1952 Ehrensenator der Universität; I. war einer der bedeutendsten Kinderärzte seiner Zeit

W: Sophienstr. 7, Kasernenstr. 10
GT: (1963) Rathenaustr. 10


Ilgen, Karl David * 1763 Burgholzhausen b. Eckartsberga, † 1834 Berlin; Orientalist, Theologe; ab 1794 wirkte er als Prof. der orient. Sprachen in Jena und ab 1800 auch der Theo].; 1802 wurde er zum Konsistorial- und Schulrat ernannt; er übernahm im gleichen Jahr das Rektorat in Pforta

W: B. Rathaus
GT: (1858) Postgasse7, Gebäude 1945 zerstört


Jacobs, Christian Friedrich * 1764 Gotha, † 1847 ebd.; Bibliothekar; er studierte 1781 Philol. in Jena und war danach Oberbibliothekar in Gotha

W: B. Rathaus
GT: (1858) Postgasse 7, Gebäude 1945 zerstört


Jahn, Friedrich Ludwig * 1778 Lanz b. Wittenberge, † 1852 Freyburg a. d. U.; Pädagoge; ab 1810 war er Lehrer in Berlin und schuf gemeinsam mit K.-F. Friesen den ersten öffentlichen Turnplatz in der Hasenheide; die von ihm ("Turnvater") begründete bürgerliche Turnbewegung galt der patriotischen Erziehung der Jugend und war gegen die napoleonische Fremdherrschaft gerichtet; er forderte eine allgemeine Volksbewaffnung und nahm 1813 am Kampf im Freikorps Lützow als Batallionsführer teil; sein Gedankengut bildete eine wesentliche Grundlage der Burschenschaftsbewegung; 1819/24 war J. als "Demagoge" eingekerkert, danach aus Berlin verbannt und unter Polizeiaufsicht gestellt; in dieser Zeit verstärkten sich seine reaktionären deutsch-tümelnden Ansichten; 1848 wurde er als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt; J. weilte 1806 in Jena, da er an der Schlacht teilnehmen wollte

W: unbekannt
GT: (1858) Löbderstr. 4, verloren vor 1934; E


Johann Friedrich L, der Großmütige * 1503 Torgau, † 1554 Weimar; 1532/47 Kurfürst, 1547/54 Hz. von Sachsen; er war gemeinsam mit Philipp von Hessen Anführer des 1530 gegründeten Schmalkaldischen Bundes, dem sich die Mehrheit der protestantischen Fürsten anschloß; als 1546 der katholische Kaiser Karl V. kriegerisch gegen die Protestanten vorging, führte J. das Bundesheer, das 1547 in der Schlacht bei Mühlberg eine vernichtende Niederlage erlitt; J. wurde kaiserlicher Gefangener und verlor mit der Kurwürde große Landesteile (sein Besitz wurde auf Thüringen beschränkt); als Ersatz für die verlorengegangene Wittenberger Universität ließ er in Jena 1548 ein Akademisches Gymnasium gründen, das zehn Jahre später in den Rang einer Universität erhoben wurde; 1552 wurde J. aus der Gefangenschaft entlassen und durch die Honoratioren von Stadt und Hochschule im Pennickental (Fürstenbrunnen) begrüßt

W: Schloß:
GT: 1. (1832) Fürstenbrunnen, erneuert 1973; 2. (vor 1934) Lutherplatz 2 ("Schwarzer Bär"); 3. (1979) Coll. Jen.


Joos, Georg * 1894 Urach/Württ., † 1959 München; Physiker; er wurde 1924 als a.o. Prof. an die Universität Jena berufen, deren Physikalisches Institut er 1927/35 leitete; danach wirkte er als Prof. für Experimentalphysik in Göttingen; 1941 kehrte er als Mitglied der Geschäftsleitung der Fa. Carl Zeiss nach Jena zurück; 1928 gelang ihm in einem Kellerlaboratorium des Zeiss-Werkes die Wiederholung des berühmten Michelson-Versuches, mit dem die spezielle Einsteinsche Relativitätstheorie experimentell gestützt werden konnte

W: Kaiser-Wilhelm-Str. 7a
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Jung, Franz * 1888 Neiße/Schlesien, † 1963 Stuttgart; Schriftsteller; er studierte 1908/09 Jura und Nationalökonomie in Jena; im Ersten Weltkrieg desertiert, nahm J. an der Novemberrevolution teil; in der Weimarer Republik gehörte er der linken Literaturbewegung an

W: Zwätzengasse 14:
GT: (1989) ebd.


Kalkowsky, Ernst * 1851 Tilsit, † 1938 Dresden; Mineraloge, Geologe; nach Studium in Leipzig unternahm er umfangreiche Studienreisen; ab 1882 wirkte K. in Jena und Gotha als Privatgelehrter und ab 1886 als Prof. und Direktor des Mineralogischen Museums in Jena; 1894 folgte er einem Ruf an die TH Dresden

W: Wagnergasse 28, Weimar-Geraer-Bahnhofstr. 9, Lichtenhainer Str. 1
GT: (1929) Schillerstr. (Mineralogisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Kaltschmid, Karl Friedrich * 1706 Breslau, † 1769 Jena; Mediziner; er studierte ab 1726 Jura und Med. und wurde 1732 zum Dr. med. prom., wirkte als Pdz.; ab 1736 war er zugleich Weimarischer Hofarzt; im gleichen Jahr heiratete K. die Apothekerwitwe Härtel und erhielt das Privileg der Universitätsapotheke erneuert; ab 1738 wirkte er als Prof.

W: Markt 5,
GT: 1. (1858) ebd., verloren 1933; 2. (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Karl V. * 1500 Genf, † 1558 San Yuste/Spanien; der Enkel des Kaisers Maximilian I. wurde 1516 König von Spanien und von Neapel-Sizilien; 1519 trat er die Nachfolge seines Großvaters an; als Herr über mehrere Staaten, die nach bürgerlich-nationaler Eigenentwicklung drängten, mußte er mehrere Kriege führen; 1547 besiegte er die unter Johann Friedrich I. im Schmalkaldischen Bund vereinigten protestantischen deutschen Fürsten; mit dem Gefangenen "Hanfried" zog er 1547 durch Jena; 1556 mußte K. abdanken

W: Schloß
GT: (um 1905) Erfurter Str. 98 (ehemaliges Schloßtor)


Keller, Oskar * 1877 Stockach/Bayern, † 1959 Jena; Pharmakologe, Lebensmittelchemiker; nach Studium in Halle und Marburg wirkte er ab 1908 als Pdz.; 1919 kam K. als Nachfolger von H. Matthes nach Jena, hier war er zugleich Direktor des Pharmakologischen Instituts und Leiter des Staatlichen Untersuchungsamtes; K. gehörte zu den führenden Lebensmittelchemikern seiner Zeit

W: Unt. Philosophenweg 29, Johann-Griesbach-Str. 9
GT: (vor 1971) Neugasse 24 (ehemaliges Pharmazeutisches Institut)


Kessel, Johannes * 1839 Selzen/Hessen,† 1907 Jena; Mediziner; er studierte in Gießen und Würzburg, bevor er als Ass.-Arzt und Privatdozent in Prag und Graz wirkte; 1886 folgte er einem Ruf nach Jena; K. erwarb sich Verdienste um die Histologie und operative Behandlung des Ohres und leitete bis zu seinem Tode die Universitäts-Ohrenklinik

W: Erfurter Str., Berggasse 1, V. d. Neutor 2
GT: (nach 1934) Quergasse 15


Kieser, Dietrich Georg von * 1779 Hamburg, † 1862 Jena; Mediziner; während seiner Tätigkeit als prakt. Arzt war K. Mitbegründer der Heilstätte in Berka a. d. Ihn; ab 1815 lehrte er Med. und Bot. an der Jenaer Universität; ab 1831 war er zugleich Direktor der Med.-Chir. und Ophthal. Privatklinik, 1846 wurde er Direktor der Ghzl. "Irrenheil- und pflegeanstalt"; K. war Delegierter der Frankfurter Nationalversammlung 1848; 1854 wurde er Dr. phil. h.c. der Jenaer Universität, 1858 Präsident der Leopoldina

W: Eichplatz, Am Paradies
GT: (vor 1928) Paradiesgasse 3, verloren nach 1934; E


Kirch, Gottfried * 1636 Guben, † 1710 Berlin; Astronom; K. hielt sich mehrere Jahre in Jena auf und hörte bei Weigel Vorlesungen, dieser empfahl ihn dem Danziger Astronomen Hevelius; K. betätigte sich als Kalendermacher, führte später theoretische Studien und systematische Untersuchungen über die Kometen durch, woraufhin er als erster Astronom an die neugegründete Berliner Akademie berufen wurde

W: unbekannt
GT: (1858) Johannisplatz 10, verloren nach 1934; E


Kirchner, Ernst Ludwig * 1880 Aschaffenburg, † 1938 (Freitod) Davos/Schweiz; Maler, Grafiker, Bildhauer; K. war 1905 Mitbegründer des Künstlerverbands "Die Brücke" in Dresden; ab 1911 wirkte er in Berlin; auf Einladung des Kunstvereins hielt sich K. zwischen 1914 und 1917 mehrmals in Jena auf, wo Grafiken und Tafelbilder entstanden, u. a. die berühmten Porträts von B. Graef, E. Grisebach und J. Schaxel; 1915 wurde er eingezogen, ab 1916 lebte er in Sanatorien im Taunus, dann in Jena und Berlin; 1917 verließ er schwerkrank Deutschland; 1933 wurde seine Kunst in Deutschland als "entartet" diffamiert

W: Erfurter Str. 74
GT: (nach 1991) ebd.


Kläber, Kurt (Ps. Kurt Held) * 1897 Jena, † 1959 Carona/Schweiz; Schlosser, Schriftsteller; von dem Verleger E. Diederichs gefördert, debütierte der Sohn eines Zeiss-Werkmeisters mit einem dem Expressionismus nahestehenden Lyrik-Band ("Neue Saat", 1919); gemeinsam mit Joh. R. Becher gründete er 1928 in Berlin den Bund prol.-rev. Schriftsteller; im Schweizer Exil zog sich K. aus der Arbeiterbewegung zurück und verfaßte Kinder- und Jugendbücher

W: Frauengasse 20 (Geburtshaus), Katharinenstr. 9,
GT: (1989) Frauengasse 20 (Nachfolgebau)


Klingemann, Ernst August Friedrich * 1777 Braunschweig, † 1831 ebd.; Schriftsteller; er studierte in Jena bei Fichte und Schelling und stand dem Kreis der Frühromantiker nahe; später war er Prof. am Carolinum in Braunschweig

W: Leutragasse 5
GT: (1858) Löbdergraben 24, verloren vor 1934


Klopfleisch, Friedrich * 1831 Heusdorf b. Apolda, † 1898 Jena; Kunst- und Prähistoriker; er studierte in Jena Med., Naturwiss., Ästh. und Archäol.; 1875 wurde K. Prof. für Kunstgeschichte und begründete die Ur- und Frühgeschichte als Lehrfach; 1862/63 richtete er auf der Grundlage seiner reichen Ausgrabungsfunde und mit eigenen finanziellen Mitteln das Germanische Museum ein

W: Fürstengraben 20, Löbstedter Str. 11
GT: (1929) Coll. Jen., verloren um 1973; E


Klopstock, Friedrich Gottlieb * 1724 Quedlinburg, † 1803 Hamburg; Dichter; nach dem Schulbesuch in Pforta studierte K. 1745/46 in Jena Theol.; er schuf hier sein Epos "Der Messias" (1748), das seinen europ. Dichterruhm begründete; er war einer der bedeutendsten deutschen Dichter des 18. Jh.

W: unbekannt
GT: 1. (1858) Holzmarkt 1, verloren vor 1934; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Kluge, Friedrich * 1856 Köln, † 1926 Freiburg/Br.; Philologe; nach Studium in Leipzig und Freiburg war er ab 1880 Privatdozent in Straßburg; 1884 wurde er nach Jena berufen; 1885 erhielt K. die neugeschaffene Prof. für deutsche und englische Philologie; 1893 ging K. nach Freiburg; sein "Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache" (1881) gehört zu den großen Leistungen der Sprachwissenschaft des 19.Jh.

W: Weimar-Geraer-Bahnhofstr., Fürstengraben 18
GT: (1929) Goetheallee 18


Knebel, Karl Ludwig von * 1744 Wallerstein/Franken, † 1834 Jena; Schriftsteller, Übersetzer; nach Jura-Stud. 1764 in Halle trat er ins Regiment des preuß. Kronprinzen in Potsdam ein und wurde Offizier; 1774 holte ihn Anna Amalia als Prinzenerzieher nach Weimar; 1775 vermittelte er den Kontakt Carl Augusts zu Goethe; K. verband mit Goethe eine lebenslange Freundschaft ("Urfreund"); er lebte in Weimar, Ilmenau und ab 1805 in Jena, schrieb Aufsätze zu hist., pol. und ästh. Fragen und trat als Übersetzer antiker Autoren hervor

W: Schloß, Neugasse 23, Am Paradies
GT: 1. (1858) Am Paradies, verloren 1971; 2. (1858) Neugasse 23, erneuert 1989


Knopf, Otto Heinrich * 1856 Hildburghausen, † 1945 Jena; Astronom; nach Studium in Jena u. Berlin wurde er 1889 Ass. an der Jenaer Sternwarte und 1900 als Nachfolger Abbes deren Direktor; ab 1897 war er a.o. (1923 0.) Prof. für Astronomie an der Jenaer Universität; er forschte auf den Gebieten der math. Bestimmung der Planeten- u. Kometenbahnen; er schrieb u. a. "Die geographischen Koordinaten von Jena"; (1927) und "Die Astronomie an der Universität Jena" (1937)

W: Schillergäßchen 2, Humboldtstr. 16
GT: (1976) Schillergäßchen 2


Knorr, Ludwig * 1859 München, † 1921 Jena; Chemiker; nach Studium in München, Heidelberg und Erlangen erhielt er 1888 in Würzburg eine a.o. Prof.; 1889 wurde er nach Jena berufen; K. entwickelte 1883 das Antipyrin, das erste synthetische fiebersenkende Mittel

W: Kahlaische Str. 9
GT: (1929) ebd., verloren vor 1934; E


Koch, Hermann * 1814 Jena, † 1902 ebd.; Kaufmann, Bankier; K. war Mitglied des Gemeinderates und stellv. Vorsitzender des 1864 gegründeten "Comite der Weimar-Crossener Eisenbahn"; 1890 wurde ihm für seine Verdienste die Jenaer Ehrenbürgerschaft verliehen

W: Weimar-Geraer-Bahnhofstr. 14;
GT: (vor 1934) ebd., verloren nach 1934


Körner, Fritz Karl Heinrich * 1905 Langelsheim/Harz, † 1950 Jena; Mediziner; nach Tätigkeit am Anatomischen Institut Leipzig und Würzburg kam er 1940 als a.o. Prof. und Prosektor nach Jena; 1945 wurde er stellv. Direktor des Anatomischen Instituts, später Direktor

W: Jenertal 17
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), verloren 1987


Körner, Johann Christian Friedrich * 1778 Weimar, † 1847 Jena; Techniker, Physiker; nach Mechanikerlehre besuchte er Vorlesungen in Jena, ab 1816 war Hof- und Universitätsmechanikus und wurde 1818 zum Dr. phil. prom.; danach hielt er Vorlesungen zur Geodäsie, Mechanik und zu dem Bau wissenschaftlicher Geräte, arbeitete mit Goethe (Farbenlehre) und Döbereiner zusammen.; ab 1843 fertigte er auf Anregung Schleidens Mikroskope an; 1834/38 war K. der Lehrmeister von C. Zeiß

W: Grietgasse 10
GT: (1976) Schillergäßchen 2


Kolesch, Karl * 1860 unbekannt., † 1921 Halle; Pädagoge und Geologe; K. wirkte ab 1890 als Gymnasialprofessor in Jena; Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der Geologie

W: Felsenkellerstr.19, Forstweg 14;
GT: (vor 1928) Forstweg 14, verloren nach 1934


Kollar, Jan * 1793 Mosovce b. Preßburg; † 1852 Wien; Dichter, Philologe; er studierte 1817/19 Theol. in Jena, hörte aber auch Vorlesungen bei Fries und Luden; danach war K. Pfarrer in der Slowakei und in Pest; 1849 wurde er Prof. für slaw. Arch. in Wien und politischer Berater der österr. Regierung; seine spätere Frau, die Lobedaer Pfarrerstochter Friederike Schmidt, war das Urbild seiner Titelheldin, der Symbolfigur des aufstrebenden Slawentums, im Sonett-Zyklus "Slavy Dcera" (1824)

W: Nonnenplan 9, Pfarrhaus Lobeda; GT 1. (1858) Nonnenplan 9, verloren vor 1934; 2. (1984) Lobeda, Ernst-Thälmann-Str. 4


Kopp, Christian aus Gotha, studierte 1814 in Jena


GT: (um 1934) Fürstengraben 19, verloren; bereits damals war über diesen Namensträger nicht mehr zu ermitteln


Koßmann, Robby August * 1849 Danzig, † 1907 Berlin; Zoologe; K. studierte ab 1868 in Jena und Leipzig und wirkte später als Prof. in Heidelberg; unter dem Pseudonym K. Gedan veröffentlichte er Märchen, Essays, Novellen und Dramen

W: vermutlich Jenergasse 14
GT: (vor 1928) ebd.


Kotzebue, August von * 1761 Weimar, † 1819 (ermordet) Mannheim; Dramatiker; er studierte 1777 und 1779/80 Jura in Jena; vom dortigen Liebhabertheater empfing er wichtige Anregungen für eigene dramatische Arbeiten; ab 1781 stand K. in russ. Diensten und lebte meist auf seinem Gut bei Reval in Estland, aber auch in Weimar und Jena; er war einer der erfolgreichsten Bühnenschriftsteller seiner Zeit; wegen seiner reaktionären politischen Haltung und des Verdachts, für Rußland zu spionieren, wurde er von dem Jenaer Studenten und Burschenschafter C. L. Sand ermordet

W: unbekannt
GT: (1858) Wagnergasse27, verloren nach 1934; E


Krause, Carl Christian Friedrich * 1781 Eisenberg, † 1832 München; Philosoph; ab 1797 studierte er Theol., Phil. und Math. in Jena; 1802/04 lehrte er hier als Pdz.; nach Aufenthalt in Rudolstadt hielt er Privatvorlesungen und Musikunterricht in Dresden, später in Berlin und Göttingen; ab 1831 war er Privatdozent in München; K. entwickelte in Jena sein von idealistischem Pantheismus geprägtes philosophisches System; er nahm zu fast allen Bereichen der Philosophie Stellung und entwickelte den Plan eines europ. Staatenbundes und eines Menschheitsbundes, der den Weltfrieden garantieren sollte; durch seine Schüler spielte der "Krausismus" in der span. sprechenden Welt in der 2. Hälfte des 19. Jh. als einflußreiche und vielseitige kulturelle und politische Bewegung eine große Rolle; dieses Konzept des bürgerlichen Liberalismus und später auch linksprogressiver Kräfte wirkt bis in die Gegenwart

W: Am Rähmen 21
GT: (1858) ebd., erneuert 1991


Krehl, Ludolf * 1861 Leipzig, † 1937 Heidelberg; Mediziner; 1892/99 wirkte er als Prof. med. und Direktor der Med. Poliklinik in Jena; er begründete die pathologische Physiologie in Jena als selbständiges Lehrgebiet; später wirkte er in Heidelberg

W: Stoystr. 2
GT: (nach 1934) Stoystr. 3


Kreußler, Wilhelm * 1597 Niederhadamor/Nassau, † 1673 Jena; Fechtmeister; er erhielt seine Ausbildung als Fechtmeister in Frankfurt a.M. und war danach berechtigt, eine Fechtschule zu halten; ab 1619 unterrichtete er in Jena die Studenten; er gilt als der Begründer der sog. deutschen Fechtkunst (des Stoßfechtens); die "Fechter-Dynastie" Kreußler wurde in ganz Deutschland berühmt und stellte später auch Fechtmeister in Gießen, Leipzig und Wittenberg; 1669 erhielt Wilh. K. gemeinsam mit seinen Söhnen Friedrich (1632-1707) und Gottfried (1624-1682) das fürstliche Privileg; nach ihnen wirkten noch in Jena der Sohn Gottfrieds, Johann Wilhelm (1664-1722), sowie dessen Sohn Heinrich Wilhelm (16901752); dieser adoptierte 1745 den Fechtmeister Johann Wolfgang Bieglein aus Nürnberg (nach 1700-1780), der bis zu seinem Tode unter dem Namen Bieglein-Kreußler die Jenaer Fechttradition fortsetzte

W: u. Fechtboden (Wilhelm und Friedrich): Oberlauengasse19
GT: (1990) ebd.; W. und Fechtboden (Gottfried, Johann Wilhelm, Heinrich Wilhelm und Bieglein-Kreußler): Unterlauengasse15
GT: (1990) Ernst-Thälmann-Ring 12a (Hofseite)

Wilhelm Kreußler (I), Gemälde von unbek. Künstler, um 1670


Krug, Wilhelm Traugott * 1770 Radis b. Wittenberg, † 1842 Leipzig; Philosoph; er studierte 1792 in Jena, war später Prof. der Phil. in Leipzig

W: unbekannt.
GT: (1858) Löbderstr. 5, verloren vor 1934


Kuhlmann, Quirinus * 1651 Breslau, † 1689 (hingerichtet) Moskau; Lyriker; K. studierte 1670/73 in Jena Jura und wurde für seine studentische Lyrik ("Himmlische Liebesküsse") zum poeta laureatus gekrönt; in Jena und im niederl. Leiden beschäftigte er sich mit mystischen Strömungen in der Philosophie und versuchte danach, sein dichterisches Werk mit einem radikalen, umstürzlerischen Sendungsbewußtsein zu verbinden; infolge seiner in ganz Europa unternommenen Bekehrungsversuche wurde er als Ketzer verbrannt

W: Jenergasse 10
GT: (nach 1990) Jenergasse 1


Kuhnt, Hermann * 1850 Senftenberg, † 1925 Bonn; Mediziner; nach Studium in Bonn, Berlin und Würzburg dort ab 1877 Pdz., ab 1880 in Jena; 1882 erhielt er hier den neuerrichteten Lehrstuhl für Augenheilkunde; ab 1892 wirkte er in Königsberg, ab 1907 in Bonn; K. verfaßte zahlreiche wiss. Abhandlungen zur operativen Augenheilkunde

W: Johannisgasse, Gartenstr. 1
GT: (1929) Stoystr. 3


Kuithan, Erich * 1875 Bielefeld, † 1917 Jena; Maler; er studierte in München und Deutenhofen b. Dauchau die Künste; 1895 nahm er an einerAusstellungderMünchenerSezessionteil und arbeitete an der Zeitschrift "Jugend" mit; 1903/07 leitete er die Zeichenschule der CarlZeiss-Stiftung Jena im Volkshaus; danach war er Prof. in Berlin; wegen einer Tbc-Erkrankung mußte er seine Arbeit aufgeben; K. schuf u. a. das weltberühmte Firmenzeichen für das Zeisswerk, das Universitätswappen am nördl. Mittelgiebel des UHG und schmückte dessen Foyer mit Wandgemälden (1945 zerstört)

W: Reuterstr. 59, Beethovenstr. 34a
GT: (nach 1991) Beethovenstr. 34a


Kulenkampff, Helmuth * 1895 Bremen, † 1971 Würzburg; Physiker; er studierte 1915/22 in Frankfurt a.M., Würzburg und München, wo er eine a.o. Prof. erhielt; 1935 wurde K. als Nachfolger M. Wiens nach Jena berufen; 1946 folgte er einem Ruf nach Würzburg

W: Urbanstr. 2, Joh.-Griesbach-Str. 20
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Lange, Ferdinand * 1822 Jena, † 1849 ebd.; Student; der Sohn des Jenaer Theol.-Prof. Joh. Lobegott F. L. studierte 1844/49 Theol. in Jena und gehörte zu den revolutionären Vertretern des studentischen Progresses, die sich im "Demokratischen Verein" organisiert hatten; er wurde gemeinsam mit anderen im Okt. 1848 in Sulza verhaftet und zu mehrjähriger Festungshaft verurteilt; L. starb an den Folgen der erlittenen Entbehrungen

W: Am Rähmen, A. d. Graben, Schloßgasse;
GT: (1975) Philosophenweg (Mauer des Johannisfriedhofs)


Langenbeck, Konrad Johann Martin * 1776 Horneburg b. Hannover, † 1851 Göttingen; Mediziner; er studierte 1794/95 in Jena; danach war er Prof. für Anat. und Chir. in Göttingen; er galt als hervorragender Augenoperateur

W: Schloßgasse 12
GT: (1858) ebd., verloren nach 1934


Langethal, Christian Eduard * 1806 Erfurt, † 1878 Jena; Agrarwissenschaftler, ab 1827 studierte er in Jena und betätigte sich in der Burschenschaft; wegen politischer Aktivität wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt, jedoch nach einem Jahr begnadigt; nach Prom. zum Dr. phil. 1834 lehrte er im Landwirtschaftlichen Institut von F. G. Schulze; mit diesem war er 1836/39 in Eldena b. Greifswald; danach lehrte er in Jena als Prof. landwirtschaftliche Botanik und Pflanzenbau; 1860/61 leitete er das Institut; er veröffentlichte u. a. ein Lehrbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenkunde und setzte Zenkers "Flora von Thüringen" fort

W: Zwätzengasse, Unterm Markt, Löbdergasse 3, Saalgasse, Leutragasse 1
GT: (vor 1928) Leutrastr. 1, Gebäude 1945 zerstört; 2. (1990) Ernst-Thälmann-Ring 15a


Leibniz, Gottfried Wilhelm * 1646 Leipzig, † 1716 Hannover; Philosoph, Mathematiker, Physiker, Historiker, Jurist, Politiker; nach Leipzig studierte er ab 1663 in Jena; hier wurde L. durch seinen Lehrer E. Weigel in das mathematische Denken und die mechanistisch orientierte Naturbetrachtung eingeführt; nach der Prom. (Altdorf 1667) wirkte er als Rat am Revisionsgericht Frankfurt a.M. und war 1671/76 in diplomatischen Missionen in Paris, besuchte England und die Niederlande; danach war er Bibliothekar der hannoverschen Kurfürsten; L. war einer der universellsten frühbürgerlichen Denker und Bahnbrecher auf zahlreichen Wissensgebieten; als Philosoph drang er vor Hegel am tiefsten in die dialektische Struktur der Wirklichkeit ein; L. war Initiator und 1. Präsident der Berliner Akademie der Wissenschaften (1700)

W: unbekannt
GT: 1. (1858) Johannisstr. 26 ("Weigelsches Haus"), Gebäude 1898 abgerissen; 2. (vor 1949) UHG (Foyer); 3. (nach 1991) Coll. Jen.


Leist, Carl Burkhardt Wilhelm * 1819 Westen b. Hannover; † 1906 Jena; Jurist; ab 1837 studierte er in Göttingen, Heidelberg und Berlin; danach lehrte er zunächst als Privatdozent in Göttingen und ab 1846 als Prof. in Basel, danach in Rostock; 1853 erhielt er einen Ruf nach Jena; hier lehrte er römisches Recht und Rechtsgesch.; 1891 ernannte ihn die Phil. Fak. zum Dr. phil. h. c.

W: Markt, Fischergasse, Zwätzengasse9
GT: (1929) Zwätzengasse 9, erneuert 1989


Lemke, Rudolf Hermann * 1906 Gollnow/Pommern; † 1957 Jena; Mediziner, er studierte ab 1923 in Jena, Wien, Freiburg und Berlin; ab 1931 arbeitete er als Ass.-Arzt in der Psychiatrischen Klinik in Jena und lehrte ab 1935 als Pdz.; 1945 wurde er stellv. Direktor der Klinik; 1948 erhielt er die Berufung zum Prof. u. Dir.

W: Am Rähmen 2l
GT: (1986) Philosophenweg 3 (Klinik für Psychiatrie und Neurologie)


Lenz, Georg * 1881 Bromberg; † 1953 Jena; Mediziner; er studierte ah 1900 in Marburg, Berlin und Breslau; danach praktizierte und lehrte er in Breslau und war Begründer und Chefarzt der Augenabteilung des Städtischen Krankenhauses; 1947 wurde er zum Prof. und Direktor der Augenklinik Jena berufen; er ist Gründer der Außenstation für chronische AuQenentzündungen in Masserberg; 1951 Wurde er als "Verdienter Arzt des Volkes" ausgezeichnet

W: Bachstr. 18
GT: (1972) Wagnergasse26


Lenz, Johann Georg * 1745 Schleusingen, † 1832 Jena; Naturwissenschaftler, Mineraloge; er studierte 1765/70 in Jena und lehrte ab 1770 als Pdz., ab 1810 als Prof.; unter seiner Leitung wurde die Mineralogie in Jena ein selbständiges Lehrfach; er gründete 1796 die einflußreiche "Societät für die gesamte Mineralogie zu Jena"; unter Aufsicht Goethes ordnete L. die naturwiss. Sammlungen der Universität im Schloßgebäude neu; L. verfaßte eine Vielzahl wiss. Werke, u. a. das sechsbändige "Vollständige Handbuch der Mineralogie" (1819/20)

W: Johannisgasse15
GT: (1929) Schillerstr. (Minerologisches Institut), Gebäude 1945 zerstört; E

Johann Georg Lenz, Kopie von G. Böhnisch Metzmacher, 1989, nach L. Seidler


Leskien, August Johann Heinrich * 1840 Kiel, † 1916 Leipzig; Philologe; er wurde 1869 als Nachfolger A. Schleichers nach Jena berufen, wechselte aber bereits 1870 nach Leipzig; L. war der Begründer einer wiss. Schule in der Sprachwissenschaft; richtungweisend waren seine Forschungen zur Vgl. Grammatik der balt.-slaw. Sprachen

W: unbekannt.
GT: (vor 1934) Marienstr. 9, Gebäude 1987 abgerissen


Leupold, Jacob * 1674 Planitz b. Zwickau, † 1727 unbekannt; Mechaniker; kam um 1694 nach Jena, um bei E. Weigel zu studieren; L. war später kursächs. Rat

W: unbekannt
GT: (1858) Johannisstr. 23, Gebäude 1945 zerstört


Lichtenstein, Martin Heinrich Carl * 1780 Hamburg, † 1857 b. Kiel; Zoologe; 1799/1801 studierte er in Jena; ab 1811 war er Prof. in Berlin und gehörte 1844 zu den Mitbegründern des Berliner Zoos

W: unbekannt
GT: (1858) Löbderstr. 12, Gebäude 1945 zerstört


Liebknecht, Karl * 1871 Leipzig, † 1919 (ermordet) Berlin; Rechtsanwalt, Politiker; er war gemeinsam mit Rosa Luxemburg Führer der deutschen Linken vor und während des Ersten Weltkrieges und Mitbegründer der KPD; L. hielt sich 1905 anläßlich des SPD-Parteitages erstmals in Jena auf; 1915 wurde sein berühmtes Antikriegsflugblatt "Der Hauptfeind steht im eigenen Land" in Jena gedruckt; Ostern 1916 trafen sich revolutionäre Jugendgruppen Deutschlands mit L. in Jena und berieten Maßnahmen und ein Programm zum verstärkten Kampf gegen den Krieg

W: Wiesenstr. 10
GT: (1966) Zwätzengasse 16, erneuert 1989


Liebmann, Otto * 1840 Löwenberg/Schlesien, † 1912 Jena; Philosoph; er studierte bei K. Fischer in Jena und lehrte ab 1866 als Privatdozent in Tübingen, 1872 als Prof. in Straßburg; 1882 wurde er als Nachfolger Fortlages nach Jena berufen; mit seinem Werk "Kant und die Epigonen" (1865) wurde er zum Begründer des Neukantianismus an der Universität Jena

W: Unt. Jüdengraben
GT: (1929) Villengang 3


Liebmann, Paul Historiker; eine GT mit diesen Daten befindet sich am Haus Villengang 4; über diese Persönlichkeit war nichts feststellbar


Limnäus (eigtl. Wirn), Georg * 1554 Jena, † 1611 ebd.; Mathematiker; der Sohn des Leuchtenburger Schössers studierte ab 1571 in Jena Theol. und Math.; ab 1583 wirkte er als Schloßbaumeister am pfälz. Hof in Heidelberg, ab 1588 als Prof. der Math. in Jena und zugleich als Bibliothekar; in seinen Vorlesungen behandelte er astronomische Probleme und Grundfragen der Geographie; obwohl er auch das kopernikanische Weltbild ablehnte, genoß er doch unter den Astronomen seiner Zeit großes Ansehen; 1596 gründete er als erster in Jena eine kleine Sternwarte

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Linck, Gottlob Eduard * 1858 Ötisheim/Württ.; † 1947 Jena; Mineraloge; nach Studium in Stuttgart, Straßburg und Tübingen war er Ass. am Mineralogischen Institut Straßburg und lehrte ab 1888 als Pdz.; 1894 wurde er als Prof. und Direktor des Instituts für Mineralogie und Geologie nach Jena berufen; für seine hohen wiss. Leistungen wurde er von der Universität Jena zum Dr. rer. pol. h. c. prom. und von der Universität Tübingen zum Dr. rer. nat. h. c.; er war Ehrenmitglied der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft; nach dem Ersten Weltkrieg begründete er die Studentenhilfe in Jena

W: Carl-Zeiß-Platz 3, Wildstr. 16, Otto-Devrient-Str. 4;
GT: (nach 1991) Otto-DevrientStr. 4


Lipsius, Justus * 1547 Overysche b. Löwen/Niederl., † 1606 Löwen; Humanist, Philologe, Jurist, Historiker; er studierte 1565 Jura an der Universität Löwen und betrieb zugleich humanistische Studien; danach wirkte er zwei Jahre als Kuriensekretär in Rom; nach seiner Rückkehr nach Löwen trieb ihn die Inquisition zur Flucht; 1572 erkannte er das lutherische Bekenntnis an und wurde Prof. für Ethik, Logik und Geschichte in Jena; die hier erarbeitete Tacitus-Ausgabe begründete seinen internationalen Ruf; 1574 ging er nach Löwen zurück, 1579/91 war er Prof. in Leiden; in der "Politika" (1589) faßte L. das gesamte politischethische Wissen seiner Zeit zusammen und schuf damit eine der bedeutendsten frühneuzeitlichen Staatstheorien

W: unbekannt
GT:1. (1858) Eichplatz 2 (Jüdenmühle), Gebäude 1969 abgerissen; 2. (nach 1991) Coll. Jen.

Justus Lipsius, Gemälde von unbek. Künstler, nach 1574


Lipsius, Richard Adalbert * 1830 Gera, † 1892 Jena, Theologe studierte in Leipzig; danach Tätigkeit in Wien; 1871 wurde er als Prof. für das Neue Testament nach Jena berufen; L. war der Mitbegründer und führende Kopf des "Evangelischen Bundes"

W: Fürstengraben 2
GT: (vor 1934) ebd., verloren nach 1934


Liscow, Christian Ludwig * 1701 Wittenberg, † 1760 Gut Berg b. Eilenburg; Satiriker, Fabeldichter; von Rostock kommend, setzte L. 1721/22 in Jena sein Theologiestudium fort; später stand der bedeutende Prosasatiriker der deutschen Aufklärung und Wegbereiter der deutschen Literaturkritik im Dienst meckl., preuß. und sächs. Fürsten

W: unbekannt
GT: (1858) Wagnergasse 31


Liszt, Franz (von) * 1811 Raiding b. Ödenburg/Ung., † 1866 Bayreuth; Komponist, Klaviervirtuose; trat bereits neunjährig als Konzertpianist auf; zwischen 1839/47 wurde er auf Konzertreisen in ganz Europa gefeiert; ab 1842 war L. Hofkapellmeister in Weimar und ließ sich aber erst 1848 dort nieder; nach 1861 lebte er abwechselnd in Rom, Weimar und Budapest; zwischen 1842/84 leitete er viele Male die akademischen Konzerte in Jena und gab damit dem sich rasch entwickelnden städtischen Musikleben wesentliche Impulse; Konzerte in den "Rosensälen";

GT: (nach 1991) Goetheallee 7


Litzmann, Berthold * 1857 Kiel, † 1929 München; Germanist, Theaterwissenschaftler; er studierte in Leipzig, Bonn und Berlin und prom. in Tübingen über J. C. Günther, bevor er 1884 nach Jena als Pdz. kam; 1885 wurde er Prof. für neuere deutsche Literatur, für deren Etablierung an deutschen Universitäten er sich besonders engagierte; 1892 folgte er einem Ruf nach Bonn; L. gehört zu den Mitbegründern der Goethe-Gesellschaft

W: Am Prinzessinnengarten 9, Schillerstr., Ob. Philosophenweg 5, Carl-Zeiß-Platz
GT: (nach 1991) Carl-Zeiß-Platz 4


Lobeck, Christian August * 1781 Naumburg, † 1860 Königsberg; Altphilologe; studierte 1797/98 in Jena und war ab 1814 Prof. für Poesie und Beredsamkeit in Königsberg; er wirkte auf den Gebieten der grch. Sprachforschung und Religionsgeschichte

W: unbekannt
GT: (1858) Zwätzengasse 16, verloren nach 1934


Loder, Justus Christian von * 1753 Riga, † 1832 Moskau; Mediziner; nach Studium in Göttingen wurde er 1778 nach Jena berufen; er war hier sofort an der Errichtung der geburtshilflichen Klinik als zweiter Einrichtung in Deutschland beteiligt; in den 25 Jahren seines Wirkens in Jena erbrachte er bedeutende Leistungen in der Anatomie, Chirurgie und Hebammenkunst; 1784 entdeckte auf seine Anregungen hin Goethe den Zwischenkieferknochen beim Menschen; 1803 folgte er einem Ruf nach Halle; von hier ging er über Königsberg und Petersburg nach Moskau; dort gründete er 1819 das Anatomische Institut und baute das russ. Lazarettwesen aus

W: Schloß
GT: 1. (1858) Schloß, Gebäude 1904/05 abgerissen; 2. (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977; 3. (nach 1945) Jenergasse 8, erneuert nach 1991

Justus Christian von Loder, Stich von B. Minger nach A. Tischbein


Loening (bis 1875 Löwenthal), Richard * 1848 Frankfurt a.M., † 1913 Jena; Jurist; ab 1866 studierte er in Heidelberg und Berlin; nach der Referendarzeit in Frankfurt a.M. und Bonn lehrte er als Pdz. in Heidelberg; 1822 wurde er als Prof. nach Jena berufen; hier wirkte er zugleich als akademischer Rat am OLG und war Finanzabgeordneter der Universität; L. wirkte auf den Gebieten Straf-, Strafprozeß- und Zivilprozeßrecht; daneben beschäftigten ihn Fragen der Universitätsgeschichte und des Universitätsarchivs

W: V. d. Erfurter Tor, Hohe Str. 8
GT: (1929) Hohe Str. 8; verloren nach 1934; E


Löscher, Valentin Ernst * 1673 Sondershausen, † 1749 Dresden; Theologe; er studierte 1694/95 in Jena; später war er Superintendent in Jüterborg und Delitzsch, Prof. in Wittenberg und ab 1709 Oberkonsistorialrat in Dresden; als Gegner des Pietismus, von dem sich seine Lieder dennoch beeinflußt zeigen, gründete er 1701 die erste deutsche theologische Zeitschrift

W: unbekannt
GT: (1858) H. d. Rinne 9, verloren vor 1934


Lorenz, Ottokar * 1832 Iglau/Mähren, † 1904 Jena; Historiker; er studierte die Rechte, Philol. und Geschichte in Wien; danach war er dort Archivar und Hochschullehrer; 1885 folgte er einem Ruf nach Jena; er verfaßte zahlreiche Quelleneditionen zur mittelalterlichen Geschichte und europäischen Staatenkunde

W: Johannisgasse, Kasernenstr. 7
GT: (vor 1934) Kasernenstr. 7, verloren nach 1934


Lubosch, Wilhelm * 1875 Berlin, † 1938 Würzburg; Mediziner; nach Studium in Berlin arbeitete er als Ass. im Anatomischen Institut Breslau; 1902 kam er als Ass. und Pdz. nach Jena; ab 1912 wirkte er als Prosektor und später Prof. in Würzburg

W: Engelstr. 7, Carl-Zeiß-Platz 1
GT: (1977) Teichgraben7 (Anatomisches Institut)


Luden, Heinrich * 1778 Loxstedt b. Bremen, † 1847 Jena; Historiker; er studierte ab 1799 Theol. in Göttingen und beschäftigte sich mit Geschichte und Phil.; nach Prom. zum Dr. phil. in Jena wirkte L. ab 1806 als Prof. der Geschichte; seine Vorlesungen über deutsche Geschichte, das Zeitalter der Befreiungskriege und den span. Aufstand gegen Napoleon, machten ihn zum "Helden der Burschenschaft"; 1820/32 war L. Abgeordneter der Universität in den Weimarischen Landständen

W: H. d. Kirche, Unterm Markt 2, Leutragasse 5, Über der Engelbrücke
GT: 1. (1858) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; 2. (vor 1934) Westbahnhofstr. 3, verloren nach 1934; 3. (vor 1934) Schloßgasse 17, Gebäude 1945 zerstört; 4. (1990) Unterm Markt 2

Heinrich Luden d. Ä., Denkmal von J. Jastram, 1983


Luden, Johann Heinrich Gottlieb * 1810 Jena, † 1880 ebd.; Jurist; der Sohn des Historikers Heinr. L. studierte in Jena, Berlin und Göttingen; nach Prom. zum Dr. phil. (1829) und Dr. jur. (1831) wurde er 1834 als Prof. jur. an die Jenaer Univ. berufen; L. wirkte zugleich als OAGR und ab 1861 als Vorsitzender des Schöppenstuhls

W: Leutragasse 5, Jenergasse, Eichplatz, Fürstengraben 30
GT: (vor 1934) Fürstengraben 30, verloren nach 1934


Ludwig, August * 1867 Hochdorf b. Blankenhain, † 1951 Jena; Theologe, Bienenzüchter, Mundartschriftsteller; nach Studium der Theol. 1887/92 in Jena wirkte er als Pfarrer in verschiedenen thür. Dörfern und ab 1910 in Jena; L. war leidenschaftlicher Imker, sein "Handbuch der Bienenkunde" (1906) wurde zu einem internationalen Standardwerk, ab 1916 hielt er Vorlesungen über Bienenzucht an der Jenaer Universität und ab 1925 war er Schriftleiter der "Deutschen Bienenzeitung"; 1947 wurde ihm der Titel Prof. verliehen; L. ist der erfolgreichste Thür. Mundartschriftsteller unseres Jh., seine "Schnärzchen und Schnurren" machten die Thür. Mundart literaturfähig; L. schrieb auch Theaterstücke und die kulturgeschichtlich bedeutsame Autobiographie "Wie die Alten sungen" (1925)

W: Von-Hase-Weg 11
GT: (1961) ebd.


Ludwig, Friedrich Hermann * 1819 Greußen, † 1873 Jena; Chemiker; nach Apothekerlehre und Studium arbeitete er als Ass. Wackenroders in Jena; ab 1847 war er Lehrer der Chemie am Landwirtschaftlichen Institut; 1852/54 lehrte er als Pdz. Chemie, danach als Prof.; L. wurde Direktor eines privaten pharmazeutischen Instituts und war Revisor der Apotheken von Sa.-Weimar

W: Schloßgasse 17, Leutragasse 10;
GT: (1987) Neugasse 24 (ehemaliges Pharmazeutisches Institut)


Luther, Martin * 1483 Eisleben, † 1546 ebd.; Theologe, Begründer des Protestantismus; nach Studium in Erfurt erhielt L. als Augustinermönch 1508 in Wittenberg eine Prof.; mit seinem mutigen Auftreten gegen den Mißbrauch des Ablaßhandels leitete er 1517 die Reformation als erste Phase der frühbürgerlichen Revolution ein; von der Wartburg unterwegs nach Wittenberg, war L. 1522 erstmals in Jena; im Folgejahr disputierte er hier mit dem radikalen Reformator Karlstadt; 1524 und 1529 predigte er in der Stadtkirche; bis 1537 hielt er sich elfmal in Jena auf

W: Lutherplatz 2 ("Schwarzer Bär")
GT: 1. (1858) ebd.; 2. (um 1905) Erfurter Str. 98 (ehemaliges Schloßtor)

Gedenktafel am Hotel "Schwarzer Bär"


Luther, Paul * 1533 Wittenberg, † 1593 Leipzig; Mediziner; der Sohn des Reformators und Schüler Melanchthous war 1557/58 Prof. in Jena, danach Leibarzt mehrerer Fürsten (Joh. Fr. II. von Sa. -Weimar, Kurfürst Joachim von Brandenburg, Kurfürst Aug. von Sa. und Kurfürst Christ. I. von Sa.), ab 1589 Arzt in Leipzig

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 23, erneuert 1989


Lyncker, Nikolaus Christoph von * 1643 Marburg, † 1726 Wien; Jurist, Politiker; er studierte um 1660 in Jena, danach in Marburg und Gießen, wo er 1668 prom. wurde; ab 1670 lehrte er als Prof. in Gießen; 1674 wurde er Regierungs- und Konsistorialpräsident in Eisenach; die Universität Jena berief ihn 1677 zum Prof., daneben wirkte er als kaiserlicher Kommissar in den braunschw. und brandenb. Streitigkeiten und 1683 als Eisenacher Vormundschaftsrat; 1695/1702 war er Konsistorialpräsident in Weimar, später kaiserlicher Reichshofrat in Wien

W: Unterm Markt 1, Schloßgasse 3 (Eigentümer);
GT: (1858) Unterm Markt 1, Gebäude 1945 zerstört; E


Macan, Reginald Rektor in Oxford; soll 1873 in Jena gewesen sein

W: unbekannt
GT: (vor 1928) Jenergasse 14


Major, Johann * 1564 Reinstädt b. Orlamünde; † 1654 Jena; Theologe; der Sohn eines Bauern studierte mit hzl. Stipendium 1584/89 Theol. in Jena; danach war er Pfarrer in Weimar, ab 1611 Prof. in Jena; gemeinsam mit Joh. Gerhard und John. Himmel war er Hauptvertreter des orthodoxen Luthertums an der Salana (,Johanneische Trias")

W: H. d. Kirche 5 (Superintendentur);
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört, 2. (vor 1928) Goetheallee 18


Mann, Thomas * 1875 Lübeck, † 1955 Zürich; Schriftsteller; der bedeutendste bürgerlich-humanistische Romancier und Erzähler des 20. Jh. lebte ab 1910 als freier Schriftsteller zumeist in München; der Verfasser des Epochenromans "Buddenbrooks" (1901) und spätere Literatur-Nobelpreisträger (1929) las auf Einladung des Germanisten H. Naumann im Febr. 1921 in den "Rosensälen" seine Schiller-Novelle "Schwere Stunde" (1905); nach 1945 weilte er noch mehrmals in der DDR, so 1949 zu den Goethe-Feiern und 1955 zur SchillerEhrung in Weimar; 1955 wurde er mit der Jenaer Ehrendoktorwürde geehrt

W: Weimar
GT: (1991) Goetheallee7


Manso, Johann Caspar Friedrich * 1760 Zella St. Blasü (heute Ortsteil von Zella-Mehlis), † 1826 Breslau; Historiker, Schriftsteller; er studierte 1778 in Jena, war danach Rektor des Breslauer Magdalenengymnasiums; bekannt wurde M. mit Übersetzungen und historischen Werken; sein Lehrgedicht "Die Kunst zu lieben" (1794) wurde von Goethe und Schiller in den "Xenien" verspottet; er rächte sich mit "Gegengeschenken an die Sudelköche in Jena und Weimar" (1797)

W: unbekannt
GT: (1858) Postgasse 7, Gebäude 1945 zerstört


Marezoll, Johann Gottlob * 1761 Plauen, † 1828 Jena; Theologe; von J. G. Herder 1802 als Superintendent und Hauptpastor an der Jenaer Stadtkirche eingeführt, blieb er bis zum Tode im Amt

W: H. d. Kirche 5 (Superintendentur), Schillergäßchen 2 (Eigentümer)
GT: (1858) H. d. Kirche 5, Gebäude 1945 zerstört


Marshall, William * 1845 Weimar, † 1907 Leipzig; Zoologe; studierte in Göttingen und um 1867 in Jena; 1872 wurde er Sekretär der Großherzogin in Weimar; nach seiner Habilitation (1880) wurde er 1885 a.o. Prof. der Zoologie in Leipzig; M. arbeitete mit an "Brehms Tierleben" und veröffentlichte verschiedene zoologische Schriften

W: Jenergasse 14
GT: (vor 1934) ebd.


Martin, Christoph Reinhard Dietrich * 1772 Bovenden b. Göttingen, † 1857 Gotha; Jurist; nach Studium in Göttingen war er ab 1805 dort Prof. jur., ab 1815 in Heidelberg, 1816/42 in Jena, hier zugleich auch OAGR

W: Löbdergraben
GT: (1858) Ernst-Thälmann-Ring 28, erneuert 1983


Martin, Eduard Arnold * 1809 Heidelberg, † 1875 Berlin; Mediziner; der Sohn des Juristen Christoph R. D. M. studierte 1826 Jura in Jena; später ab 1837 wirkte er in Jena als a.o. Prof. und ein Jahr darauf als Subdirektor der Ghzl. Entbindungsanstalt; ab 1846 als Direktor; 1843 gründete M. eine geburtshilfliche Poliklinik; unter seiner Leitung erfuhr die Frauenheilkunde in Jena einen beachtlichen Aufschwung; 1858 folgte er einem Ruf nach Berlin

W: Löbdergraben, Johannisgasse 16, Unterm Markt, Kollegiengasse
GT: (1929) Johannisstr. 16, erneuert 1976


Marx, Karl * 1818 Trier, † 1883 London; Philosoph, gemeinsam mit Fr. Engels Begründer des wiss. Kommunismus; er studierte in Bonn und Berlin Jura, Phil. und Geschichte; die antihegelsche Richtung an der Berliner Universität sowie seine Bekanntschaft mit dem Jenaer Prof. O. L. B. Wolff veranlaßten M., seine Dissertation "Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie" an der Jenaer Phil. Fak. einzureichen; am 15. 4. 1841 wurde er in absentia zum Dr. phil. prom.

GT: (vor 1949) UHG (Foyer)


Matthes, Hermann * 1869 Eisenach; † 1931 Königsberg; Chemiker, Pharmazeut; nach Apothekerlehre studierte er Chemie in München und Jena; ab 1899 lehrte er als Pdz.; 1903 wurde er Prof. und Direktor der neugegründeten Anstalt für Pharmazie und Lebensmittelchemie; 1918 folgte er einem Ruf nach Straßburg und 1920 nach Königsberg, wo er Direktor des Pharmazeutisch-Chemischen Laboratoriums wurde

W: Quergasse 6, Schaefferstr. 14
GT: (1987) Neugasse 24 (ehemals Pharmazeutisches Institut)


Maurer, Friedrich * 1858 Gießen, † 1936 Jena; Mediziner; nach Studium in Heidelberg wurde er 1883 Ass. in der Anatomischen Anstalt Jena; 1884 ging er mit Gegenbaur wieder nach Heidelberg und wirkte dort ab 1888 als Pdz. und Prosektor; 1901 wurde er als Prof. und Direktor der Anatomischen Anstalt nach Jena berufen; 1897 wurde er Mitglied der Leopoldina Halle

W: Philosophenweg 20
GT: (1977) Teichgraben7 (Anatomisches Institut)


Melanchthon, Philipp * 1497 Bretten/Nordbaden, † 1560 Wittenberg; Humanist, Philologe, Theologe; als Prof. für grch. Sprache wurde M. 1518 von Luther an die Wittenberger Universität gerufen; als Luthers Freund und enger Mitarbeiter hatte er großen Einfluß auf die wiss. Interpretation der lutherschen Lehre und das entstehende protestantische Schulwesen ("Praeceptor germaniae"); seinem Gutachten zufolge wurde 1548 die Hohe Schule in Jena errichtet; bereits 1527/28 und 1535/36 weilte M. mit der Wittenberger Universität in Jena (wegen der Pest)

W: Coll. Jen.
GT: (1858) Coll. Jen., erneuert 1979


Mellinger, Johann * um 1540 Halle a. d. S., † 1603 Celle; Kupferstecher, Kartograph, Arzt, Pädagoge; um 1558 begann er Studium in Wittenberg und wirkte als Mag. ab 1562 in Halle, ab 1567 als Kantor und Konrektor der Stadtschule in Weimar; 1569-73 war M. Rektor der Jenaer Lateinschule und studierte zugleich Med., später Dr. med. und Kartograph im Lüneburgischen; M. fertigte die älteste Stadtansicht Jenas (1571)

W: vermutl. H. d. Kirche
GT: (nach 1991) ebd.


Mereau, Friedrich Karl Ernst * 1765 Gotha, † 1825 Saalfeld; Jurist, Historiker, Bibliothekar; er studierte 1784/89 in Jena und war danach Pdz. und Hofgerichtsadv., ab 1793 Universitätsbibliothekar und 1800/03 Prof. jur.; ab 1803 wirkte M. als Amtmann in Themar und ab 1807 in Saalfeld; er war verheiratet mit der Dichterin Sophie M., die nach Scheidung den Dichter C. Brentano ehelichte

W: Jenergasse/H. d. Kirche
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört


Meyer, Christian Wilhelm Georg * 1841 Detmold, † 1900 Heidelberg; Jurist, Politiker; er studierte um 1860 in Jena und wirkte danach als Privatdozent in Marburg; 1875 wurde er zum Prof. und Direktor des staatswissenschaftlichen Seminars nach Jena berufen; 1881/1890 war er Abgeordneter der National-Liberalen Partei im Deutschen Reichstag; 1889 folgte er einem Ruf nach Heidelberg; er verfaßte ein Lehrbuch des Staatsrechts sowie eines des Verwaltungsrechts

W: Forstweg 8, Neugasse
GT: (vor 1928) Forstweg 19, verloren nach 1934


Meyer, Johann Heinrich * 1759 Zürich, † 1832 Jena; Maler, Kunstwissenschaftler; er lernte während eines Italienaufenthaltes Goethe kennen und wurde durch dessen Vermittlung 1792 Prof. der Zeichenakademie Weimar und 1807 deren Direktor; als Freund beeinflußte er Goethes Auffassungen zur bildenden Kunst wesentlich; er war Mitherausgeber der Werke Winckelmanns

W: Griesbachsches Gartenhaus
GT: (um 1900) Am Planetarium 7, gestohlen 1979, erneuert 1990


Meyer-Steineg, Theodor * 1873 Bückeburg, † 1936 Ospedaletti/It.; Mediziner, Medizinhistoriker, Komponist; nach Studium in München und Kiel (Prom. 1896) wirkte er als Augenarzt in Stuttgart und Detmold; ab 1901 studierte M. Jura in Kiel und Rostock (1904 Dr. jur.); danach wirkte er als Pdz. und habilitierte sich in Jena auf dem Gebiet der Geschichte der Med.; 1909 gründete er hier eine med.-hist. Sammlung; 1910 wurde auf seinen Antrag hin die "Anstalt für Geschichte der Medizin" errichtet, und 1911 wurde M. a.o. Prof. für Gesch. der Med.; aus finanziellen Gründen eröffnete er 1913/14 eine augenärztliche Privatklinik; der 1924 erteilte Lehrauftrag für Gesch. der Med. wurde ihm 1933 wegen nichtarischer Abstammung zeitweise entzogen; 1935 wurde er aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt und war erneut rassischen Verfolgungen ausgesetzt

W: Herderstr. 22, Roonstr. 6, Bismarckstr. 14 (Klinik);
GT: (1990) Lasallestr. 6


Meyfart, Johann Matthäus * 1590 Jena, † 1642 Erfurt; Theologe, Pädagoge; der Enkel des Jenaer Ratsherrn studierte in Jena 1608/13 und in Wittenberg Phil. und Theol.; nach seiner Prom. in Jena 1624 folgte er einem Ruf an das neugegründete Gymnasium in Coburg; ab 1633 war er Prof. der Theol. an der Erfurter Universität und Pfarrer an der Augustinerkirche; M. ist ein bedeutender thür. Schriftsteller der ersten Hälfte des 17. Jh.; seine Kirchenlieder und Erbauungsschriften sind von einem tiefen inneren Erleben getragen; M. wandte sich als einer der ersten deutschen Gelehrten gegen den berüchtigten Hexenwahn und die Anwendung der Folter

W: unbekannt
GT: (1990) Johannisstr. (Stadtmauer)

Johann Matthäus Meyfart, Kupferstich von J. Dürr, nach 1647


Michael, Johann (gen. Michel Buchführer) * um 1490 wahrscheinlich in Erfurt, † 1577 ebd.; Buchdrucker; sein Vater stammte aus Jena und besaß in der Johannisgasse ein Haus; 1523 kam M. durch die Fürsprache Reinhards, des ersten protestantischen Jenaer Pfarrers, in die Saalestadt, um die Schriften des radikalen Reformators Karlstadt zu drucken; mit der Vertreibung dieses "Schwarmgeistes" (Luther) wurde auch seine Offizin am Markt geschlossen

W: Markt
GT: (1991) Markt 11


Michels, Viktor Karl Theodor * 1866 Staßfurt, † 1929 Jena; Philologe; nach dem Studium und Studienreisen durch England, Italien und Frankreich lehrte er ab 1892 als Privatdozent in Göttingen; 1895 wurde er als Prof. nach Jena berufen

W: Talstr. 1, Carl-Alexander-Platz 2
GT: (1929) Alexander-Puschkin-Platz 2,


Michelsen, Andreas Ludwig Jacob * 1801 Satrup a. Sundevit, † 1881 Schleswig; Jurist, Historiker; nach Prpm. zum Dr. jur. 1824 in Berlin reiste er durch Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Dänemark; die Prof. für Gesch. in Kiel tauschte er 1842 gegen die Prof. jur. in Jena; 1848/49 war er Mitglied der Regierung in Schleswig-Holstein und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung; 1854/62 wirkte er wieder als Prof. in Jena und zugleich als OAGR; er veröffentlichte u. a. 5 Bde. Rechtsdenkmäler aus Thüringen und arbeitete im Verein für Thür. Geschichte und Altertumskunde mit; M. war Ehrenbürger Jenas

W: Fürstengraben, Jenergasse
GT: 1. (vor 1928) Goetheallee 18; 2. (vor 1934) Unterm Markt 4, verloren 1973


Möser, Justus * 1720 Osnabrück, † 1794 ebd.; Historiker, Politiker; stud. 1740/41 in Jena und Göttingen Jura; danach stand er in Diensten der Regierung des Bistums Osnabrück; als Historiker förderte er eine neue, auf staatspolitische Wirksamkeit gerichtete nationalbewußte Betrachtungsweise, die die Sturm-und-DrangLiteratur (u. a. auch Goethe) nachhaltig beeinflußte

W: unbekannt
GT: (1858) Engelplatz 11, verloren nach 1934, erneuert nach 1991


Monner, Basilius * um 1500 Weimar, † 1566 Jena; Jurist; ab 1521 studierte er Theol. und Jura in Wittenberg; danach war er Rektor des Gymnasiums in Gotha; 1539 kam er wieder nach Wittenberg als kurfürstlicher Rat und Erzieher der Söhne Kurfürst Joh. Friedrich I.; ab 1551 lehrte er als erster Prof. jur. an der Hohen Schule Jena und wurde erster Dekan der jur. Fak. der neugegründeten Universität

W: Am Kreuz 4
GT: (1979) Coll. Jen.


Mosen, Julius * 1803 Marieney/Vogtl., † 1867 Oldenburg; Dichter; er studierte 1822/23 Jura in Jena; bekannt wurde M. als Verfasser volkstümlicher, den Befreiungskampf der Völker besingender Balladen (u. a. "Andreas Hofer"); 1840 wurde er Dr. h. c. der Jenaer Universität; zum Universitätsjubiläum 1858 verfaßte er ein pathetisches Festgedicht

W: Jenergasse 6
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934, erneuert 1989


Mosengeil, Friedrich * 1773 Schönau b. Eisenach, † 1839 Meiningen; Theologe, erster deutscher Stenograf; nach Studium in Jena war M. Lehrer an der Forstschule Zillbach, später Amstgehilfe beim Vater im Pfarramt Schönau sowie Erzieher des Hz. Bernhard Erich Freund von Sa. -Meiningen; diesen begleitete er zu den Universitäten Jena und Heidelberg; später war er Oberkonsistorialrat in Meiningen; M. entwickelte eine deutsche Kurzschrift (Stenographie)

W: Paradiesgasse/Grietgasse, Heinrichsberg;
GT: (vor 1900) Paradiesstr./Grietgasse, Gebäude um 1900 abgerissen, neue Anbringung: Johannisplatz 25, erneuert 1989


Müller, Karl Konrad * 1854 Würzburg, † 1903 Jena; Philologe, Bibliothekar; nach Studium der klass. und deutschen Philol. und der Geschichte wirkte er ab 1875 im Bibliothekdienst an der UB Würzburg; ab 1888 war M. Oberbibliothekar und später Direktor der UB Jena; er war der Herausgeber der Jenaer Liederhandschrift

W: Holzmarkt 2, Carl-Zeiß-Platz (1 und 6)
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört


Müller, Nicolaus Otto Prof. der Theol., 1882 oder 1892; eine GT mit diesen Angaben befand sich am Haus Fürstengraben 19; bereits Thieme konnte 1934 nichts über den Namensträger ermitteln


Müller, Wilhelm * 1832 Nürnberg, † 1909 Jena; Mediziner; nach Studium arbeitete er als Prosektor am Pathologischen Anatomischen Institut Erlangen und lehrte ab 1858 als Pdz.; 1863 wurde er nach Kiel berufen und 1864 als Direktor des neugegründeten Pathologischen Anatomischen Instituts nach Jena

W: Löbdergasse 12
GT: (vor 1934) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Münchow, Karl Dietrich von * 1778 Potsdam, † 1836 Bonn; Mathematiker, Astronom; er war zunächst Offizier in der preuß. Armee; später studierte er in Rostock Naturwiss.; nach seiner Prom. erhielt er 1810 in Jena eine a.o. Prof. für Astronomie; 1819 folgte er einem Ruf an die Universität Bonn

W: Schillergäßchen 2
GT: (1858) ebd., erneuert 1976


Musäus, Johann Karl August * 1735 Jena, † 1787 Weimar; Dichter; er studierte 1754/58 in Jena Theol.; ab 1763 war er Pagenerzieher am Weimarischen Hof und ab 1769 Gymnasialprofessor; er war mit Goethe und Herder befreundet und gehörte der "Tafelrunde" der Hzn. Anna Amalia an; M. schrieb moralsatirische Romane und die noch heute lebendigen "Volksmärchen der Deutschen" (1782/87)

W: unbekannt
GT: (1858) Markt 3 (Hofapotheke), Gebäude 1945 zerstört; E


Musäus (Meusel), Simon * 1529 Vitsche b. Cottbus, † 1582 Mansfeld; Theologe; der Bauernsohn und Schüler Melanchthons wirkte als Lehrer in Nürnberg und Breslau sowie als Superintendent in Gotha, bevor er 1559 Prof. theol. in Jena wurde; als Flacianer verließ er 1561 Jena und wirkte später in Bremen, Gera, Thorn, Coburg und Mansfeld; der bedeutende Jenaer Theologe Johann M. (1613-1681) war sein Urenkel

W: H. d. Kirche ("Wedelei")
GT: (1858) ebd., Gebäude 1880 abgerissen


Muther, Theodor * 1826 Rottenbach b. Coburg, † 1878 Jena; Jurist; nach Studium und jur. Praxis lehrte M. ab 1853 als Privatdozent in Halle, danach als Prof. in Königsberg und Rostock; 1872 wurde er zum Prof. und OAGR nach Jena berufen; er lehrte röm. Recht und Rechtsgeschichte und veröffentlichte u. a. die Schrift "Zur Geschichte der Rechtswissenschaften an den Universitäten in Deutschland"

W: B. Rathaus
GT: (1934) Ludwig-WeimarGasse 7, Gebäude 1945 zerstört


Mylius, Johann Christoph * 1710 Buttstädt, † 1757 (Freitod) Jena; Philologe, Bibliothekar; nach Studium in Jena lehrte er ab 1736 als Pdz.; 1738 konnte er die Stelle des Universitätsbibliothekars erlangen; er war Mitglied der Lateinischen Gesellschaft; seine finanzielle Misere (er erhielt sechs Jahre keine Besoldung) trieb ihn zum Selbstmord

W: unbekannt
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört


Napoleon I. (Napoleon Bonaparte) * 1769 Ajaccio/Korsika, † 1821 St. Helena; Kaiser der Franzosen; dem kors. Kleinadel entstammend, stieg er während der Französischen Revolution zum General auf; später ließ er sich zum Kaiser krönen; am 14.10.1806 besiegte er in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt die altpreuß. Monarchie; N. hielt sich am Vortage in Jena auf und begab sich dann über den Steiger auf das Schlachtfeld bei Cospeda

W: Schloß
GT: (um 1905) Erfurter Str. 98 (ehemaliges Schloßtor)


Naumann, Ernst Carl Friedrich * 1832 Freiberg/Sa., † 1910 Jena; Musiker; seine Ausbildung erhielt er in Leipzig (Dr. phil. ) und Dresden; von 1860/1906 wirkte A. als Universitätsmusikdirektor und Stadtorganist in Jena; er komponierte auch Serenaden und Kammermusik und gab im Verlag Breitkopf & Härtel Werke zahlreicher Komponisten heraus (u. a. Bach, Beethoven, Mozart, Händel, Schumann, Haydn)

W: Neugasse, Wagnergasse, V. d. Erfurter Tor, Löbdergraben 6, Ernst-Haeckel-Platz 4
GT: (1990) Ernst-Thälmann-Ring 6


Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel * 1766 Reichenbach i. Odenwald, † 1858 Breslau; Mediziner, Botaniker; N. studierte 1795 in Jena; ab 1818 war er Prof. für Botanik in Erlangen, ab 1819 in Bonn, später in Breslau

W: Lutherplatz, neben "Schwarzer Bär";
GT: (1858) ebd., Gebäude vor 1934 abgerissen


Neubauer, Johann Ernst * 1739 Gießen, † 1777 Jena; Mediziner; nach Studium in Gießen und Straßburg wurde N. nach Jena berufen; infolge schwerer Krankheit (Tbc) konnte er nur fünf Jahre, jedoch sehr erfolgreich vor allem als Anatom wirken; 1773 las er als erster über Augenheilkunde

W: unbekannt
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Neubauer, Theodor * 1890 Ermschwerd/Hessen, † 1945 (hingerichtet) Brandenburg; Pädagoge, Historiker; nach Studium in Brüssel, Jena (1913 Dr. phil.) und Berlin wirkte er als Lehrer in Erfurt, Weimar und Ruhla; 1921/24 war er Abgeordneter der KPD im Thür. Landtag, 1923 Staatsrat in der Arbeiterregierung Thür. und 1924/25 Reichstagsabgeordneter; N. arbeitete an kommunistischen Zeitungen; er forderte eine demokratische Schulreform; 1933/39 war er mehrfach in Gefängnissen und im KZ Buchenwald inhaftiert; mit M. Poser leitete er die antifasch. Widerstandsbewegung in Thür.; 1944 wurde er erneut verhaftet

W: Leutrastr. 25, Karolinenstr. 3, Bürgelsche Str. 55, St.-Jakob-Str. 12
GT: (1983) UHG (Foyer)-

Gedenktafel im Foyer des UHG, Schloßgasse 1


Niedner, Johannes * 1868 Rüdersdorf b. Berlin, † 1920 Jena; Jurist; nach Studium und Verwaltungsdienst in Danzig und Berlin wurde er 1901 nach Jena berufen; ab 1904 war er hier o. Prof. und OLGR (bis 1909), ab 1912 zugleich Oberverwaltungsgerichtsrat; er lehrte Verwaltungs- und Staatsrecht sowie Kirchenrecht

W: Jahnstr. 4, Kaiserin-Augusta-Str. 19, Humboldtstr. 7
GT: (1929) Humboldtstr. 13, verloren nach 1934


Niethammer, Friedrich Immanuel * 1766 Beilstein/Württ., † 1848 München; Theologe, Philosoph, Pädagoge; nach Studium der Theol. in Jena lehrte er ab 1792 als Prof. der Phil. und ab 1798 als Prof. der Theol.; 1803 ging N. nach Würzburg, 1805 nach Bamberg; später wurde er Schulrat in München; N. gab die Zeitschrift "Philosophisches Journal einer Gesellschaft teutscher Gelehrter" (1795/1800) heraus

W: A. d. Graben, Leutragasse 5
GT: (1858) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört.; E


Nipperdey, Carl Ludwig * 1821 Schwerin, † 1875 (Freitod) Jena; Philologe; er studierte 1840/46 in Leipzig und Berlin, 1852/75 war er Prof. der klass. Philol. in Jena. ab 1867 auch der Beredsamkeit; N. war ein hervorragender Interpret röm. Autoren

W: Sitzenplan, Leutragasse 33
GT: (vor 1928) Leutrastr. 33, Gebäude 1945 zerstört


Nippold, Friedrich * 1838 Emmerich/Rheinl., † 1918 Oberursel/Taunus; Theologe; er studierte in Halle, Bonn und Amsterdam; 1867 wurde er a.o. Professor in Bern, 1884 o. Prof. der Theol. und Kirchengeschichte in Jena; sein Hauptwerk ist das "Handbuch der neuesten Kirchengeschichte" (1867)

W: Kasernenstr. 6, Erfurter Str. 9;
GT: (1929) Erfurter Str. 9, verloren nach 1934


Nonne, Hermann Rudolph * 1821 Hildburghausen, † 1897 ebd.; Buchhändler, Journalist; er studierte in Berlin und Jena (1843) Theol. und übernahm 1845 die Leitung der von seinem Vater gegründeten "Dorfzeitung Hildburghausen"; sein Vater Karl Ludwig N. (1785 -1854), Hofprediger, wurde der "Pestalozzi Thüringens" genannt und von der Jenaer Universität zum D. theol. h. c. prom.

W: Jenergasse 14
GT: (vor 1934) ebd., verloren nach 1934


Nothnagel, Hermann * 1841 Alt-Lietzengöricke/Brandenb., † 1905 Wien; Mediziner; nach Tätigkeit als Privatdozent in Königsberg, Berlin und Breslau wurde er 1872 zum Prof. für Arzneimittellehre und Direktor der Med. Poliklinik nach Breslau berufen; 1874/82 war er Direktor der Med. Klinik in Jena, danach in Wien; er führte bedeutende experimentelle Untersuchungen über die Funktion des Gehirns durch; veröffentlichte u. a. 24 Bde. über spezielle Pathologie und Therapie; er war Ehrenmitglied des Thür. Ärztevereins

W: V. d. Neutor
GT: (vor 1928) Sellierstr. 6


Nottke Psychologe; eine GT mit diesen Angaben soll sich 1928 am Haus Jenergasse 14 befunden haben


Novalis (eigtl. Friedrich Ludwig von Hardenberg) * 1772 Oberwiederstedt b. Hettstedt, † 1801 Weißenfels; Dichter, Berghauptmann; er studierte in Jena 1790/91 Jura, danach in Leipzig und Wittenberg, später Bergbau in Freiberg; N. besuchte Schillers Vorlesungen; durch seine Bekanntschaft mit F. Schlegel gehörte der Weißenfelser Berghauptmann ab 1796 zum Kreis der Jenaer Frühromantiker und war deren bedeutendster Lyriker und Prosadichter; er ist der Verfasser des Romanfragments "Heinrich von Ofterdingen" und vieler anderer Dichtungen, in denen er den christlichen Glauben zum Mittelpunkt seines Denkens und Empfindens machte ("Geistliche Lieder", "Hymnen an die Nacht")

W: Jenergasse 9
GT: 1. (1858) ebd., verloren nach 1934; 2. (vor 1934) Goetheallee 25, erneuert 1989 (Jenergasse 9)


Oehme, Christian Gotthilf Immanuel * 1759 unbekannt, † 1832 Jena; Universitätszeichenlehrer; er wirkte ab 1785 als akademischer Zeichenlehrer an der Universität Jena; von seiner Hand sind mehrere Prof.-bildnisse und Bilder Jenaer Landschaften überliefert

W: Schloßgasse 17
GT: (1990) Ernst-Thälmann-Ring 15a


Oemler, Johann Christian Wilhelm * 1728 Denstedt b. Weimar; † 1802 Jena; Theologe; nach Studium in Jena wurde er 1752 Hofmeister in Gera und ab 1755 Pfarrer in Denstedt, später in Neumark; ab 1766 war er Archidiakon in Jena und erhielt 1767 die Erlaubnis, Vorlesungen über praktische Theologie zu halten; ab 1769 war er zugleich Konsistorialrat, später Oberpfarrer und Superintendent

W: H. d. Kirche 5 (Superintendentur)
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Oken (eigtl. Okenfuß), Lorenz * 1779 Bohlsbach b. Baden, † 1851 Zürich; Mediziner, Naturforscher, Philosoph; 1807/19 wirkte O. als Prof. der Med. und Pharm. in Jena; er zählte mit Luden und Fries zu den "politischen Professoren" der Universität; O. gab ab 1816 die Zeitschrift "Isis" heraus; er nahm 1817 am Wartburgfest der Studenten teil und wurde 1818 im Zuge der "Demagogenverfolgung" zu Festungshaft verurteilt sowie 1819 seines Amtes enthoben; erst 1828 erhielt er eine neue Prof. in München; 1833 wurde O. erster Rektor der Universität Zürich; O. gründete 1823 die Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte; er wirkte vor allem auf dem Gebiet der Naturphilosophie

W: Johannisgasse 6, Leutragasse 5;
GT: 1. (1858) Johannisstr. 6, Gebäude um 1970 abgerissen; 2. (1858) Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; 3. (nach 1991) Coll. Jen.


Ostermann, Heinrich Johann Friedrich * 1686 Bochum, † 1747 Beresow/Sibirien; Politiker; er studierte 1702 in Jena, floh jedoch wegen eines Duells; ab 1703 stand er in russ. Diensten, 1721 als Reichsvizekanzler und Erzieher des späteren Zaren Peter IL; 1730 wurde O. Außenminister; 10 Jahre später fiel er in Ungnade und wurde nach Sibirien verbannt

W: unbekannt
GT: (1858) Fürstengraben 6, verloren vor 1934


Oxenstierna, Axel * 1583 Gut Fanö b. Uppsala, † 1654 Stockholm; schwed. Staatsmann; nach Studium in Rostock, Wittenberg und Jena (1602/03) war O. Gesandter am meckl. Hof und Mitglied des schwed. Reichsrats; ab 1612 war er Reichskanzler unter König Gustav Adolf; während des 30jährigen Krieges gehörte O. zu den einflußreichsten europ. Politikern

W: unbekannt
GT: (vor 1928) Unterm Markt 4, verloren 1973, erneuert 1990


Paquet, Alfons * 1881 Wiesbaden, † 1944 Frankfurt a.M.; Schriftsteller; 1905 studierte er Volkswirtsch. in Jena (Prom. 1907); 1912 brachte der Jenaer Verleger Diederichs seinen ersten Gedichtband heraus; als Journalist wurde P. Augenzeuge der russ. Oktoberrevolution und berichtete als erster deutscher Schriftsteller darüber

W: St.-Jakob-Str. 37, Jenergasse 17
GT: (vor 1934) Fürstengraben 13 (= Jenergasse 17), verloren nach 1970; E


Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob * 1761 Leonberg b. Stuttgart, † 1851 Heidelberg; Orientalist, Theologe; nach Theologiestudium im Stift Tübingen studierte er in Helmstedt, Göttingen, London und Paris orient. Sprachen; 1789 wurde er zum Prof. phil. nach Jena berufen; 1793 wurde er Prof. theol.; sein Weggang 1804 nach Würzburg war ein Verlust für die Jenaer Universität; später wirkte er als Kreisschulrat in Bamberg, Nürnberg und Ansbach, danach wiederum als Prof. in Heidelberg

W: Unterm Markt 2
GT: 1. (1858) Unterm Markt 4, erneuert 1929, verloren 1973; 2. (1990) Unterm Markt 2


Pfaff, Christian Heinrich * 1773 Stuttgart, † 1852 Kiel; Mediziner, Naturforscher; 1793 studierte er Med. in Jena, später in Kiel, dort war er ab 1798 Prof. der Med., dann auch der Physik, Astronomie und Chemie

W: Kollegiengasse 1
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Pfeiffer, Ernst * 1847 Swinemünde, † 1917 Jena; Pädagoge; nach Studium der Math. und Physiker in Berlin lehrte er an verschiedenen Schulen in Pommern und Ostpreußen; ab 1881 leitete er die später nach ihm "Pfeiffersches Institut" benannte höhere Bürgerschule und spätere städtische Oberrealschule; P. erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung des Jenaer Schulwesens

W: Ob. Löbdergraben
GT: (1932) Löbdergraben 28, verloren nach 1934


Piersdorf, Julius * 1851 Lübeck, † 1926 Jena; Nationalökonom; P. studierte in Leipzig (1873 Dr.jur.), München und Göttingen (1875 Dr. phil.); danach lehrte er als Privatdozent in Göttingen Nationalökonomie; 1879 wurde er als a.o. Prof. nach Jena berufen (1883 o. Prof.); P. veröffentlichte zahlreiche staatswissenschaftliche und nationalökonomische Arbeiten; auf seine Anregung hin wurde 1906 die "Ernst-AbbeProfessur für Sozialpolitik" geschaffen

W: Erfurter Str., Kaiser-Wilhelm-Str., Humboldtstr.
GT: (1929) Humboldtstr. 24, verloren nach 1934


Poser, Magnus * 1907 Jena, † 1944 (ermordet) Buchenwald b. Weimar; Tischler; nach Lehrund Wanderjahren durch die Schweiz, Österreich, Dänemark, Finnland und die SU arbeitete er im Jenaer Zeisswerk; 1928 wurde P. Mitglied der KPD und 1933 der illegalen Leitung im Unterbezirk Jena; er wurde mehrmals verhaftet; P. organisierte ab 1941 gemeinsam mit Th. Neubauer den antifaschistischen Widerstand in Thür.; 1944 wurde er erneut verhaftet und starb im KZ Buchenwald

W: Kunitzer Str. 5 (Geburtshaus), Bürgelsche Str. 55
GT: 1. (1967) Karl-LiebknechtStr. 55; 2. (nach 1945) Kunitzer Str. 5


Posselt, Johannes Friedrich * 1794 Insel Föhr/Schleswig, † 1823 Jena; Mathematiker, Astronom; nach Studium in Kopenhagen, Kiel und Göttingen wurde er 1819 als Nachfolger von Münchow Prof. für Astronomie und Leiter der Sternwarte

W: Schillergäßchen 2
GT: (1858) ebd., 1976 erneuert


Preyer, William Thierry * 1841 Rusholm b. Manchester, † 1897 Wiesbaden; Mediziner; nach Studium in Bonn, Berlin, Heidelberg (1862 phil. Dr.) und Wien lehrte er ab 1865 als Privatdozent in Bonn Zoophysik und -chemie; nach Prom. zum Dr. med. 1866 wurde P. 1869 nach Jena berufen; ab 1888 lehrte er in Berlin wieder als Pdz. Geschichte der Physiologie und Hypnotismus

W: V. d. Erfurter Tor, Jüdengraben
GT: 1. (vor_ 1928) Kaiser-Wilhelm-Str. 17, verloren nach 1934; 2. (1933) Teichgraben 8 (Physiologisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Pringsheim, Nathanael * 1823 Wziesko/Oberschlesien, † 1894 Berlin; Botaniker; P. studierte in Leipzig, Berlin, Paris und London, unternahm Forschungsreisen nach Frankreich und an das Mittelmeer; 1858 wurde der Herausgeber der "Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik" Dr. med. h. c. der Jenaer Universität und 1862 als o. Prof. und Direktor der Botanischen Anstalt berufen; bereits vier Jahre später ging er nach Berlin zurück; P. gründete die "Deutsche botanische Gesellschaft" und war Mitglied mehrerer wiss. Akademien

W: Bibliotheksplatz (Botanisches Institut);
GT: (vor 1928) ebd., erneuert 1929, 1934 verloren, (vermutlich von den Nationalsozialisten entfernt, da P. jüdischen Glaubens war)


Pufendorf, Samuel von * 1632 Dorfchemnitz b. Freiberg, † 1694 Berlin; Jurist, Historiker; 1656/58 studierte er in Jena, wo er sich dem Naturrecht widmete und von seinem Lehrer E. Weigel mit den Gedanken Descartes bekannt gemacht wurde; später studierte er in Leiden und wurde Prof. in Heidelberg sowie im schwed. Lund; ab 1686 war er brandenburg. Hofhistoriograph; mit seiner mutig-kritischen Schrift über die "Verfassung des deutschen Reiches" (1667) erlangte er europaweite Anerkennung; seine natur- und völkerrechtlichen Lehren beherrschten die deutsche Staatsund Rechtsphilosophie bis Kant

W: unbekannt; 1.
GT: (1858) Löbdergraben 32, Gebäude um 1952 abgerissen; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Ratzel, Friedrich * 1844 Karlsruhe, † 1904 Ammerland a. Starnberger See; Geograph, Zoologe; nach Apothekerlehre studierte er Naturwiss. in Karlsruhe, Heidelberg, Jena, Berlin und Montpellier; danach arbeitete R. als Korrespondent der "Kölnischen Zeitung" in Italien, Frankreich, Siebenbürgen, Ungarn, Nordamerika, Mexiko und Kuba; 1876 wurde er Prof. für Erdkunde an der TH München und 1886 an der Universität Leipzig; R. begründete eine auf dem geographischen Determinismus beruhende neuartige soziologische Theorie, mit der er zum Begründer einer rektionären soziologischen Schule wurde

W: unbekannt
GT: (vor 1934) Fürstengraben 19, verloren nach 1934


Regel, Fritz * 1853 Schloß Tenneberg b. Waltershausen, † 1915 Würzburg; Geograph, Forschungsreisender; er studierte 1878/83 in Jena und war danach Lehrer an der Stoyschen Erziehungsanstalt und Vorsteher des Ethnographischen Museums; 1892 zum a.o. Prof. ernannt, erhielt er 1895 einen Lehrauftrag für Geographie; 1896/97 bereiste er Amerika und publizierte darüber; sein Hauptwerk ist "Thüringen, ein geographisches Handbuch" (1892/97), das ihm den Beinamen "Vater der Thür. Landeskunde" einbrachte; 1899 folgte R. einem Ruf nach Würzburg

W: Leutragäßchen 6, Zwätzengasse 13, Ziegelmühlenweg 15
GT: 1. (1929) Johannisstr. 6, Gebäude 1970 abgerissen; 2. (nach 1991) Am Steiger 3


Reger, Max * 1873 Brand/Fichtelgeb., † 1916 Leipzig; Komponist; R. wirkte ab 1901 in München, bevor er 1907 als Lehrer an das Konservatorium und zugleich als Universitätsmusikdirektor nach Leipzig ging; 1911 wurde er Hofkapellmeister in Meiningen; R. leistete einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung des Orgelspieles und der Kirchenmusik; er schrieb Orchesterwerke und Kammermusik; 1915 wählte er nach physischer und phsychischer Krise Jena als Stätte für ungestörtes künstlerisches Schaffen; bereits 1908 hatte er anläßlich des Universitätsjubiläums seinen "100. Psalm für Chor und Orchester" sowie einen "Weihegesang" für das neue UHG komponiert, wofür er zum Dr. phil. h. c. prom. worden war; R. leitete bereits mehrere Jahre die Akademischen Konzerte

W: Beethovenstr. 6
GT: (1929) ebd.


Reichwein, Adolf * 1898 Bad Ems, † 1944 (hingerichtet) Berlin; Pädagoge; er studierte ab 1918 in Frankfurt und Marburg Geschichte, Phil. und Volkswirtschaft (1923 Dr. phil.); danach war er verantwortlich für die Volkshochschulvereinigung Berlin, die Volkshochschule Thür. und ab 1925 Leiter der Jenaer Volkshochschule; 1928 unternahm er eine Weltreise, z. T. als Heizer und Matrose; ab 1927 war er in Berlin im Kulturministerium und wurde 1930 Prof. der Pädagogischen Akademie Halle; als Sozialdemokrat und Antifaschist wurde er 1933 an eine Landschule nach Tiefensee strafversetzt; ab 1939 wirkte er im Staatlichen Volkskundemuseum; er schloß sich dem Hirsauer Kreis an und suchte Kontakte zur Gruppe Saefkow-Jakob-Bästlein

W: Burgweg 8, Beutenbergstr. 8, Lutherstr. 147
GT: (nach 1991) Lutherstr. 147


Reimarus, Hermann Samuel * 1694 Hamburg, † 1768 ebd.; Theologe, Philosoph; nach Studium in Jena 1714/16 war er Gymnasialprofessor in Hamburg; er vertrat eine Vernunftreligion, die er in seiner unveröffentlichten theologisch-kritischen "Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes" formulierte; diese bildete die Grundlage von Lessings "Fragmenten eines Ungenannten" (1774); im Ergebnis des darüber entbrannten Meinungsstreites entstand das Drama "Nathan der Weise"

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 10, verloren vor 1934


Rein, Wilhelm * 1847 Eisenach, † 1929 Jena; Pädagoge; ab 1866 studierte er in Jena, Heidelberg und Leipzig; nach Schultätigkeit kam er 1886 als Prof. der Pädagogik nach Jena; ab 1889 führte er jährlich "Jenaer Ferienkurse" durch und ab 1898 auch Kurse für Volksschullehrer, für die er eine akademische Ausbildung forderte; ferner trat er für die Schaffung einer Einheitsschule und für die Beseitigung der kirchlichen Schulaufsicht ein; 1920 gehörte R. zu den Mitbegründern der "Thür. Volkshochschulvereine"; in seiner politischen Grundhaltung verblieb R. auf extrem deutsch-nationalen Positionen; wie Haeckel war er führend im "Alldeutschen Verband" tätig

W: Kahlaische Str. 7
GT: (vor 1928) ebd., erneuert 1929, verloren nach 1934


Reinhold, Carl Leonhard * 1758 Wien, † 1823 Kiel; Philosoph; der Jesuitenschüler wurde Lehrer am Barnabitenkloster; 1783 floh er aus dem Orden und studierte in Leizig Phil.; 1784 übersiedelte R. nach Weimar, wurde Mitarbeiter Wielands, seines späteren Schwiegervaters, bei der Herausgabe des "Deutschen Merkur"; 1787/94 wirkte er als Prof. der Phil. in Jena; R. war der Wegbereiter der Kantschen Phil. an der Universität Jena; später war er Prof. in Kiel

W: Johannisgasse 8, B. Rathaus
GT: (1858) Postgasse 7, erneuert 1929, Gebäude 1945 zerstört; E


Reinhold, Christian Ernst Gottlieb * 1793 Jena, † 1855 ebd.; Philosoph; der Sohn des Phil. Carl Leonh. R. studierte-Phil. in Kiel und war danach Pdz. in Jena und Kiel; ab 1824 wirkte R. als Prof. der Phil. in Jena; R. unterzeichnete als Prorektor 1841 die Prom.-Urkunde von K. Marx

W: Kollegiengasse 22
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Reinthaler, Johann Friedrich * um 1830 Erfurt, † unbekannt; 1854/55 studierte er Jura und Cameralia an der Universität Jena

W: Zwätzengasse, Jenergasse 14
GT: (vor 1928) Jenergasse 14


Reisig, Carl * 1792 Weißensee/Thür., † 1829 Venedig; Altphilologe; ab 1809 studierte R. in Leipzig und Göttingen; er nahm an den Befreiungskriegen teil; nach Prom. (1817) in Jena lehrte er hier als Pdz. bzw. a.o. Prof.; 1824 folgte er einem Ruf nach Halle

W: Markt 10
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Renner, Theobald * 1799 Bremen, † 1850 Jena; Veterinärmediziner; 1800/02 studierte er Tierheilkunde in Berlin; danach war er Tierarzt in Rußland und Teilnehmer der Befreiungskriege; ab 1814 wirkte R. wieder in Berlin und wurde 1816 durch Ghz. Carl August zum ersten Direktor der neueröffneten Jenaer Tierarzneischule berufen; R. hinterließ ein bedeutendes wissenschaftliches Werk und setzte Maßstäbe für die fachliche Ausbildung von Tierärzten und Landwirten

W: Schloßgraben, Schloßgasse, B. Johannistot;
GT: (1990) Goetheallee 32 (ehemalige Tierarzneischule)


Reuter, Fritz * 1810 Stavenhagen/Meckl., † 1874 Eisenach; Dichter; von Rostock kommend, setzte R. 1832/33 in Jena sein Jurastudium fort und trat den Burschenschaften bei; 1833 wurde er im Zuge der "Demagogenverfolgung" in Berlin verhaftet, zum Tode verurteilt, später zu Festungshaft begnadigt und 1840 freigelassen; in seinem Versroman "Hanne Nüte" (1860) bekennt er sich in der Jena-Erzählung ("Ich würde doch nach Jena gehn") zu den Idealen seiner Jugend

W: Markt 8
GT: (vor 1928) ebd., erneuert 1977


Reventlow, Friedrich Graf von * 1797 Schleswig, † 1874 Starzeddel b. Guben; Jurist, Politiker; er studierte 1818 in Jena; danach war er Rat beim holstein. Obergericht in Glückstadt, 1834 am OAG Kiel; 1836 wurde R. Miglied der holstein. Ständeregierung und 1849/51 Statthalter von Schleswig-Holstein; R. wurde von der dän. Regierung ausgewiesen und wohnte auf seinem Gut Starzeddel

W: unbekannt
GT: (1858) Fürstengraben 13, verloren vor 1934


Ried, Franz Jordan von * 1810 Kempten, † 1895 Jena; Mediziner; er studierte in Erlangen und nach der Promotion in München, Würzburg, Berlin, Straßburg, Paris; 1835/38 war er stellv. Leiter der Chir. Klinik in Erlangen; bis zur Berufung nach Jena 1846 lehrte er als Pdz.; hier wirkte er fast 40 Jahre als Direktor der Chir. Klinik und Augenklinik; ab 1884 hielt er Vorlesungen zur Geschichte der Med.; 1882 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde Jenas verliehen

W: Neugasse 14
GT: (vor 1928) ebd., Gebäude 1981 abgerissen; E


Riedel, Bernhard * 1846 Laage/Meckl., † 1916 Jena; Mediziner; er studierte in Jena und Rostock, wo er ab 1873 Prosektor am Anatomischen Institut war, später Ass. und Privatdozent in Göttingen; ab 1888 wirkte R. als Prof. für Chir. und Direktor der Chir. Klinik und der Universitäts-Poliklinik in Jena; R. war Spezialist für Gallensteinoperationen; 1882 gelang ihm als ersten Med. die Reposition des spontan verrenkten Hüftgelenks

W: Humboldtstr. 14
GT: (1929) ebd., verloren nach 1934; E


Ritter, Johann Wilhelm * 1776 Samitz b. Liegnitz/Schlesien, † 1810 München; Physiker, Chemiker, Naturphilosoph; nach Apothekerlehre studierte er ab 1796 in Jena Naturwiss.; bis zu seiner Berufung 1805 an die Münchener Akademie lebte er hier als Privatgelehrter; als Physiker des Romantikerkreises" war R. mit iast allen Persönlichkeiten bekannt; er entdeckte das ultraviolette Licht und das Prinzip des Akkumulators; er gilt als Begründer der Elektrochemie

W: Fürstengraben 18, Zwätzengasse
GT: (1858) Zwätzengasse 9, erneuert 1989


Rörer, Georg * 1492 Deggendorf/Niederbayern, † 1557 Jena; Theologe; nach Studium in Leipzig und Wittenberg wurde er Mitarbeiter und Freund Luthers; 1551 trat er in dän. Dienste; 1553 wurde R. nach Jena zur Mitarbeit an der Neuausgabe der Werke Luthers gerufen, gemeinsam mit dem Drucker C. Rödinger gab er 1555/58 acht deutsche und vier lateinische Bde. der sog. "Jenaer Luther-Ausgabe" heraus

W: Johannisgasse
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört; E


Rössle, Robert * 1876 Augsburg, † 1956 Berlin; Mediziner; nach Studium der Med., Zool. und Biol. in München, Kiel und Straßburg wirkte er als Ass. bzw. Pdz. in Kiel, danach als Pdz. und Prosektor in München (1909 a.o. Prof.); 1911 wurde er Direktor des Pathologisch-Anatomischen Instituts in Jena; 1914 stellte man unter seiner Leitung den Neubau des Institutsgebäudes fertig; seine Arbeiten über die Entzündung und das Geschwulstwachstum machten ihn weithin bekannt; ab 1922 arbeitete er in Basel und ab 1929 in Berlin; R. war zweifacher Dr. h. c., Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina

W: Forstweg 37
GT: (1989) Prof.-IbrahimStr. 37


Rolfinck, Werner * 1599 Hamburg, † 1673 Jena; Mediziner; ab 1616 studierte er in Wittenberg, Leiden, Oxford, Paris und Padua; 1629 kam er als Prof. der Anat. nach Jena und führte hier die ersten öffentlichen Leichensektionen durch; er war einer der bedeutendsten Frühaufklärer in Jena; R. errichtete für Forschungs- und Lehrzwecke in seinem Haus das erste chemische Labor.; ebenso veranlaßte er den Bau eines Theatrum anatomicum und die Anlage eines Hortus medicus im Coll. Jen.

W: H. d. Kirche 7/8
GT: 1. (1858) Goetheallee 9, erneuert 1989; 2. (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977

Werner Rolfinck, Kupferstich von J. Dürr um 1650


Rosenthal, Eduard * 1853 Würzburg, † 1926 Jena; Jurist; er lehrte ab 1880 als Privatdozent in Jena und wurde 1896 Prof. für öffentliches Recht; R. war Mitglied des Weimarer und ab 1920 des Thür. Landtags; er war Schöpfer der Thür. Verfassung vom 11.3.1921; ab 1902 wirkte er als Vorsitzender der Thür. historischen Kommission; 1923 verlieh ihm die Jenaer Universität den Dr. rer. pol. h. c.

W: Inselplatz, Kahlaische Str. 4
GT: (1929) Kahlaische Str. 6, verloren vor 1934 (vermutlich von den Nationalsozialisten entfernt), erneuert nach 1990


Roßbach, Michael Joseph " 1841 Heidingfeld b. Würzburg, † 1894 München; Mediziner; er wirkte ab 1869 als Pdz. für Arzneimittellehre in Würzburg; 1882 wurde er als Prof. und Direktor der Med. Klinik nach Jena berufen; 1890 mußte er wegen Krankheit beurlaubt werden; er war ein bedeutender Arzneikundiger

W: V. d. Erfurter Tor
GT: (1929) Landgrafenstieg 1


Rothe, Karl * 1848 Großrudestedt b. Weimar, † 1921 Eisenach; Jurist, Politiker; nach Studium in Jena 1869/72 wirkte er als Staatsminister im Ghzt. Sa.-Weimar; R. entwickelte aus den Vorstellungen E. Abbes die Idee der Umwandlung des Zeiss-Werkes in die selbständige jur. Person "Carl-Zeiss-Stiftung"; er erhielt von der Universität Jena die Ehrendokterwürde aller vier Fak. und wurde 1908 Ehrenbürger von Jena

W: Unterlauengasse, Kirchplatz
GT: (vor 1934) Unterlauengasse 10 (Seite Löbdergraben), verloren nach 1934


Rudolphi, Carl Asmund * 1771 Stockholm, † 1832 Berlin; Mediziner; er studierte 1794/95 in Jena; später war er Prof. in Greifswald und ab 1810 Prof. für Anat. in Berlin; dort gründete er das Anatomische und Zootomische Museum; er publizierte auf den Gebieten Bot., Zool., Anat., Physiol., Tierarzneikunde sowie Münzkunde und Medaillengeschichte

W: unbekannt
GT: (1858) Unterlauengasse 14, Gebäude um 1900 abgerissen, neue Anbringung: Unterm Markt 12a, verloren nach 1934


Rückert, Friedrich * 1788 Schweinfurt, † 1866 Neuses b. Coburg; Dichter, Orientalist; 1811 war er Privatdozent in Jena und hielt Vorlesungen über orient. und grch. Mythologie; R. gehörte im vorigen Jh. zu den beliebtesten dt. Lyrikern; Schubert, Brahms, Liszt und Reger vertonten seine Gedichte; R. wirkte als Übersetzer und Nachdichter aus dem Pers., Arab., Ind. und Chin.

W: Jenergasse 9
GT: (1858) ebd. (= Goetheallee 25), erneuert 1989


Rückert, Heinrich * 1823 Coburg, † 1875 Breslau; Germanist, Historiker; der Sohn des Dichters Fr. R. und der Onkel des Psychiaters H. Berger habilitierte sich 1845 und wirkte danach als Privatdozent in Jena; 1852 folgte er einem Ruf als Prof. der deutschen Philol. nach Breslau; bedeutend ist seine unvollendet gebliebene "Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache" (1875); R. begründete die historische Dialektgrammatik

W: V. d. Johannistor
GT: (1929) Jenergasse 14


Safarik, Paul Josef * 1795 Kobeliarovo/Oberungarn, † 1861 Prag; slow. Philologe; er studierte 1815/19 in Jena und konzipierte hier sein bedeutendes Werk "Die Geschichte der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten" (1826); 1819/33 war er Gymnasialprofessor in Neusatz, danach Bibliothekar und Prof. für slaw. Philol. in Prag; S. schrieb auch Gedichte und übersetzte Schillers Dramen ins Tschechische

W: unbekannt
GT: (1858) Markt 17, verloren vor 1934; E


Sagittarius, Caspar * 1643 Lüneburg, † 1694 Jena; Historiker; nach Studium in Helmstedt und Reisen wurde er 1668 Schulrektor in Saalfeld; ab 1671 lehrte er in Jena, ab 1674 als Prof. für Gesch.; S. ist einer der Hauptvertreter der Polyhistorie an der Jenaer Universität; 1675 veröffentlichte er eine erste Gesamtdarstellung der deutschen Geschichte, später eine Geschichte Thür.; 1679 wurde S. der erste Inspektor der UB; er hinterließ der Universität seine bedeutende Bibliothek sowie sein Wohnhaus

W: Löbdergasse 6
GT: (1858) Löbdergasse 20/21, erneuert 1929, Gebäude 1945 zerstört; E


Salzmann, Christian Gotthilf * 1744 Sömmerda, † 1811 Schnepfenthal b. Gotha; Pädagoge; er studierte 1761/64 Theol. in Jena; danach wirkte er als Pfarrer bei und in Erfurt, bis er 1781 Prof. und Liturg am Philanthropium in Dessau wurde; 1784 begründete er seine Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, in der die Kinder durch Selbsttätigkeit, unter hoher Wertung der körperlichen Erziehung und Naturlehre, praktisch anwendbares Wissen vermittelt bekamen; großen Einfluß hatten auch seine in eigener Druckerei hergestellten Erziehungsromane

W: unbekannt
GT: (1858) Ernst-ThälmannRing 28, erneuert 1983


Sand, Karl Ludwig * 1795 Wunsiedel/Oberfranken, † 1820 (hingerichtet) Mannheim; Student, Burschenschafter; er studierte 1817/19 in JenaTheol. und gehörte zum Kreis um den Burschenschafter K. Follen; S. sah in dem Theaterdichter A. von Kotzebue einen russ. Spion und wollte mit dessen Ermordung ein Zeichen setzen; die Mehrheit der Burschenschafter lehnte diese politisch sinnlose, anarchistische Tat ab, die der Reaktion die Handhabe zum Erlaß der "Karlsbader Beschlüsse" bot

W: Oberlauengasse
GT: (nach 1934) Oberlauengasse 11, Gebäude 1986 abgerissen; erneuert 1990 (Nachfolgebau)


Savigny, Friedrich Karl von * 1779 Frankfurt a.M., † 1861 Berlin; Jurist, Politiker; ab 1800 lehrte er als Privatdozent in Marburg und Jena (bis 1803); 1808 wurde er als Prof. jur. nach Landshut berufen und 1810 als Prof. für röm. Recht an die neugegründete Universität Berlin; ab 1817 war er Mitglied des preuß. Staatsrats und 1842/48 Leiter des Ministeriums für Gesetzgebungsrevision; er war der Begründer der historischen Rechtsschule; er hielt sich später besuchsweise in Jena auf

W: Fürstengraben 16
GT: (1858) ebd., erneuert 1929, verloren nach 1934; E


Schäfer, Dietrich * 1845 Bremen, † 1929 Heidelberg; Historiker; er studierte in Jena, Heidelberg und Göttingen; war dann Gymnasiallehrer und wiss. Mitarbeiter beim Hanseatischen Geschichtsverein; 1877/85 war er Prof. in Jena, wo er die "Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde" herausgab, danach war S. Prof. in Breslau, Tübingen, Heidelberg und ab 1903 in Berlin; S. war ein Vertreter der "alldeutschen" Geschichtsschreibung

W: Fürstengraben 23, Ob. Jüdengraben;
GT: (vor 1928) Markt 8, neue Anbringung (vor 1934): Kasernenstr. 11, verloren nach 1934


Schaeffer, Hermann * 1824 Weimar, † 1900 Jena; Mathematiker, Physiker; er studierte ab 1844 in Jena, Berlin und Leipzig und lehrte in Jena als Pdz. bzw. a.o. Prof. (1878 o. Prof.); S. förderte insbesondere die Experimentalphysik und nahm Einfluß auf die Entwicklung neuer Glastechnologien in Ilmenau und Lauscha; er erwarb sich pädagogische Verdienste durch Sommerkurse für Lehrer der Naturwiss.; für S. umfangreiche Sammlung physikalischer Apparaturen richtete E. Abbe im "Volkshaus" nach 1900 das "Schaeffer-Museum" ein; 1858 war er einer der Hauptinitiatoren des Jenaer Gedenktafelprojektes

W: Markt 10, Johannisplatz 9, Unterm Markt 4, Unterlauengasse 16, Lutherplatz, neben "Schwarzer Bär"
GT: 1. (vor 1928) Unterm Markt 4, verloren 1973; 2. (vor 1928) H. d. Kirche, verloren nach 1934; 3. (vor 1934) Markt 10, erneuert 1988


Schaxel, Julius 1887 Augsburg, † 1943 Moskau; Biologe; er studierte auf Haeckels Einladung in Jena (1909 Prom. Dr. phil.); 1916/33 war er Prof. der Zool. in Jena und zugleich 1920/23 im Thür. Volksbildungsministerium tätig; 1924 gründete S. die Zeitschrift "Urania"; durch seinen Studentenwirt E. Höllein angeregt, wurde S. 1918 Mitglied der SPD und setzte sich für eine demokratische Hochschulreform ein; den Winter 1924/25 verbrachte er in der SU und traf u. a. mit Maxim Gorki zusammen; 1933 mußte er in die SU emigrieren und wurde Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der UdSSR

W: Jenergasse 12, Reichardtstieg 4;
GT: (1983) Reichardtstieg 4


Scheidler, Karl Hermann * 1795 Gotha, † 1866 Jena; Philosoph, Nationalökonom; nach der Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon studierte er ab 1814 in Jena und Berlin Jura, Phil. und Nationalökonomie; ab 1821 lehrte er in Jena als Pdz.; mit Gründung der Landwirtschaftlichen Lehranstalt an der Universität Jena hielt er hier Vorlesungen als Prof. der Phil.; 1835 erhielt S. einen Lehrauftrag für Staatswirtschaft; S. war 1815 Mitbegründer der Urburschenschaft

W: Unterm Markt, Bachgasse/Quergasse 15 ("Zur Schweiz")
GT: (vor 1928) Quergasse 15, verloren; E


Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von * 1775 Leonberg b. Stuttgart, † 1854 Bad Ragaz/Schweiz; Philosoph; ab 1796 studierte S. in Leipzig Naturwiss.; auf Betreiben Goethes wurde er 1798 als a.o. Prof. für Phil. nach Jena berufen; nach seinem Zerwürfnis mit den Brüdern Schlegel (1803 Heirat mit Caroline Schlegel) ging er nach Würzburg; ab 1806 wirkte er als Prof. in München und ab 1841 in Berlin; S. idealistisches Konzept beeinflußte das romantische Denken entscheidend, auch in den Naturwissenschaften

W: A. d. Graben
GT: 1. (1858) Fürstengraben 16, erneuert 1929, verloren nach 1934; 2. (vor 1928) Unterm Markt 12a, verloren nach 1934; 3. (1989) Johannisplatz 22


Schelver, Franz Joseph * 1778 Osnabrück, † 1832 Heidelberg; Botaniker; nach Studium und Habilitation in Halle kam S. 1802 durch Befürwortung Goethes als Nachfolger von Batsch, als Direktor des Botanischen Instituts nach Jena; die Vernichtung seiner Existenzgrundlage durch Plünderung bei der Schlacht von 1806 ließ ihn nach Heidelberg gehen

W: Inspektorhaus des Bot. Gartens
GT: (1858) ebd., erneuert 1929, verloren vor 1934


Schenck, Johann Theodor (gen. von Burgstadt) * 1619 Jena, † 1671 ebd.; Mediziner; er studierte in Leipzig, Jena und Padua, war als Arzt in Naumburg, Chemnitz und Glauchau tätig, bevor er 1653 nach Jena berufen wurde

W: Brüdergasse
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Scherer, Alexander Nicolaus von * 1771 St. Petersburg, † 1824 ebd.; Chemiker; er studierte ab 1789 in Jena Theol. und Naturwiss. und gehörte 1793 zu den Mitbegründern der Naturforschenden Gesellschaft; 1794/95 lehrte er neben Goettling als Pdz. Chemie, unternahm dann mit Stipendium der Weimarer Regierung Studienreisen; ab 1799 wirkte er in Weimar als Bergrat und Gymnasiallehrer, ab 1800 als Prof. in Halle, später in Dorpat und St. Petersburg

W: Am Paradies 6
GT: (1858) ebd., verloren nach 1934


Schiller, Friedrich (von) * 1759 Marbach a. Neckar, † 1805 Weimar; neben Goethe größter deutscher Dichter, Ästhetiker, Historiker; auf Goethes Initiative hin wurde der bekannte Dichter der "Räuber" von Hz. Carl August 1788 als Prof. für Geschichte an die Jenaer Universität berufen; seine Antrittsvorlesung (26.5.1789) "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" im Griesbachschen Auditorium hörten über 400 Studenten; infolge seiner schweren Erkrankung (1791) mußte S. 1793 seine Lehrtätigkeit endgültig aufgeben; S. lebte 10 Jahre in Jena; hier entstanden seine historischen Schriften, die wichtigsten Balladen und u. a. die "Wallenstein"-Trilogie; 1794 begann die fruchtbare Zusammenarbeit mit Goethe; am 22.2.1790 ließ er sich in der Wenigenjenaer Dorfkirche (= Schillerkirche in Jena-Ost) mit Charlotte von Lengefeld trauen; 1799 übersiedelte er nach Weimar

W: Jenergasse 19, Zwätzengasse 9, Unterm Markt 1, Schloßgasse 17, Garten am Engelgatter
GT: (1858) 1. Jenergasse 19, Gebäude 1945 zerstört; 2. Zwätzengasse 9 (Rückseite), erneuert 1990; 3. Unterm Markt 1, Gebäude 1945 zerstört, erneuert nach 1945 (Mauerrest); 4. Schloßgasse 17, Gebäude 1945 zerstört, neue Anbringung (nach 1945): Ernst-Thälmann-Ring 15a (am Hörsaalanbau); 5. Schillergäßchen 2 (Gartenhaus), erneuert 1977; 6. Leutrastr. 5, Gebäude 1945 zerstört; 7. Unterm Markt 12a, verloren nach 1934


Schlegel, August Wilhelm * 1767 Hannover, † 1845 Bonn; Schriftsteller, Philologe; als Mitarbeiter an Schillers "Horen" und des "Musenalmanachs" kam S. mit seiner Frau Caroline, der späteren Frau Schellings, 1796 nach Jena; er übersetzte in Jena 16 Dramen Shakespeares; 1798 wurde S. zum a.o. Prof. der Phil. berufen; gemeinsam mit seinem Bruder Fr. gab er das "Athenäum" (1798/1800), die programmatische Zeitschrift der Frühromantik, heraus; 1801 übersiedelte S. nach Berlin; er war der Hauptvertreter der Jenaer Frühromantik

W: Markt 23 u. a.
GT: 1. (1858) Unterm Markt 12a, verloren nach 1934; 2. (1988) Markt 23

Friedrich Schlegel, August Wilhelm Schlegel und Caroline Schlegel, Denkmäler von B. Henkel, 1985


Schlegel, Friedrich Wilhelm Karl * 1772 Hannover, † 1829 Dresden; Ästhetiker, Dichter; 1796/97 und 1799/1802 hielt sich S. gemeinsam mit seiner Ehefrau Dorothea Veit, der Tochter des Philosophen M. Mendelsohn, in Jena auf und lehrte als Pdz. der Phil., unter dem Einfluß Fichtes stehend; mit seinem Bruder Aug. Wilh. und seinen Freunden Tieck, Novalis und Schelling bildete er den Kreis der Frühromantiker, dessen philosophischer Kopf er war; hier schrieb er den Roman "Lucinde"; S. identifizierte sich mit dem Gedankengut des Jakobiners G. Forster und begeisterte sich für die Französische Revolution

W: Markt 23 u. a.
GT: 1. (1858) Löbdergraben 10, verloren nach 1934; 2. (1988) Markt 23


Schlegel (auch Siegel), Paul Marquard * 1605 Hamburg, † 1653 ebd.; Mediziner, Botaniker; er hielt sich nach Studium in Frankreich, England und Italien (1636 Promotion in Padua) auf; 1638 wurde er zum Professor der Anat., Chir. und Bot. nach Jena berufen; er war hzl. Leibarzt und Sa. -Weimarischer Rat; ab 1642 wirkte S. als Physikus in Hamburg

W: unbekannt
GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut)


Schlegel-Schelling, Caroline (geb. Michaelis, verw. Böhmer) * 1763 Göttingen, † 1809 Maulbronn; Schriftstellerin; eine der interessanten Frauengestalten der deutschen Literaturgeschichte war während der Mainzer Republik mit dem Jakobiner G. Forster befreundet; 1796/1803 gehörte sie dem Kreis der Frühromantiker in Jena an; nach ihrer Scheidung von A. W. Schlegel heiratete sie Schelling; sie schrieb für verschiedene Literaturzeitschriften und war maßgeblich an den ShakespeareÜbersetzungen A. W. Schlegels beteiligt

W: Markt 23 u. a.
GT: (1988) ebd.


Schleicher, August * 1821 Sonneberg, † 1868 Jena; Philologe; er studierte in Leipzig und Tübingen und lehrte ab 1846 als Privatdozent in Bonn, ab 1850 als Prof. für indogerm. Sprachen und Vgl. Grammatik in Wien und Prag und ab 1857 in Jena; S. erwies sich als bedeutender Systematiker der indogerm. Sprachwissenschaft; er hatte Anteil an der Herausbildung der Slawistik als selbständige Wissenschaftsdisziplin in Deutschland; gleichzeitig begründete er die litauische Sprachkunde

W: Leutragasse, Bachgasse
GT: (vor 1928) Bachstr. 15, verloren vor 1934, erneuert nach 1991


Schleiden, Matthias Jakob * 1804 Hamburg, † 1881 Frankfurt a.M.; Physiologe, Botaniker; er studierte zunächst Jura in Heidelberg und wirkte nach Prom. 1827 als Adv. in Hamburg; ab 1833 studierte er Med. und Naturwiss. in Göttingen und Berlin; prom. zum Dr. phil. 1839 in Jena, lehrte als a.o. Prof. der Botanik in der Phil. Fak.; 1845 begründete er mit E. E. Schmid das Physiologische Institut; 1849/63 lehrte S. als o. Prof. der Naturwiss. in der Med. Fak., und ab 1851 war er zugleich Direktor des Bot. Gartens; er trug zur Überwindung dogmatischer naturphilosophischer Vorstellungen bei; S. regte C. Zeiß zum Bau und zur Verbesserung optischer Geräte, insbesondere Mikroskope, an

W: V. d. Johannistor, Löbdergasse, Neugasse 10
GT: (1929) Inspektorhaus des Bot. Gartens, verloren vor 1934; E


Schlenther, Paul * 1854 Insterburg/Ostpr., * 1916 Berlin; Schriftsteller, Theaterkritiker; er war bedeutender Förderer der naturalistischen Dichtung und Gründer des Vereins .,Freie Bühne"; als Direktor des Wiener Burgtheaters 1898/1910 nahm er sich vor allem der Dramen G. Hauptmanns an; 1884 hielt er sich kurzzeitig in Jena auf

W: unbekannt
GT: (vor 1928) Jenergasse 14


Schmid, Karl Christian Erhard * 1761 Heilsberg b. Remda/Thür., † 1812 Jena; Philosoph, Theologe; er studierte 1778/84 in Jena Theol.; als Kollaborateur seines in Wenigenjena als Pfarrer wirkenden Vaters traute er am 22.2.1790 Friedrich Schiller und Charlotte von Lengefeld; 1791/93 lehrte er als Prof. phil. in Gießen und danach in Jena; hier trat er als Verfechter der Lehren Kants auf; ab 1798 war er Prof. theol., und 1809 wurde S. Dr. med. h. c.

W: Zwätzengasse 9
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934, erneuert nach 1934 und 1989


Schmid, Ernst Erhard * 1815 Hildburghausen, † 1885 Jena; Naturforscher, Mineraloge, Geologe; der Sohn des Prof. Karl Ernst S. studierte ab 1833 Naturwiss. in Jena und Wien; danach lehrte er als Privatdozent in Jena Physiologie und Mineralogie; 1843 wurde S. a.o. Prof. der Naturgeschichte und begründete mit Schleiden das Physiologische Institut (befand sich in der Rathausgasse); 1856 erhielt er die neubegründete Prof. für Mineralogie und wurde zugleich Direktor des Mineralogischen Kabinetts und der Mineralogischen Gesellschaft Jena; S. führte geologische Erkundungen Jenas und seiner Umgebung durch sowie die Erstkartierung von Teilen Thür.; er führte die Methode der mikroskopischen Mineral- und Gesteinsbestimmung in die Lehre ein

W: Johannisgasse 28, Schillergäßchen 1
GT: (1929) Schillerstr. (Mineralogisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Schmid, Karl Ernst * 1771 Weimar, † 1852 Jena; Jurist; der Sohn des Weimarer Bürgermeisters studierte 1793/96 in Jena Phil.; 1797/1804 war er Redakteur der "Bayreuther politischen Zeitung"; ab 1807 war er Regierungsrat in Hildburghausen und ab 1809 Prof. und OAGR in Jena; S. setzte sich für die rechtliche Gleichstellung der Juden ein und war Mitverfasser der ersten Weimarer Verfassung

W: Leutragasse, Fürstengraben, Johannisgasse 26
GT: (1858) Johannisstr. 26, Gebäude 1898 abgerissen, neue Anbringung: Goetheallee 18


Schmidt, Erich * 1853 Jena, † 1913 Berlin; Germanist, Literaturkritiker; der Sohn des Zoologieprof. Oskar Ed. S. studierte in Graz, Straßburg und Jena (1874/76); später war er Prof. in Wien; 1885 wurde S. erster Direktor des neugegründeten Goethe-und-Schiller-Archivs in Weimar; S. fand den Goetheschen "Urfaust" wieder auf und bereitete die erste historisch-kritische Ausgabe der Werke Goethes (sog. Sophien-Ausgabe) vor; 1887 wurde er Prof. für Literatur in Berlin

W: Fischergasse 2 (Geburtshaus)
GT: (vor 1928) Jenergasse 14


Schmidt, Ernst Gottfried * 1763 Jena, † 1794 ebd.; Jurist; nach Studium in Jena wirkte der Sohn des Prof. jur. Joh. Ludw. S. als Hofgerichtsadv. und lehrte ab 1790 als a.o. Prof.

W: Nonnenplan 3/4, Schillergäßchen 2 (Eigentümer);
GT: (1976) Schillergäßchen 2


Schmidt, Johann Ludwig * 1726 Quedlinburg, † 1792 Jena; Jurist; nach Studium in Jena wirkte er ab 1749 als Adv. und später als Privatdozent in Jena; 1763 wurde er Prof. jur. und zugleich Beisitzer des Schöppenstuhls, später des Hofgerichts

W: Nonnenplan 3/4, Schillergäßchen 2 (Eigentümer);
GT: (1976) Schillergäßchen 2


Schmidt, Moritz Wilhelm Konstantin * 1823 Breslau, † 1888 Jena; Altphilologe; er studierte ab 1840 in Breslau und Berlin; 1857/85 lehrte er als Prof. klass. Philol. in Jena; er war der letzte Inhaber des Lehrstuhls für Beredsamkeit; S. editierte und übersetzte eine Vielzahl antiker Werke; er erforschte die lykischen Inschriften und die kyprische Schrift sowie das Etruskische

W: Unt. Löbdergraben
GT: (vor 1928) ErnstThälmann-Ring 23, erneuert 1986


Schmidt, Oskar Eduard * 1823 Torgau, † 1886 Straßburg; Zoologe; nach Studium der Math. und Naturwiss. in Halle u. Berlin wurde S. 1847 in Jena Pdz.; ab 1849 lehrte er als Prof. und Direktor des Zoologischen Museums; Forschungsreisen führten ihn bis zum Nordkap, später auch nach Dalmatien, wo er die künstliche Schwammzucht begründete; 1855 wurde er Dr. med. h. c.; im gleichen Jahr ging S. nach Krakau, später Graz und Straßburg

W: Fischergasse 2
GT: (vor 1928) ebd., Gebäude um 1970 abgerissen


Schmidt, Wilhelm Adolf * 1812 Berlin, † 1887 Jena; Historiker; nach Studium in Berlin wirkte er dort zunächst als Lehrer, ab 1840 als Pdz. und 1845 als a.o. Prof.; S. war 1848 Mitglied des Frankfurter Parlaments; 1851 wurde er Prof. in Zürich, und 1860 folgte er einem Ruf nach Jena; 1873/76 war er Mitglied des Deutschen Reichstages

W: V. d. Neutor, Neugasse 10
GT: (1929) Neugasse 10, erneuert 1987


Schnaubert, Andreas Joseph * 1750 Bingen a. Rhein, † 1825 Jena; Jurist; er studierte ab 1765 in Mainz Phil. und Geschichte, später auch Theol. und Jura; ab 1873 war er Prof. in Helmstedt, ab 1786 Prof. für Lehnsrecht (später auch für Staats- und Kirchenrecht) in Jena; 1809/16 war er der erste Rat am neueröffneten OAG

W: Leutragasse 10
GT: (1858) ebd., Gebäude 1969 abgerissen


Schnepff, Erhard * 1495 Heilbronn, † 1558 Jena; Theologe; er studierte Jura und Theol. in Heidelberg und Erfurt; danach war er Prediger in verschiedenen Orten; er stellte sich in den Dienst der Reformation und nahm an den Reichstagen in Speyer (1529) und Augsburg (1530) teil; ab 1544 war S. Prof. in Tübingen, mußte 1548 als strenger Lutheraner sein Amt niederlegen und kam 1549 als Prof. theol. nach Jena

W: vermutlich Coll. Jen., evtl. auch Am Kreuz 4
GT: 1. (1858) Am Kreuz 4, verloren vor 1934; 2. (1979) Coll. Jen.


Schömann, Franz Joseph Constantin * 1782 Wetzlar, † 1813 Jena; Jurist; nach Studium in Göttingen arbeitete er als Adv. am Reichskammergericht in Wetzlar; 1808 folgte er einem Ruf nach Jena und wurde zugleich Mitarbeiter der "Jenaer Allgemeinen LiteraturZeitung"; er veröffentlichte ein Handbuch des Zivilrechts

W: Löbdergasse 6;
GT: (1858) Löbderstr. 20/21, neue Anbringung: Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört


Schott, Friedrich Otto * 1851 Witten a. d. Ruhr, † 1935 Jena; Chemiker, Glastechniker; er studierte ab 1870 in Aachen, Würzburg und Leipzig; nach Prom. 1875 (Jena) betrieb er in Witten Privatstudien zur Glasfabrikation, zeitweise unterbrochen durch praktische Tätigkeit; 1881 begann er seine Zusammenarbeit mitE. Abbe undgründete 1882in Jena ein glastechnisches Laboratorium; gemeinsam mit Abbe und Zeiß wurde er Teilhaber des ZeissWerkes; S. entwickelte viele Spezialgläser, z. B. Geräte- u. Thermometergläser, optische Gläser und auch das "Jenaer Glas"; sein Laboratorium entwickelte sich als Jenaer Glaswerk "Schott & Gen." (1895 gemeinsam mit Abbe gegründet) zum industriellen Großunternehmen; 1908 wurde er Dr. med. h. c. und 1921 Dr. jur. h. c.

W: Lichtenhainer Str. 5
GT: (nach 1991) Otto-Schott-Str. 5


Schott, Heinrich August * 1780 Leipzig, † 1835 Jena; Theologe; er studierte ab 1796 in Leipzig Philol., später Theol.; ab 1810 wirkte er als Prof. in Wittenberg und zugleich auch als Prediger an der Schloßkirche;1812 folgte er einem Ruf nach Jena

W: Jenergasse 9
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Schottin, Carl Friedrich Reinhold * 1823 Köstritz, † unbekannt; Theologe; der Sohn des David Joh. Fr. S. (Pfarrer und bedeutender Herausgeber religiöser Schriften; 1836 Dr. phil. h. c. und 1862 Dr. theol. h. c. Jena) studierte 1841/42 in Jena Theol.

W: Jenergasse 14
GT: (vor 1934) Fürstengraben 19 (= Hinterhaus), verloren nach 1934


Schrader, Otto * 1855 Weimar, † 1919 Breslau; Philologe; der Oberlehrer des Jenaer Gymnasiums wurde 1890 zum a.o. Prof. für Vgl. Sprachwissenschaft an die Universität berufen; 1909 folgte er einem Ruf an die Universität Breslau

W: Gartenstr. 1
GT: (vor 1928) ebd., erneuert 1929


Schrödinger, Erwin * 1887 Wien, † 1961 Alpach/Tirol; Physiker; nach Studium in Wien wirkte er dort als Pdz.; 1920/21 war er Ass. M. Wiens in Jena, dann Prof. für theor. Physik in Zürich und ab 1927 der Nachfolger M. Plancks in Berlin; 1933 erhielt er den Nobelpreis für Physik für die Entwicklung der nach ihm benannten Gleichung; S. mußte wegen rass. Verfolgung 1933 Deutschland und 1938 auch Österreich verlassen; S. begründete die wiss. Wellenmechanik und leistete Bahnbrechendes auf den Gebieten der Thermodynamik und der Relativitätstheorie

W: unbekannt
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Schrön, Heinrich Ludwig Friedrich * 1799 Weimar, † 1875 Jena; Mathematiker, Astronom; nach Studium in Jena war er in der Landvermessung des Hzt. Sa.-Weimar-Eisenach tätig; ab 1823 leitete er die Jenaer Sternwarte; auf Goethes Anregung betrieb er meteorologische Studien und hielt Vorlesungen zur Astronomie (1834 a.o. Prof.)

W: Schillergäßchen 2
GT: (vor 1928) ebd., erneuert 1977


Schröter, Johannes (von) * 1513 Weimar, † 1593 Jena; Mediziner; nach Studium in Wittenberg, Wien und Padua war er königl. Leibarzt bei Ferdinand L; 1554 wurde er als Prof. med. und hzl. Leibarzt nach Jena berufen; S. führte mit großem Erfolg 1557 am Kaiserl. Hof die Verhandlungen zur Erhebung der Jenaer Hohen Schule in eine Universität; 1558 wurde er deren erster Rektor; er sorgte für den Ausbau der Universitätsgebäude sowie die Anlegung eines Hortus Medicus; in seinem Wohnhaus errichtete er die zweite Apotheke Jenas (existierte bis 1570)

W: Johannisgasse, evtl. auch Markt, Löbdergasse 5
GT: 1. (1858) Löbderstr. 5, erneuert nach 1945; 2. (1979) Coll. Jen.

Johann von Schröter, Gemälde von unbek. Künstler, um 1575


Schubart, Christian Friedrich Daniel * 1739 Obersontheim/Schwaben, † 1791 Stuttgart; Publizist, Dichter; der Herausgeber der gesellschaftskritischen "Deutschen Chronik", die den Unwillen des württ. Hz. erregte und ihren Verfasser 10 Jahre auf die berüchtigte Festung Hohenasperg brachte, hatte 1785 vor, in Jena zu studieren, gelangte jedoch nur bis Erlangen;
GT: (vor 1928) Löbdergraben 6, verloren nach 1934


Schubert, Gotthilf Heinrich (von) * 1782 Hohnstein/Sa., † 1860 München; Naturwissenschaftler, Arzt; er studierte in Leipzig und Jena (1801/03) Theol. und Naturwiss., später in Freiberg Geol.; ab 1818 war er Prof. für Naturgeschichte in Erlangen, ab 1826 in München

W: unbekannt
GT: (1858) Löbderstr. 20/21, verloren vor 1934


Schütz, Christian Gottfried * 1747 Dederstedt b. Mansfeld, † 1832 Halle; Philologe; nach Ausbildung in den Franckeschen Stiftungen zu Halle studierte er Theol. und arbeitete als Lehrer, bevor er 1779 zum Prof. für Poesie und Beredsamkeit nach Jena berufen wurde; durch seine Vorlesungen begann die Literaturgeschichte eigene Konturen anzunehmen; in Verbindung mit der Herausgabe der "Allgemeinen Literatur-Zeitung" (1785 gemeinsam mit Wieland und dem Verleger Bertuch in Jena gegründet) wurde sein Haus zu einem geistigkulturellen Zentrum; an der fast täglich erscheinenden Zeitung, die er 1804 nach Halle verlegte, wirkten als Rezensenten die namhaftesten Gelehrten, Schriftsteller und Künstler Deutschlands

W: Engelplatz
GT: 1. (1858) Engelplatz 8, Gebäude 1900 abgerissen, neue Anbringung (1929): Nachfolgebau, verloren vor 1934; 2. (1929) Coll. Jen., verloren um 1973; 3. (nach 1990) Engelplatz 8


Schultze, Alfred * 1864 Breslau, † 1946 Leipzig; Jurist; er wurde 1897 als Prof. und OLGR nach Jena berufen und lehrte Rechtsgeschichte und Kirchenrecht; 1904 folgte er einem Ruf nach Freiburg/Br.; 1907 war er Mitglied der badischen historischen Kommission; 1917/34 (ein.) war er Prof. und Direktor des Forschungsinstituts für Rechtsgeschichte in Leipzig; er war Dr. theol. h. c. und Domherr des Hochstifts Meißen sowie Mitglied verschiedener deutscher Akademien

W: Grietgasse 1
GT: (1929) Grietgasse 11, verloren 1934


Schultze (-Jena), Bernhard Sigismund * 1827 Freiburg/Br., † 1919 Jena; Mediziner; nach Studium wirkte er als Privatdozent in Greifswald und Berlin; 1858 wurde er als Prof. und Direktor der Frauenklinik und Hebammenlehranstalt nach Jena berufen; in über 40j ähriger Tätigkeit wirkte er sehr erfolgreich in der Geburtshilfe und Gynäkologie; so entwickelte er eine Methode zur Wiederbelebung scheintoter Kinder; ihm wurde die Ehrenbürgerwürde Jenas verliehen

W: V. d. Neutor, Sellierstr. 6
GT: (vor 1928) 1. Sellierstr. 6; 2. Erbertstr. 2; 3. Johannisplatz 10, erneuert 1976; 4. (nach 1934) Bachstr. 18 (Frauenklinik)


Schulz-Gora, Oskar * 1860 Gora/Westpr., † 1942 Jena; Romanist; nach Studium in Heidelberg, Genf, Leipzig und Berlin war er Gymnasiallehrer in Altenburg; ab 1893 wirkte er an der Universität Berlin, später in Königsberg und Straßburg; 1919 wurde er Prof. und Direktor des Romanischen Seminars in Jena; S. war ein Kenner der altprovenzalischen Sprache

W: Kahlaische Str. 1
GT: (nach 1942) ebd.


Schulze (-Gävernitz), Friedrich Gottlob * 1795 Gävernitz b. Meißen; † 1860 Jena; Kameralist, Agrarwissenschaftler; nach prakt. landwirtschaftlicher Tätigkeit studierte er in Jena; 1817 wurde er Oberverwalter der Kammergüter Oberweimar, Tiefurt und Lützendorf; ab 1819 hielt er an der Universität Jena kameralistische Vorlesungen; 1826 wurde er Prof. für Kameralistik und gründete eine landwirtschaftliche Privatanstalt, die eng mit der Universität verbunden war; damit begründete er in Deutschland das landwirtschaftliche Universitätsstudium; 1835/39 wirkte er als Prof. in Greifswald (Eldena), danach wieder in Jena; er bemühte sich, Landwirtschaft und Wissenschaft enger zu verbinden, u. a. war er Mitbegründer der "Wanderversammlung deutscher Landwirte"; sein Lehrprogramm war lange Zeit Vorbild für die landwirtschaftliche Ausbildung in Deutschland

W: Schloßgasse 17
GT: (vor 1928) ebd., Gebäude 1945 zerstört, erneuert 1990 (ErnstThälmann-Ring 15a)


Schumann, Robert * 1810 Zwickau, † 1856 Endenich b. Bonn; Komponist, Musikwissenschaftler; er studierte Jura in Leipzig und Heidelberg; danach wandte er sich ganz der Musik zu; in der von ihm 1834 gegründeten "Neuen Zeitschrift für Musik" setzte er sich - ausgehend von den Ideen des Vormärz - für zeitgenössische Musik ein; so wurde der schon bekannte Komponist 1840 in absentia ohne Einreichung einer Arbeit zum Dr. phil. der Jenaer Universität prom.; das ermöglichte ihm auch die gerichtliche Durchsetzung der Eheerlaubnis mit der Pianistin Clara Wieck gegen seinen Schwiegervater und beförderte sein künstlerisches Schaffen (1840 entstanden fast 150 Lieder); S. gilt als der Hauptvertreter der deutschen Romantik in der Musik und führte die Tradition der Klassik weiter

GT: (nach 1991) Goetheallee 27


Schwalbe, Gustav Albert * 1844 Quedlinburg, † 1916 Straßburg; Mediziner; er studierte in Zürich, Bonn und Berlin und war ab 1868 Ass. in Amsterdam, später Privatdozent in Halle und Prosektor in Freiburg/Br.; 1871 wurde er a.o. Professor in Leipzig, und 1873/81 lehrte S. als Prof. der Anat. und Direktor des Anatomischen Instituts in Jena; später wirkte er in Königsberg und Straßburg; er war Mitglied zahlreicher wiss. Gesellschaften und Verfasser verschiedener med. Lehrbücher

W: Jüdengraben
GT: (1929) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), erneuert 1977


Schwarz, Otto * 1900 Weimar, † 1983 Jena; Botaniker; nach Studium der Botanik in Jena (1919/21), Hamburg und Berlin Prom. zum Dr.phil. (1928) und Ass.-tätigkeit; 1931/34 Delegierung zum Aufbau des Instituts für Pflanzenkrankheiten in die Türkei; nach Rückkehr bekam S. keine feste Anstellung, da er Mitglied der KPD war; 1946/48 war er Direktor des Herbarium Haussknecht (Weimar) und a.o. Prof. der Universität Jena; 1948 wurde er zum Prof. für Botanik berufen und ein Jahr später zum Direktor des Botanischen Gartens und des Instituts für Spezielle Botanik; S. war 1948/51 und 1958/62 Rektor der Universität; er wirkte als Abgeordneter der Volkskammer ab 1949 und war jahrelang Bezirksvorsitzender des Kulturbundes

W: Ob. Philosophenweg 16
GT: (1986) Philosophenweg 16


Schweitzer, Christian Wilhelm * 1781 Naumburg, † 1856 Coldra b. Weida; Jurist, Politiker; er war von 1810/18 Prof. in Jena sowie Beisitzer des Schöppenstuhls und des Hofgerichts; er arbeitete mit an der Konstititutionellen Verfassung Sa.-Weimars und wirkte ab 1818 als Geheimer Staatsrat im Ministerium in Weimar und wurde 1832 Nachfolger Goethes in der Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Kunst und Wissenschaft; 1848 trat er als Staatsminister zurück

W: Teichgraben
GT: (1858) ebd., Gebäude um 1900 abgebrochen wegen Bau Schillerstr


Seebeck, Karl Julius Moritz * 1805 Jena, † 1884 ebd.; Altertumswissenschaftler, Pädagoge, Kurator; der Sohn des Physikers Thom. Joh. S. wirkte nach Studium als Gymnasialprofessor in Berlin und ab 1835 als Erzieher des Prinzen Georg von Sa.-Meiningen; hier gestaltete er das Schulwesen völlig neu; danach war er im Staatsdienst, so 1851/77 Kurator der Universität Jena, wo er sehr förderlich auf die Entwicklung der Universität einwirkte; S. war Mitbegründer und zeitweise Vorsitzender des "Vereins für Thür. Geschichte und Altertumskunde"

W: Johannisstr. 20 (Geburtshaus), V. d. Saaltor, Neugasse, Schloß, Jüdengraben
GT: (vor 1928) Sellierstr. 7


Seebeck, Thomas Johann * 1770 Reval, † 1831 Berlin; Physiker; S. studierte zunächst in Berlin und Göttingen Med., danach Naturwiss.; ab 1802 hielt er sich als Privatgelehrter in Jena auf und verkehrte u. a. mit Goethe und J. W. Ritter; 1810 folgte er einem Ruf an die Berliner Akademie; S. gehört zu den Entdekkern der Thermoelektrizität (1821), forschte aber auch auf verschiedenen Gebieten der Optik

W: Johannisgasse 20
GT: (1858) ebd., verloren um 1975, erneuert 1989


Segner, Johann Andreas von * 1704 Preßburg, † 1777 Halle; Physiker, Mediziner; er studierte 1725/29 in Jena und kehrte 1732 nach Tätigkeit als Arzt in seiner ungarischen Heimat als a.o. Prof. für Math. und Physik zurück; 1735 folgte er einem Ruf nach Göttingen, 1755 nach Halle; eine von ihm entwickelte Wasserkraftmaschine brachte ihm den Ehrennamen "Vater der Turbine" ein; S. gehörte im 18. Jh. zu den wiss. Autoritäten in der Physik und den sich entwickelnden Technikwissenschaften

W: unbekannt
GT: (1858) Unterm Markt 4, verloren 1973, erneuert nach 1991


Seidel, Moritz * 1836 Kahla, † 1912 Jena; Mediziner, Pharmakologe; ab 1867 wirkte er als Pdz. und 1872/1901 als Prof. für Innere Med. und Arzneimittellehre in Jena; S. war der erste Pharmakologe in Jena; sein Vermögen und Wohnhaus übereignete er testamentarisch der Stadt; auf der Rasenmühleninsel legte er den nach ihm benannten Park an; er war Ehrenbürger Jenas

W: Neugasse 21, Sellierstr.
GT: (vor 1928) Sellierstr. 7


Selnecker, Nikolaus * 1530 Hersbrück b. Nürnberg, † 1592 Leipzig; Theologe; der Freund Melanchthons wurde 1561 nach Jena berufen; in den dogmatischen Streitigkeiten wirkte er mit an der Erarbeitung der sog. Konkordienformel; 1568 zog er sich vor den Flacianern nach Kursachsen zurück; mehrere seiner Andachtslieder fanden weite Verbreitung

W: unbekannt
GT: (1858) Saalstr. 17, verloren nach 1934, erneuert 1990 (Nachfolgebau)


Seyerlein, Karl Rudolf * 1831 Stuttgart, † 1906 Jena; Theologe; nach Theologiestudium war er Archidiakon in Tübingen, 1857/1904 Prof. der Theol. und Universitätsprediger in Jena; 1875 wurde ihm der Dr. theol. h. c. verliehen

W: Johannisstr. 6
GT: (vor 1934) ebd., Gebäude 1969 abgerissen


Siebert, August Friedrich * 1805 Nymphenburg/Bayern, † 1855 Jena; Mediziner; S. studierte ab 1824 Phil. und Theol., später auch Med. in Erlangen und Würzburg, nach Ass.Tätigkeit in Bamberg wurde S. 1846 nach Jena als Direktor der Med. Klinik und Poliklinik berufen; er arbeitete u. a. über Cholera und Ruhr und bemühte sich, die hygienischen Verhältnisse in den Kliniken zu verbessern

W: V. d. Saaltor
GT: (1858) Am Saaltor; verloren nach 1934


Siebold, Adam Elias von * 1775 Würzburg, † 1828 Berlin; Mediziner; der Bruder von Joh. Barth. von S. studierte in Würzburg, Jena (1795/97) und Göttingen und wirkte ab 1799 als a.o. Prof. und Hebammenlehrer in Würzburg; ab 1816 war er Prof. in Berlin; unter seiner Leitung entwickelte sich die Würzburger Universität zu einer der hervorragenden geburtshilflichen Schulen; in Berlin gründete er die Geburtshilfliche Klinik

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 14, verloren vor 1934


Siebold, Johann Bartholomäus von * 1774 Würzburg, † 1814 ebd.; Mediziner; der Bruder von Adam E. v. S. studierte ab 1793 in Jena Med., war ab 1803 Prof. für Chir. in Würzburg

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 14, verloren vor 1934


Siedentopf, Henry * 1872 Bremen, † 1940 Jena; Physiker, Technikwissenschaftler; er war ab 1898 wiss. Mitarbeiter E. Abbes; 1907 übernahm er die Leitung der mikroskopischen Abteilung im Zeiss-Werk; 1919/22 war er zugleich a.o. Prof. für Physik an der Jenaer Universität; seine wiss.-techn. Leistungen, insbesondere die Entwicklung von Methoden zur Sichtbarmachung ultramikroskopischer Teilchen, gaben der Entwicklung der Optik wichtige Impulse

W: Löbdergraben 11, Kahlaische Str. 2, Kaiser-Wilhelm-Str. 7
GT: (nach 1945) Helmholtzweg5 (Physikalisches Institut), verloren; E


Siegfried, Carl Adolf * 1830 Magdeburg, † 1903 Jena; Theologe; er studierte in Halle und Bonn, war dann Gymnasiallehrer in Magdeburg, Guben und Pforta;1875 wurde er nach Jena berufen; S. war vor allem Hebräist, u. a. gab er ein "Hebräisches Wörterbuch zum Alten Testament" (1893) heraus

W: Fischergasse, Jüdengraben
GT: (vor 1934) Westbahnhofstr. 3


Sievers, Eduard * 1850 Lippoldsburg/Hessen, † 1932 Leipzig; Philologe; nach Studium in Leipzig und Berlin wurde er 1871 a.o. Prof. in Jena, wo er die neuphilol. Studien begründete 1876 erhielt er die erste Prof. für deutsche Philol.; seine in Jena erschienen Werke "Grundzüge der Lautphysiologie" und "Angelsächsische Grammatik" gaben der Erforschung der Grundlagen der Phonetik und des Altengl. wichtige Impulse; 1883 ging S. nach Tübingen, 1887 nach Halle und 1892 nach Leipzig

W: Leutragäßchen, Neugasse 21
GT: (vor 1928) Neugasse 21, verloren nach 1934, erneuert 1987


Smidt, Johann * 1773 Bremen, † 1857 ebd.; Jurist, Politiker; er studierte 1792/95 in Jena; auf dem Wiener Kongreß und später im Frankfurter Parlament setzte er die politische Selbständigkeit der norddeutschen Hansestädte durch; S. war langjähriger Bremer Bürgermeister; 1827 gründete er Bremerhaven; 1829 prom. ihn die Jenaer Universität zu ihrem Ehrendoktor

W: Markt 4
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Snell, Christian Philipp Carl * 1806 Dachsenhausen/Hessen, † 1886 Jena; Mathematiker, Physiker; nach Studium in Halle, Gießen, Göttingen und Berlin wirkte er zunächst als Gymnasiallehrer in Dresden, später als Privatgelehrter; 1844 wurde er als o. Prof. für Math. und Physik nach Jena berufen; S. war der Lehrer E. Abbes, später auch dessen Schwiegervater

W: Neugasse 23
GT: (vor 1934) ebd., erneuert 1989


Solf, Wilhelm Heinrich * 1862 Berlin, † unbekannt Berlin; Politiker; er wurde 1894 in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes berufen und war ab 1898 in Daressalam tätig, danach in Samoa (warf dort 1904 einen Aufstand nieder); er wirkte bis zur Novemberrevolution im Reichskolonialamt; später war er deutscher Botschafter in Japan

W: Jenaaufenthalt (1895/96) fragwürdig;
GT: (vor 1928) Johannisplatz 10, verloren nach 1934


Spalatin (eigtl. Burckhardt), Georg * 1484 Spalt b. Nürnberg, † 1545 Altenburg; Theologe; er studierte in Erfurt und Wittenberg und war zunächst Humanist und Meßpriester, dann Prinzenerzieher am kursächs. Hof und Sekretär des Kurfürsten in Wittenberg; er vermittelte zwischen seinem Freund Luther und dem Kurfürsten im Interesse der Reformation; ab 1525 war er Pfarrer in Altenburg; zugleich betreute er weiterhin die kurfürstliche Bibliothek und blieb Ratgeber des Fürsten und half, die lutherische Lehre im Land durchzusetzen; bei der Säkularisation der Klöster war S. 1526/27 und auch später als einer der Visitatoren in Jena:

W: unbekannt
GT: 1. (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Spieß, Edmund * 1836 Duisburg, † 1889 Küstrin; Theologe; er studierte in Heidelberg und Jena und war ab 1871 Pdz. für prakt. Theol. und Vgl. Religionsgeschichte; ab 1880 war er Pfarrer an der Küstriner Schloßkirche, neben religionsgeschichtlichen Schriften verfaßte er eine Weigel-Biographie (1888)

W: Löbdergraben
GT: (vor 1928) Teichgraben 6, verloren vor 1934


Stade, Friedrich Wilhelm * 1817 Halle, † 1902 Altenburg; Komponist, Kapellmeister; S. erwarb sich 1845/60 als Universitätsmusikdirektor große Verdienste um das Kulturleben der Stadt; 1860 wurde er dafür zum Dr. phil. h. c. prom.; aufgrund der finanziellen Misere an der Universität folgte er 1860 einem Ruf als Hofkapellmeister nach Altenburg; hier leitete er u. a. die ersten deutschen Berliosz-Aufführungen; S. komponierte die Melodie zu dem bekannten Lied "Auf den Bergen die Burgen" (Text: L. Dreves)

W: Sitzenplan, Postgasse
GT: (vor 1934) Ludwig-Weimar-Gasse 7, Gebäude 1945 zerstört; E


Stahl, Georg Ernst * 1659 Ansbach, † 1734 Berlin; Mediziner, Chemiker; er studierte 1679/84 in Jena und war danach Pdz. und Leibarzt des Weimar. Hz.; 1693 folgte er einem Ruf an die neugegründete Universität Halle, wo er mit Thomasius und Francke, den Wegbereitern der Aufklärung, zusammenarbeitete; S. begründete die Phlogistontheorie und schuf entscheidende Voraussetzungen zur Entwicklung der Chemie als Wissenschaft; er war bestrebt, die Medizin zu systematisieren

W: unbekannt
GT: 1. (1858) Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Stamitz, Carl * 1746 Mannheim, † 1801 Jena; Komponist, Kapellmeister; der Sohn des aus Böhmen stammenden Komponisten Joh. Carl S. war ab 1767 Mitglied der Mannheimer Kapelle und unternahm zahlreiche internationale Konzertreisen; 1770/85 wirkte er vor allem in Frankreich; nach Aufenthalten in Nürnberg, Kassel und Prag siedelte er 1794 als Akademischer Konzertmeister nach Jena über; S. umfangreiches Schaffen (u. a. 51 Sinfonien und 59 Streichduos) wurde von den Zeitgenossen viel gerühmt, nach seinem Tod jedoch vergessen und erst 100 Jahre später neu entdeckt

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Goetheallee 27


Stark, Johann Christian d. Ä. * 1753 Oßmannstedt b. Weimar, † 1811 Jena; Mediziner; nach Studium in Jena lehrte er als Privatdozent in der Phil. und Med. Fak.; 1779 wurde er zum Prof. med. berufen und wirkte bis 1789 als Subdirektor der Hebammenlehranstalt; 1781 gründete er eine Privatklinik (vermutlich am Löbdergraben); 1786 wurde er zugleich fürstl. Leibarzt in Weimar; ab 1804 war er Direktor der Entbindungsanstalt

W: Kleine Rathausgasse 3
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Jenergasse 8


Stark, Johann Christian d.J. * 1769 Kleinromsdorf b. Weimar, † 1837 Jena; Mediziner; der Neffe Joh. Chr. S. d. Ä. studierte ab 1790 Theol. und Med. in Jena; zunächst lehrte er als Pdz.; 1796 wurde er Prof. med. und 1804 Subdirektor der Hebammenlehranstalt; ab 1812 war er Direktor und fürstl. Leibarzt und ab 1829 Stadt- und Amtsphysikus; er war Mitglied der Leopoldina in Halle und mehrerer wiss. Gesellschaften in der Schweiz

W: Leutragasse 29
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Jenergasse 8


Stark, Karl Bernhard * 1824 Jena, † 1879 Heidelberg; Philologe, Archäologe; der Sohn von Karl Wilh. S. studierte in Jena, Leipzig und Berlin und bereiste Italien, bevor er 1850 als a.o. Professor in Jena Philol. lehrte; 1855 folgte er einem Ruf nach Heidelberg

W: Unterm Markt (12a), Untere Saalstr.;
GT: (vor 1928) Unterm Markt 4, verloren 1973


Stark, Karl Wilhelm *1787 Jena; † 1845 ebd.; Mediziner; der Sohn des Mediziners Joh. Chr. S. d. Ä. studierte 1804 in Jena; 1809 wurde er Hofmedicus Hz. Carl Augusts von Sa.-Weimar; nach Studienreisen (1811) wurde S. 1813 zum Prof. berufen; ab 1823 wirkte er zugleich als Stadt- und Landphysikus bis 1829; 1838 wurde er neben Suckow Direktor der Landesheilanstalten

W: Unterm Markt (12a)
GT: (1858) ebd., erneuert 1989


Steffens, Henrik * 1773 Stavanger/Norwegen, † 1845 Berlin; Naturphilosoph, Schriftsteller; S. lehrte 1798/99 in Jena als Pdz. und hörte Vorlesungen bei Fichte und Schelling; er zählte zum Freundeskreis der Jenaer Romantiker; 1804/06 und 1808/11 war er Prof. in Halle, ab 1811 in Breslau, 1832 in Berlin; er gilt als typischer Vertreter der romantischen Naturphilosophie

W: Lutherplatz 2 ("Schwarzer Bär")
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934; E


Steiger, Günter * 1925 Dresden, † 1987 Jena; Historiker, Kustos; er studierte 1947/52 in Leipzig und Jena Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik; er war Mitautor der "Geschichte der Universität Jena" (1958/62); nach Ass.-Tätigkeit am Historischen Institut wirkte S. ab 1964 an der UB, zeitweise als stellv. Direktor; 1971 wurde S. auf seine eigene Initiative hin als Kustos der Universität berufen (damit Gründung der ersten Kustodie an einer Universität der DDR); hier setzte er sich entschieden für die Bewahrung und Vermittlung des humanistischen Erbes und der progressiven Traditionen ein - in der Denkmalpflege (z. B. Coll. Jen., Schillergarten), durch Bücher wie "Ich würde doch nach Jena gehn" (1978) und durch die Begründung der Veranstaltungsreihe "Freundliches Begegnen" (1972)

W: Westendstr. 11, Zenkerwegl
GT: (1989) Coll. Jen.


Steinmann, Gustav * 1856 Braunschweig, † 1929 Bonn; Mineraloge, Geologe, Paläonthologe; nach Studium in München wirkte er ab 1880 als Privatdozent in Straßburg und 1885/86 als a.o. Professor in Jena; später war er in Freiburg/Br. und Bonn; S. verfaßte Schriften zur Geologie Südamerikas und zur europäischen und amerikanischen Glazialentwicklung

W: Schillerstr.,
GT: (1929) ebd. (Mineralogisches Institut), Gebäude 1945 zerstört


Steinmann, Tobias * 1556 Leipzig, † 1632 Jena; Buchdrucker, Verleger; er erlernte das Handwerk in Breslau, Prag und Nürnberg; 1586 übersiedelte er nach Jena und nahm 1589 den Druck der Werke Luthers wieder auf; 1604 übernahm er die Offizin seines 1570 verstorbenen Schwiegervaters Th. Rebart; S. war der bedeutendste Drucker seiner Zeit in Thür., für sein hohes Ansehen spricht, daß man die Gasse, in der er wohnte, noch nach Jahrzehnten das "Steinmannsgäßlein" (vgl. A. Beier) nannte

W: Markt 11, Steinmannsgäßlein (2 und 3)
GT: (nach 1991) Markt 11/Greifgäßchen


Stickel, Johann Gustav * 1805 Eisenach, † 1896 Jena; Theologe, Orientalist; er studierte ab 1823 in Jena und 1829/30 in Paris; er lehrte ab 1827 als Pdz., später als Prof. in der Theol. bzw. Phil. Fak. orient. Philol.; er gründete das Orientalische Seminar, richtete das Orientalische Münzkabinett ein und vermehrte dessen Bestand; zugleich besaß er die Oberaufsichtüber das Ghzl. Münzkabinett

W: Johannisgasse 19
GT: (vor 1934) ebd., verloren nach 1934


Stieler, Kaspar * 1632 Erfurt, † 1707 ebd.; Dichter; nach längerem Aufenthalt in Königsberg studierte er 1662 Jura in Jena; danach war er Kammersekretär an verschiedenen thür. Höfen und 1678/80 Universitätssekretär in Jena; S. hielt hier Privatkollegien zum deutschen Briefstil und war Mitglied der "Fruchtbringenden Gesellschaft"; neben Dramen und Gedichten verfaßte er vor allem zeitungskritische Werke wie "Zeitungs-Lust und Nutz" (1695)

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Stifel, Michael * 1486 o. 1487 Eßlingen/Württ., † 1567 Jena Mathematiker, Theologe; er studierte in Wittenberg Theol. und gehörte zum Kreis Luthers; nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) kam er als Flüchtling nach Jena und lehrte 1548/50 an der neueröffneten Hohen Schule; 1558/64 war er als Prof. der Math. wieder in Jena; als erster deutscher Zahlentheoretiker entwickelte S. das Bildungsgesetz für Binominalkoeffizienten und schuf die Voraussetzungen für das Rechnen mit Logarithmen, in der "Arithmetica integra" (1544) faßte er das math. Wissen seiner Zeit zusammen

W: Coll. Jen.
GT: (1858) Coll. Jen., verloren um 1973, erneuert nach 1991


Stigel, Johann * 1515 Friemar b. Gotha, † 1562 Jena; Rhetor, Dichter; der Bauernsohn studierte in Wittenberg bei Melanchthon; als Mitglied des älteren Wittenberger Dichterkreises bemühte er sich, die an der Antike orientierte neulat. Dichtung mit den Gedanken der Reformation zu verbinden (1543 Poetalaureatus); mit ihm als Prof. für Poesie und Beredsamkeit und mit Strigel nahm 1548 der Lehrbetrieb an der Hohen Schule Jena seinen Anfang, er war der erste Inspektor des Colleoiums

W: Coll. Jen.
GT: (1858) ebd.; verloren um 1973, erneuert 1979


Stintzing, Georg Hieronymus Roderich † 1854 Heidelberg, † 1933 Jena; Mediziner; nach Studium in Bonn, Leipzig und Tübingen wirkte er als Ass. und Privatdozent in Bonn und München; 1890 folgte er einem Ruf nach Jena und wurde Direktor der Medizinischen Poliklinik und 1892 Direktor der Medizinischen Klinik, zugleich war er Präsident des Allgemeinen Ärztlichen Vereins von Thür.; er arbeitete über Elektrodiagnostik; W. war auch leitendes Mitglied der Akademischen Konzertkommission; er hatte wesentlichen Anteil an der Vorbereitung der Ehrenprom. für Max Reger

W: Am Steiger 2
GT: (vermutlich 1924) Bachstr. 18 (ehemalige Med. Klinik)


Stolle, Gottlieb * 1673 Liegnitz/Schlesien, † 1744 Jena; Philosoph; S. weilte 1706 als Hofmeister in Jena und 1708/14 als Pdz. an der Phil. Fak.; ab 1717 war er Prof. der Politik und 1728 der erste Aufseher der neugegründeten "Teutschen Gesellschaft" in Jena

W: Leutragasse 29
GT: (nach 1991) Coll. Jen.


Stoy, Karl Volkmar * 1815 Pegau, † 1885 Jena; Pädagoge; er studierte ab 1833 Theol., Philol. und Phil. in Leipzig (1837 Dr. phil. ) und später in Göttingen; von der Benderschen Erziehungsanstalt in Weinheim kam er 1843 nach Jena und gründete ein pädagogisches Seminar, dem er 1844 eine Übungsschule angliederte; 1845 wurde er zugleich Prof. und Schulrat; 1858 wurde die von ihm initiierte JohannFriedrich-Schule (Knabenschule für Arme, wo Lernen und prakt. Tätigkeit miteinander verbunden waren) eröffnet; mangels Unterstützung ging er 1866 nach Heidelberg, kehrte jedoch 1874 als Leiter der Seminarschule zurück

W: Löbdergraben 32, Fischergasse
GT: (1934) Löbdergraben 32, verloren nach 1934


Stoy, Stephan * 1854 Jena, † 1930 ebd.; Historiker; der Sohn des Pädagogen Volkm. S. studierte ab 1874 in Jena und Straßburg; ab 1880 wirkte er als Lehrer an der Stoyschen Erziehungsanstalt; ab 1887 war er Pdz. und ab 1915 a.o. Prof. für Geschichte der Universität Jena

W: Löbdergraben 32,
GT: (vor 1934) ebd., verloren nach 1934


Strasburger, Eduard * 1844 Warschau, † 1912 Bonn; Botaniker; nach Studium in Paris, Warschau, Bonn und Jena war er ab 1866 Privatdozent in Warschau; 1869 wurde er a.o. Prof. (1871 o. Prof.) und Direktor des Botanischen Gartens in Jena; gemeinsam mit Haeckel unternahm er Forschungsreisen nach Italien und Ägypten; ab 1881 war S. Prof. in Bonn; er ist der Begründer der Zytologie und war Mitglied von 44Akademien und gelehrten Gesellschaften

W: V. d. Zwätzentor, V. d. Engelgatter
GT: (1934) Marienstr. 9, verloren nach 1934


Straubel, Rudolf * 1864 Klein-Schmalkalden (heute Pappenheim), † 1943 Jena; Physiker; er studierte in Jena und Berlin und wirkte ab 1889 als Ass. bei Thomae in Jena und ab 1892 als Pdz. bzw. a.o. Prof.; 1901 holte ihn E. Abbe als wiss. Mitarbeiter in das Zeiss-Werk; ab 1903 gehörte er der Geschäftsleitung an; S. schrieb wiss. Abhandlungen über die Fraunhoferschen Beugungserscheinungen und verfaßte ein "Handbuch der physikalischen Optik" (1926)

W: Neugasse 23, Kaiser-Wilhelm-Str. 9, Beethovenstr. 2, Botzstr. 10
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 1 (Abbeanum)


Strigel, Viktorin * 1524 Kaufbeuren, † 1569 Heidelberg; Theologe; nach Studium der Theol. in Freiburg und Wittenberg hielt er dort Vorlesungen; er floh nach Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges nach Magdeburg und 1547 nach Erfurt; im März 1548 kam er mit 20 Studenten von Erfurt nach Jena und begann gemeinsam mit Joh. Stigel den Lehrbetrieb der Hohen Schule Jena; als Anhänger Melanchthons wurde S. von den Flacianern bekämpft und 1559 wegen seiner theol. Auffassungen gemeinsam mit dem Superintendenten Hügel verhaftet und vom Amt suspendiert; trotz Rehabilitation verließ er 1562 Jena; später wirkte er in Leipzig und Heidelberg

W: Löbdergasse/Nonnenplan, Kirchplatz 4;
GT: 1. (1858) Kirchplatz 4, Gebäude 1945 zerstört, 2. (1979) Coll. Jen.


Struve, Burkhard Gotthelf * 1671 Weimar, † 1738 Jena; Jurist, Historiker, Bibliothekar; der Sohn von Georg A. S. studierte 1687/90 in Jena, Helmstedt, Frankfurt a. d. O. und Halle; als Universitäts-Bibliothekar 1697/1704 und später deren Inspektor ordnete er die UB neu; ab 1704 wurde S. Prof. für Geschichte und 1730 für römisches Recht; er bemühte sich, die Geschichtswissenschaft aus der Rechtswissenschaft herauszulösen; ab 1712 war S. Historiograph der ernestinischen Fürsten

W: Unterm Markt 4
GT: 1. (1858) ebd., verloren um 1973, erneuert 1990; 2. (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört


Struve, Georg Adam * 1619 Magdeburg, † 1692 Jena; Jurist; er studierte Jura in Jena (1636/37) und Helmstedt; ab 1645 war er Prof. in Jena; als Schüler des Staatsrechtlers H. Conring vertrat er in Jena das bürgerlich orientierte Naturrecht; ab 1673 leitete er als Ordinarius den Schöppenstuhl; 1680/90 war S. Regierungspräsident des Hzt. Sa.-Jena

W: Unterm Markt/Oberlauengasse
GT: 1. (1858) ebd., Gebäude um 1900 abgerissen.; 2. (1990) Oberlauengasse 2


Sturm, Karl Christoph Gottlieb * 1780 Hohenleuben/Vogtl., † 1826 Bonn; Nationalökonom, Landwirt; er studierte 1798/1805 in Jena und war ab 1809 Prof. der Ökonomie und Kameralwissenschaft; in den Sommermonaten führte er ab 1814 prakt. landwirtschaftliche Kurse mit den Studenten im Kammergut Tiefurt bei Weimar durch; er gab das "Jahrbuch der Thüringischen Landwirtschaft" heraus; ab 1819 war er Prof. in Bonn

W: Johannisgasse 26
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Suckow, Johann Lorenz Daniel * 1722 Schwerin, † 1801 Jena; Physiker, Mathematiker; nach Studium in Rostock und Jena (ab 1741) wurde er 1756 als Nachfolger Hambergers auf den Lehrstuhl für Math. berufen; S. lehrte und publizierte auf allen Gebieten der Naturlehre

W: Kollegiengasse 6
GT:1. (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört; 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Suckow, Wilhelm Carl Friedrich * 1770 Jena, † 1848 ebd.; Mediziner; der Sohn von Joh. L. D. S. studierte ab 1787 in Jena Med., Phil., Geschichte und klass. Literatur, später in Wittenberg; nach Prom. (1793 Dr. phil., 1795 Dr. med. ) lehrte er bis 1805 als Pdz.;1811 kam er als Prof. und Mitdirektor der Landesheilanstalten nach Jena zurück

W: Löbdergasse 12
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Szeberenyi, Johann * 1778 Nagyfalu/Ungarn, † 1857 Schemnitz/Ungarn; Theologe; 1804/06 studierte er in Jena und war ab 1834 Pastor und Superintendent in Schemnitz; 1839 wurde der bekannte theologische Schriftsteller Dr. theol. h. c. der Universität Jena

W: unbekannt
GT: (1858) Johannisstr. 3/3a, Gebäude 1945 zerstört


Teichmeyer, Hermann Friedrich * 1685 Hannoversch-Münden, † 1744 Jena; Mediziner; er studierte ab 1702 in Leipzig und Jena und wurde 1717 Prof. für Experimentalphysik und 1719 a.o. Prof. der Med.; T. begründete die Gerichtsmedizin an der Jenaer Universität; er war Mitglied der preuß. Sozietät der Wissenschaften und Verfasser naturwiss. und med. Schriften; T. erfand die sympathetische (Kobalt-) Tinte

W: Leutragasse 10, Camsdorfer und Wenigenjenaer Freigüter (Eigentümer)
GT: 1. (1858) Leutrastr. 10, verloren vor 1934; 2. (1858) Camsdorfer Ufer 1, verloren vor 1934, erneuert 1991


Tennemann, Wilhelm Gottlieb * 1761 Kleinbrembach b. Erfurt, † 1819 Marburg; Philosoph; er studierte ab 1779 in Erfurt und Jena und lehrte ab 1788 als Pdz., ab 1798 als a.o. Prof. Geschichte der Phil.; ab 1804 war er Prof. und Bibliothekar in Marburg; seine "Geschichte der Philosophie" (1798/1819 - 11 B de.) wurde zu einem Standardwerk

W: Löbdergasse 5, Bachgasse
GT: (1858) Bachgasse 4, verloren vor 1934


Thibaut, Anton Friedrich Justus * 1772 Hameln, † 1840 Heidelberg; Jurist, Musikschriftsteller; 1787 begann er eine Forstlaufbahn, studierte aber ab 1792 in Göttingen und Königsberg Jura; danach lehrte er als Pdz. bzw. als Prof. in Kiel; 1802 kam der bedeutende deutsche Zivilrechtler nach Jena; hier erarbeitete er sein Hauptwerk "System des Pandektenrechts"; er war ein großer Musikkenner und mit R. Schumann befreundet; T. veröffentlichte u. a. die Schrift "Über die Reinheit der Tonkunst"; 1806 ging er nach Heidelberg

W: Markt 5, Schillergäßchen 2 (Eigentümer);
GT: 1. (1858) Markt 5, Gebäude 1945 zerstört; 2. (vor 1928) Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört; 3. (1976) Schillergäßchen 2


Thomae, Johannes Carl * 1840 Laucha a. d. Unstrut, † 1921 Jena; Mathematiker; er studierte in Halle und Göttingen und war ab 1872 Prof. in Halle, 1874 in Freiburg/Br.; 1879 wurde er nach Jena berufen; er forschte vor allem über eine Theorie der Bestimmten Integrale

W: Ob. Jüdengraben
GT: (1929) Rathenaustr. 9


Thomas, Johann * 1624 Leipzig, † 1679 Altenburg; Jurist, Politiker, Dichter; T. gehört zu der berühmten Juristenfamilie, der auch der Aufklärungsphilosoph Christian Thomasius entstammte; nach Studium in Wittenberg und Leipzig kam T. 1644 als Hofmeister nach Jena; später studierte er hier weiter und wurde 1650/51 Prof. und Beisitzer des Jenaer Hofgerichts; anläßlich des Abzugs der schwed. Truppen aus Jena (1650) verfaßte er eine Friedensdichtung; 1651 folgte er einem Ruf an den Altenburger Hof; später war er auch thür. Gesandter am Regensburger Reichstag; unter einem Pseudonym veröffentlichte er den Schäferroman "Damon und Lisille" (1663)

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Coll. Jen.

Johann Thomas, Stich von Ch. Romstadt, 1679


Thon, August * 1839 Weimar, † 1912 Jena; Jurist; nach Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Göttingen und Jena war er Privatdozent in Heidelberg; ab 1870 wirkte er als Staatsanwalt in Eisenach und später als 1. Staatsanwalt in Weimar; 1873 wurde er als Prof. nach Rostock berufen; 1879 erhielt er die Prof. für Röm. Recht in Jena; zugleich war er OLGR

W: Fürstengraben 30
GT: (1929) ebd., verloren vor 1934


Thümmel, Wilhelm * 1856 Barmen, † 1928 Jena; Theologe; er studierte in Bonn und Leipzig, war danach an verschiedenen Orten Hilfsprediger und Pfarrer, nach Habilitation wurde er 1901 a.o. Professor in Berlin und ab 1903 o. Prof. für prakt. Theol. in Jena

W: Schaefferstr. (3 u. 4), Beethovenstr. 28
GT: (1929) Beethovenstr. 28, verloren vor 1934


Tieck, Johann Ludwig * 1773 Berlin, † 1853 ebd.; Dichter, Literaturkritiker; nach Studium der Theol., Sprachen und Literatur in Halle, Göttingen und Erlangen lebte er 1794/99 als Schriftsteller in Berlin; er wurde durch die Brüder Schlegel 1799 in den Kreis der Jenaer Frühromantiker aufgenommen und war deren vielseitigster Poet; er schuf Werke verschiedener Genres, u. a. in Jena das Märchen "Der getreue Eckart", und war auch bekannt als Herausgeber, Theoretiker und Übersetzer

W: Fischergasse
GT: (1858); Fischergasse 1, erneuert 1929 und 1987


Tolstoi, Lew Nikolajewitsch * 1828 Jasnaja Poljana b. Tula; † 1910 Astapowo; russ. Schriftsteller; während seiner zweiten Westeuropa-Reise (1860/61) besuchte der spätere Verfasser von "Krieg und Frieden" (1863/69) und "Anna Karenina" (1873/77) auch Weimar und Jena; an den zwei Tagen seines Jena-Aufenthaltes 1861 interessierten ihn besonders Naturwissenschaften und päd. Fragen; er besuchte die Math. Gesellschaft (H. Schaeffer), das Stoysche Institut, die Zenkersche Privatanstalt und das Landwirtschaftliche Institut, um Anregungen für seine schulreformerische Tätigkeit in Jasnaja Poljana zu gewinnen

W: vermutlich Fürstengraben 18
GT: (1988) Goetheallee 18


Treunert, Wilhelm * 1797 Jena, † 1860 ebd.; Heimatdichter; Gönner ermöglichten ihm den Besuch des Gymnasiums und die Ausbildung zum Buchdrucker; später war T. Ratswachtmeister; 1828 gehörte er zu den Mitbegründern des Jenaer Männergesangvereins; der größere Teil seines Werkes sind Gelegenheitsdichtungen; einige seiner Gedichte sind bis heute bekannt geblieben ("Wie ist mein Jena doch so schön") und gehen über das Niveau der "Heimatdichtung" des 19. Jh. hinaus

W: Oberlauengasse 12
GT: (1934) ebd., Gebäude 1986 abgerissen, erneuert 1990 (Nachfolgebau)


Treviranus, Ludolf Christian * 1779 Bremen, † 1864 Bonn; Mediziner, Botaniker; er studierte ab 1798 in Jena und wirkte ab 1801 in Bremen, ab 1807 als Prof. der Med. (1812 auch der Naturgeschichte und Botanik) in Rostock, später in Breslau und Bonn

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 10, verloren vor 1934


Trinius, Karl Bernhard Frhr. von * 1778 Eisleben, † 1844 St. Petersburg; Arzt, Botaniker; T. studierte ab 1776 in Jena Med., später in Halle und Göttingen Botanik; nach Promotion in Berlin 1802 war er in den deutsch-russ. Ostseeprovinzen tätig, und als Leibarzt der Hzn. v. Württ. (1808-24) unternahm T. ausgedehnte Reisen nach Rußland 1811/15 und 1815/22; 1822 wurde er für seine Leistungen als Botaniker Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Petersburg; ab 1824 lebte er als kaiserl. Leibarzt in Petersburg; 1829/33 war er Erzieher Alexanders IL; T. war der Gründer des Botanischen Museums Petersburg

W: unbekannt
GT: (1858) Neugasse 10, verloren vor 1934


Trinks, Friedrich * 1844 Meiningen, † 1930 ebd.; Politiker; er hielt sich wiederholt als Leipziger Student in Jena auf (1864/65), ab 1867 war er Jurist in Meiningen, Camburg und Saalfeld; 1916 erhielt er die Jenaer Ehrendoktorwürde

W: Schloßgasse 3
GT: (1929) ebd., verloren nach 1934


Troxler, Ignaz Paul Vital * 1780 Beromünster/Luzern, † 1866 Aarau; Arzt, Naturphilosoph, Pädagoge, Politiker; während seines Medizinstudiums in Jena (1800/03) war T. ein Anhänger Schellings, danach wirkte er in seiner Heimat zunächst als Arzt; sein entschiedenes Eintreten für bürgerlich-demokratische Verhältnisse führte mehrfach zu Verhaftungen, Aufenthaltsverboten und später zum Verlust von Lehrämtern (1821 als Gymnasialprofessor in Luzern und 1830 als Prof. phil. und Rektor der Universität Basel); T. setzte sich für eine allgemeine Volksbildung ein; er gilt als ein Vorkämpfer des schweiz. Bundesstaates; 1834-53 lehrte er als Professor Phil. in Bern; T. leitete 1858 die Schweizer Delegation zur 300-Jahr-Feier der Universität Jena

W: Johannisgasse 26
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934, Gebäude 1945 zerstört; E


Tümpling, Albertus von * unbekannt, † 1411 Jena; Ratsmann in Jena von 1392-1401; seine Witwe Alyke machte 1415 dem Spital St. Nikolaus vor dem Saaltor eine Stiftung

W: Johannisgasse
GT: (1446) V. d. Saaltor, erneuert 1853, neue Anbringung (1927/28): Am Anger 15 (ehemaliges Altersheim, von Tümpling gestiftet)


Ulbricht, Walter * 1893 Leipzig, † 1973 Berlin; Tischler, Politiker; 1921/23 wirkte er als Sekretär der Bezirksleitung Großthür. der KPD in Jena; 1933 verließ U. das fasch. Deutschland und wirkte von Paris, Prag und Moskau mit an- der Leitung des antifasch. Widerstandskampfes; 1943 war er Mitbegründer des Nationalkomitees "Freies Deutschland"; am 5.7.1945 beriet er mit in der Ölmühle, wie in Jena die Kriegsfolgen überwunden werden können und die Friedrich-Schiller-Universität ihren Lehrbetrieb aufnimmt; als Vorsitzender des Staatsrates der DDR weilte U. 1968 nochmals in Jena anläßlich der Grundsteinlegung des Zeiss-Werkes 6/70

W: Am Burggarten 2
GT: (1965) August-Bebel-Str. 27 (Ölmühle)


Ulrich, Johann August Heinrich * 1746 Rudolstadt, † 1813 Jena; Philosoph; er studierte Theol. und Phil. in Jena und wirkte ab 1769 als Prof. der Phil.; als Ordinarius machte er den anderen namhaften Gelehrten das Leben schwer, besonders u. a. dem Wegbereiter der Kantschen Philosophie, C. L. Reinhold; seine starre Haltung gegenüber den Studenten führte 1792 zu Tumulten und zum Auszug nach Nohra

W: Inspektur des Coll. Jen., Gartenhaus am Teiche
GT: (1858) V. d. Löbdertor, verloren vor 1934


Unckel-Nimuendaju, Curt * 1883 Jena, † 1945 (unter nicht geklärten Umständen) Indianerdorf bei Santa Rita/Brasilien; Mechaniker, Ethnograph, Indianerforscher; er wanderte 1903 nach Brasilien aus und eignete sich in Säo Paulo ethnogr. Grundkenntnisse an; nach zufälligem Zusammentreffen (1905) mit den Apapocüva-Guarani-Indianern in Ostbrasilien erhielt er den Beinamen Nimuendaju (,der sich eine Wohnung bei uns machte"); 1905/45 unternahm er zahlreiche Forschungsreisen und gründete ein Amt zum Schutz der Urwald-Indianer; seine Forschungsergebnisse über Leben, Sprache und Kultur der brasilianischen Ureinwohner veröffentlichte er in zahlreichen Büchern

W: Wagnergasse 30 (Geburtshaus)
GT: (nach 1991) ebd.


Versmann, Johannes Andreas * 1820 Hamburg, † 1899 ebd.; Jurist; V. studierte 1840/42 Naturwiss. in Jena, später Jura in Göttingen und Heidelberg ab 1844 wirkte er als Adv., Senator und Bürgermeister in Hamburg; V. erwarb sich Verdienste beim Anschluß Hamburgs an den Zollverein; 1908 erschienen seine "Jenaer Studentenbriefe"

W: Markt
GT: (vor 1928) Markt 10, verloren nach 1934


Voigt, Friedrich Siegismund * 1781 Gotha, † 1850 Jena; Mediziner, Botaniker; der Sohn des Prof. Joh. Heinr. V. studierte ab 1799 in Jena Medizin; nach Prom. wirkte er als Pdz. und ab 1808 als a.o. Prof. und Direktor des Bot. Gartens; Goethes und des Hz. großzügige Unterstützung ermöglichten ihm mehrere Studienreisen; ab 1835 war er Prof. der Med. und Botanik

W: Oberlauengasse 8, Schloßgasse 3;
GT: 1. (1858) Schloßgasse 3, verloren vor 1934; 2. (1929) Inspektorhaus des Bot. Gartens, verloren nach 1934


Voigt, Johann Heinrich * 1751 Gotha, † 1823 Jena; Mathematiker, Physiker; er studierte ab 1770 in Jena Rechts- und Naturwiss., 1774 wirkte er als Lehrer am Gymnasium in Gotha; 1789 wurde er als Nachfolger Wiedeburgs als Prof. der Math. nach Jena berufen

W: Oberlauengasse 8
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Volkmann, Rudolf * 1889 Schlackenreuth/Oberfr., † 1947 (Freitod) Jena; Musiker; er studierte ab 1908 an der Akademie für Tonkunst in München Orgel, Klavier und Komposition; 1911/14 war er Direktor der Singakademie Glogau; 1919 wurde er UMD und Stadtorganist mit Lehrauftrag in Jena; damit war V. Leiter der Akademischen Konzerte sowie des Jenaer Chor- und Musikvereins; er gründete den a-capella-Chor und das Max-Reger-Archiv; 1920 wurde V. Leiter der Musikfeste in Jena, und 1928 erhielt er eine Prof. für Musikwissenschaft

W: Beethovenstr. 16
GT: (nach 1947) ebd.


Vollert, Christian August Anton * 1828 Allstedt, † 1897 vermutl. Gera; Jurist; V. studierte um 1848 in Jena und wirkte 1875/77 hier als OAGR, später als Staatsrat in Gera

W: unbekannt
GT: (vor 1928) Sellierstr. 6


Vollert, Max *1851 unbekannt, † 1935 Jena; Kurator; der politisch rechts stehende V. wirkte 1909/22 als Kurator der Jenaer Universität; hierbei erwarb er sich Verdienste nicht nur zur weiteren Entwicklung der Universität, sondern auch bei der Erforschung ihrer Geschichte; er wurde 1908 Dr. med. h. c. und 1922 Dr. phil. h. c.; er war Mitinitiator und Betreuer der 1924 eröffneten Schiller-Gedenkstätte

W: Kahlaische Str. 1, Neugasse 18, Humboldtstr. 7?
GT: (vor 1934) Neugasse 18, erneuert 1987


Voß, Hermann * 1894 Berlin, † 1987 Hamburg; Mediziner; er wirkte 1939/45 als a.o. Professor in Poznan; 1948 als Prof. in Halle und 1952/62 als Direktor des Anatomischen Instituts in Jena

GT: (1977) Teichgraben 7 (Anatomisches Institut), wurde 1987 nach Bekanntwerden seines Verhaltens während des Faschismus in Poznan entfernt


Voß, Johann Heinrich * 1751 Sommersdorf b. Waren, † 1826 Heidelberg; Dichter, Übersetzer; aus finanzieller Not war er zunächst Hauslehrer; er studierte in Göttingen neuere Sprachen und antike Literatur und war Mitglied des "Hainbundes"; 1778 wurde V. Schulrektor in Otterndorf und 1782 in Eutin; hier schrieb er u. a. die Idylle "Luise" und übersetzte Homer und Vergil;1802/05 lebte V. als Privatgelehrter in Jena; hier war er mit Griesbach und Goethe befreundet; seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Heidelberg

W: Griesbachsches Haus und Griesbachgartenhaus, Bachgasse 27
GT: 1. (1858) Bachstr. 27, verloren nach 1934; 2. (1990) Am Planetarium 7 (Griesbachgartenhaus)


Voß, Richard * 1851 Neugrape b. Pyritz/Pommern, † 1918 Berchtesgaden/Oberbayern; Schriftsteller; 1871/72 studierte er in Jena Phil.; seine Romane und Erzählungen entsprechen ebenso wie seine damals viel gespielten Dramen dem Geschmack der Gründerzeit

W: V. d. Erfurter Tor
GT: (vor 1928) H. d. Kirche 10, verloren vor 1934


Vossgall, Johann eine GT mit den Daten 1804/05 befand sich bis vor wenigen Jahren an der Gaststätte "Zur Sonne"; über den Träger dieses Namens konnte nichts ermittelt werden,

die GT ist in keiner Liste (1858, 1928/29, 1934) verzeichnet


Wackenroder, Heinrich Wilhelm Ferdinand * 1798 Burgsdorf b. Hannover, † 1854 Jena; Chemiker, Pharmazeut; nach Apothekerausbildung in Celle und Studium der Med. in Göttingen und Erlangen kam W. 1828 als a.o. Prof. der Chemie und Pharm. nach Jena; 1829 eröffnete er sein privates Pharmazeutisches Institut mit dem Ziel, die Pharmazie in Jena zu einer selbständigen Wissenschaft zu erheben; 1849 wurde er Prof. für Chemie; W. war der Entdecker des Carotins und des Corydalins; er war Inspektor aller Apotheken des Ghzt. und Mitgl. zahlreicher Akademien

W: Unterm Markt, Leutragasse 10
GT: (1858) Leutrastr. 10, neue Anbringung (vor 1934): Neugasse 24 (ehemaliges Pharmazeutisches Institut), erneuert 1987


Wagenmann, August Emil Ludwig * 1863 Göttingen, † 1955 Heidelberg; Mediziner; er studierte ab 1881 in Göttingen, München und Straßburg, war dann Ass. in Göttingen und Privatdozent in Heidelberg und ab 1892 o. Prof. für Augenheilkunde in Jena; 1910 folgte er einem Ruf nach Heidelberg

W: Stoystr. (2 und 3)
GT: (nach 1934) Stoystr. 3


Wagner, Johann Jakob * um 1775 Ulm, † 1841 Würzburg; Naturphilosoph; W. studierte 1795/96 in Jena, wurde als Prof. der Phil. nach Würzburg berufen

W: unbekannt
GT: (1858) Engelplatz 11, verloren vor 1934


Wagner, Richard * 1813 Leipzig, † 1883 Venedig; Komponist, Musiktheoretiker, Dichter; nach Tätigkeit in verschiedenen Orten wurde er 1843 Hofkapellmeister auf Lebenszeit in Dresden; an die Tradition der romantischen Oper anknüpfend, beeinflußt von den Philosophen Feuerbach und Proudhon und später Schopenhauer und Nietzsche, spiegelt sein Lebenswerk die Zwiespältigkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland vor und nach der 48er Revolution wider; der nach seiner Teilnahme am Dresdner Mai-Aufstand 1849 steckbrieflich Gesuchte kam auf seiner Flucht ins Züricher Exil (1849/58) am 23./24.5.1849 auch durch Jena, Magdala und Weimar; W. übernachtete durch Vermittlung F. Liszts bei O. L. B. Wolff

W: Sitzenplan
GT: 1. (1933) Löbdergraben 10, verloren vor 1981, 2. (1989) ErnstThälmann-Ring 11(= Hofseite)


Walch, Christian Wilhelm Franz * 1726 Jena, † 1784 Göttingen; Philosoph, Theologe; der Sohn von Joh. Georg W. war 1750/53 Prof. der Phil. in Jena, danach Prof. der Phil. und Theol. in Göttingen

W: Johannisgasse 16
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Walch, Georg Ludwig * 1785 Jena, † 1836 Greifswald; Bibliothekar, Philologe; der älteste Sohn von Karl Fr. W. arbeitete als Unterbibliothekar an der UB Jena unter der Leitung C. A. Eichstädts; ab 1809 las er als Pdz. Philologie; W. lehrte ab 1810 am Gymnasium "Zum Grauen Kloster" Berlin Lat. und Grch.; 1830 wurde er Prof. in Greifswald

W: Johannisgasse 16
GT: (1929) Bibliotheksplatz (UB), Gebäude 1945 zerstört


Walch, Johann Ernst Immanuel * 1725 Jena, † 1778 ebd.; Altphilologe, Naturforscher; der Sohn von Joh. Georg W. studierte in Jena und wirkte ab 1745 als Pdz. und ab 1750 als Prof. der Phil.; unter seiner Leitung (1752/78) erlebte die "Societas Latina" ihre Blütezeit; nach 1760 hielt W. auch Vorlesungen zur Mineralogie und Paläonthologie und legte wertvolle Gesteinssammlungen an

W: Johannisgasse 14
GT: (1858) ebd., verloren nach 1934, erneuert 1989


Walch, Johann Georg * 1693 Meiningen, † 1775 Jena; Theologe, Philosoph; nach Studium in Leipzig wurde er 1718 Prof. der Phil. und 1724 der Theol. in Jena; W. war ein bedeutender Herausgeber lat. Werke und der Schriften Luthers (24 Bde., 1740/53)

W: Johannisgasse 16
GT: (1858) ebd., verloren vor 1934


Walch, Karl Friedrich * 1734 Jena, † 1799 ebd.; Jurist; der dritte Sohn von Joh. Georg W. studierte ab 1748 in Jena; nach Reisen durch Deutschland, Holland, Frankreich und die Schweiz wirkte er ab 1756 hier als Prof. jur.; W. wurde 1774 Senior des Schöppenstuhls und 1778 als Nachfolger seines Bruders Leiter der "Societas Latina"

W: Johannisgasse 16
GT: (1858) ebd., erneuert 1976


Walch, Karl Wilhelm * 1776 Jena, † 1853 ebd.; Jurist; er war als Sohn von Karl Fr. W. der letzte Vertreter der "Walch-Dynastie" an der Universität Jena; nach Studium in Jena lehrte er ab 1797 als Pdz., später als Prof. an der Jur. Fak.; er las Naturrecht, jur. Enzyklopädie und sächs. Recht; seine Ehe mit der 13 Jahre jüngeren Wilhelmine Herzlieb war wenig glücklich

W: Johannisgasse 16
GT: (1976) ebd.


Walther, Johannes * 1860 Neustadt/Orla, † 1937 Berlin; Geologe, Paläonthologe; W. studierte in Jena, Leipzig und München; ab 1886 wirkte er als Pdz. und ab 1890 als Prof. der Paläonthologie in Jena; 1894 bekam W. als erster die "Haeckel-Professur für Geologie und Paläonthologie"; 1906 folgte er einem Ruf nach Halle, dort war er 1924/31 Präsident der Leopoldina

W: Schillergäßchen 1, V. d. Erfurter Tor
GT: (nach 1937) August-Bebel-Str. 12, erneuert 1989


Weber, Paul * 1868 Schwelm/Westfalen, † 1930 Jena; Kunsthistoriker; er studierte ab 1884 in Heidelberg , Straßburg und Leipzig; Reisen führten ihn nach Frankreich und Italien; ab 1896 lehrte er als Privatdozent in Jena; 1901 wurde er a.o. Prof. und Direktor des von ihm gegründeten Stadtmuseums; 1917/19 war er Konservator der Bau- und Kunstdenkmäler Litauens; 1923 kam er als o. Prof. nach Jena zurück; 1927 richtete W. im Siedelhof ein Volkskundemuseum ein; W. begründete die Vereine für Museumskunde und für Heimatschutz und war beteiligt bei der Inventarisierung der Bauund Kunstdenkmäler Sachsens

W: Landgrafenstieg 12
GT: (nach 1934) ebd.


Weigel, Erhard * 1625 Weiden a. d. Nab, † 1699 Jena; Mathematiker, Astronom, Philosoph, Pädagoge; er studierte in Halle und Leipzig; 1653 wurde W. als Prof. der Math. nach Jena berufen; er war einer der herausragendsten Persönlichkeiten der Jenaer Universität im 17. Jh.; er war bemüht, die Methoden der Math. zur Grundlage aller übrigen Wissenschaften zu machen; damit beeinflußte er seine Schüler Leibniz und Pufendorf; W. war Hofmathematicus, hzl. Oberbaudirektor und Inspektor des Coll. Jen.; 1656 errichtete er einen astronomischen Beobachtungsturm im Torgebäude des Coll.; sein 1670 vollendetes Wohnhaus zählte wegen seiner technischen Einrichungen zu den sieben Wundern Jenas; 1684 eröffnete W. im Hinterhaus eine Versuchsschule ("Tugendschule"), die auf völlig neuen Lehrprinzipien aufbaute

W: Coll. Jen., Johannisgasse 26
GT: l. (1858) Johannisgasse 26, Gebäude 1898 abgerissen; 2. (nach 1991) Coll. Jen.

Erhard Weigel, Gemälde von Christian (I) Richter, 1655


Welti, Emil * 1825 Zurzach/Schweiz, † 1899 Bern; Jurist, Staatsmann; nach Jura-Studium in Berlin und Jena (1844/47) wirkte er als Adv. und ab 1856 als Präsident eines Bezirksgerichts in der Schweiz; W. war Mitglied der Aargauer Kantonsregierung, mehrfach Präsident des Ständerates, ab 1866 Mitglied des Bundesrates und 1869/91 sechsmal Schweizer Bundespräsident

W: unbekannt
GT: (1929) Leutrastr. 2, Gebäude 1945 zerstört


Wendt, Hans Hinrich * 1853 Hamburg, † 1928 Jena; Theologe; er studierte in Leipzig, Göttingen und Tübingen und lehrte dort ab 1877 als Pdz., ab 1881 als a.o. Prof., später in Kiel und Heidelberg als o. Prof.; 1893 folgte er einem Ruf nach Jena

W: Forstweg, Am Landgrafen 2, Wildstr. 7
GT: (1929) Wildstr. 7, verloren vor 1934


Wendt, Otto (von) * 1846 Rostock, † 1911 Tübingen; Jurist; er studierte in Rostock, München und Leipzig; 1872 war er Ratsherr in Rostock, ab 1873 Prof. in Gießen; ab 1876 lehrte er in Jena röm. Prozeßrecht; ab 1893 wirkte er in Tübingen

W: Johannisgasse, Unt. Löbdergraben
GT: (1929) V. d. Neutor 3, verloren nach 1934


Wesenbeck, Matthäus * 1531 Antwerpen, † 1586 Wittenberg; Jurist; er studierte Jura in Löwen, wurde 1550 Lic. und bildete sich in Frankreich weiter; als Lutheranhänger kam er 1557 nach Jena und wurde der erste Dr. jur. der neugegründeten Universität; danach wirkte W. als Prof.; wegen der flacianischen Streitigkeiten ging er 1568 nach Wittenberg

W: Johannisgasse, Markt
GT: (1858) Unterm Markt 4, verloren 1973, erneuert 1990


Wieck, Clara * 1819 Leipzig, † 1896 Frankfurt a.M.; Pianistin; sie wurde von ihrem Vater, dem Klavierlehrer Friedrich W., zur Klaviervirtuosin ausgebildet und unternahm schon als Dreizehnjährige Konzertreisen; 1835 gastierte sie mit großem Erfolg in den Jenaer Rosensälen; zur vollen Entfaltung kam ihre reiche künstlerische Begabung unter dem Einfluß des Komponisten R. Schumann, den sie 1840 gegen den Willen ihres Vaters heiratete

W: unbekannt
GT: (nach 1991) Goetheallee 27

Robert Schumann und Clara Wieck, Medaille von H. Rodewald, 1981, nach Relief von E. Rietschel


Wien, Max * 1866 Königsberg, † 1938 Jena; Physiker; er studierte in Königsberg, Freiburg/Br. und Berlin, wo er bei Helmholtz prom. und bei Röntgen als Ass. tätig war; ab 1898 war er Doz., ab 1904 Prof. in Danzig; 1911 wurde er nach Jena berufen; W. gilt als einer der Pioniere der drahtlosen Telegraphie; mit dem von ihm 1906 entdeckten Löschfunken lieferte er den Nachweis der Spannungsabhängigkeit des Widerstandes von Elektrolyten bei hohen Feldstärken

W: Westendstr. 22, Ob. Philosophenweg (50)
GT: (nach 1945) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Wigand, Johan(nes) * 1523 Mansfeld, † 1587 Liebemühle/Ostpr.; Theologe; er studierte ab 1538 in Wittenberg; später war er Lehrer in Nürnberg, Pfarrer in Mansfeld und Superintendent in Magdeburg; 1560/73 war er Prof. in Jena, wurde dort aber als Anhänger des Flacius Illyricus zweimal amtsenthoben; ab 1575 wirkte er in Königsberg

W: H. d. Kirche ("Wedelei"), Leutragasse;
GT: (1858) H. d. Kirche 5/6, Gebäude 1945 zerstört


Wildvogel, Christian * 1644 Halle, † 1728 Jena; Jurist, Staatsmann; nach Studium in Leipzig und Frankfurt a. d. O. wirkte er als Anwalt in Halle und Amtmann in verschiedenen Orten Niedersachsens, ab 1685 als Kanzler in Quedlinburg; 1690 wurde er als Prof. jur. nach Jena berufen; 1691 war er zugleich Vizekanzler

W: Schloßgasse 9
GT: (1858) ebd., Gebäude 1945 zerstört


Winckelmann, Johann Joachim * 1717 Stendal, † 1768 (ermordet) Triest; Archäologe, Kunsthistoriker; der Begründer der wiss. Archäologie und der Kunstgeschichtsschreibung des klass. Altertums ("Geschichte der Kunst des Altertums", 1764) prägte das Antike-Verständnis der deutschen Klassik in entscheidendem Maße; W. kam 1741 nach Jena, um Med. und höhere Geometrie zu betreiben, ließ sich jedoch nicht immatrikulieren

W: unbekannt
GT: 1. (1858) Rathausgasse 1, Gebäude 1945 zerstört, 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Winkelmann, Adolf * 1848 Dorsten/Westf., † 1910 Jena; Physiker; nach Studium in Bonn, Heidelberg und Berlin war er Ass. an der TH Aachen; 1886 wurde er nach Jena berufen; W. gab ein sechsbändiges "Handbuch der Physik" heraus

W: Kasernenstr., V. d. Erfurter Tor, Kahlaische Str. 4, Stoystr. (la)
GT: (1929) Helmholtzweg 5 (Physikalisches Institut)


Wolff, Christian * 1679 Breslau, † 1754 Halle; Philosoph, Mathematiker; er studierte ab 1699 Theol., Math. und Phil. in Jena; er wurde 1703Pdz. in Leipzig und 1707 Prof. der Math. in Halle; 1723 des Landes verwiesen, nahm er eine Prof. in Marburg an; 1740 kehrte er auf Betreiben Friedrichs II. als Prof. für Natur und Völkerrecht nach Halle zurück; sein phil. System basierte auf Leibniz und auf der engl. frz. Aufklärung

W: Kollegiengasse
GT: 1. (1858) Kollegiengasse 20, Gebäude 1969 abgerissen, 2. (nach 1991) Coll. Jen.


Wolff, Oskar Ludwig Bernhard * 1799 Altona, † 1851 Jena; Philologe, Schriftsteller; der jüd. Kaufmannssohn studierte Med., Phil. und Geschichte, war ab 1825 als Liederdichter bekannt und erhielt auf Goethes Empfehlung 1830 die Prof. für neuere Sprachen in Jena; W. hielt auch Vorlesungen zur neueren dt. Literaturgeschichte; W. verfaßte mehr als 100 literarische Werke, u. a. den "Poetischen Hausschatz des deutschen Volkes" (1839), der lange Zeit die Zusammenstellung der deutschen Schullesebücher beeinflußte; W. war mit Heine bekannt und vermittelte 1841 die Prom. von K. Marx in Jena

W: Fürstengraben, Sitzenplan
GT: 1. (1858) Löbdergraben 10, verloren nach 1934; 2. (vor 1928) Goetheallee 18; 3. (1989) Ernst-Thälmann-Ring 11 (Hofseite)


Woltmann, Karl Ludwig (von) * 1770 Oldenburg, † 1817 Prag; Historiker; er studierte ab 1788 in Jena und lehrte als a.o. Prof. Geschichte; 1797 verließ er nach einer Auseinandersetzung mit F. Schlegel um die "Allgemeine Literatur-Zeitung" Jena und ging zurück nach Oldenburg, später nach Berlin, Lübeck und Breslau

W: Leutragasse 5, Grietgasse
GT: (1858) Engelplatz 11, verloren vor 1934


Wolzogen, Caroline Frfr. von (geb. von Lengefeld), * 1763 Rudolstadt, † 1847 Jena; Schriftstellerin; Caroline, verheiratete von Beulwitz, verband ab 1787 eine leidenschaftliche Freundschaft mit Schiller; dieser heiratete 1790 ihre jüngere Schwester Charlotte; nach dem Tod ihres zweiten Mannes, Schillers Freund, Wilh. von W., und ihres Sohnes übersiedelte sie 1825 nach Jena, wo sie ihre schriftstellerische Tätikeit fortsetzte; u. a. schrieb sie eine Schiller-Biographie (1830)

W: V. d. Zwätzentor
GT: (1858) Saalbahnhofstr. 12, erneuert 1929, verloren nach 1934, erneuert 1987


Zeiß, Carl * 1816 Weimar, † 1888 Jena; Mechaniker, Industrieller; der Sohn eines Hofdrechslermeisters kam 1834 nach Jena und lernte bei dem Hofmechaniker und Pdz. F. Körner; nach Wanderschaft kehrte er 1845 nach Jena zurück, studierte Chemie und Math. und in dem Laboratorium des Botanikers Schleiden 1846 eröffnete er ein "mechanisches Atelier", in dem er Mikroskope und andere optische Geräte fertigte; 1860 wurde er Universitäts- und 1862 Hofmechanikus; 1866 beauftragte er den Physiker Abbe mit der wiss. Entwicklung von Mikroskopen; aus dem Handwerksbetrieb erwuchs in den 70er und 80er Jahren ein kapitalistisches Großunternehmen

W: Jenergasse 14, Neugasse 7, Wagnergasse 32, Johannisplatz 10, Leutragäßchen
GT: 1. (vor 1928) Jenergasse 14; 2. (nach 1945) Neugasse 7, erneuert 1983; 3. (nach 1945) Wagnergasse 32, erneuert 1976; 4. (nach 1945) Johannisplatz 10, erneuert 1976


Zeiß, Eduard * 1809 Weimar, † 1877 Jena; Pädagoge; der älteste Bruder von C. Zeiß studierte 1828/32 in Jena; er wirkte als Gymnasiallehrer in Weimar; später war er Direktor der Jenaer Bürgerschule; 1853 wurde er zum Dr. phil. h.c. der Jenaer Universität prom.

W: Jenergasse 14, evtl. Unterm Markt 1
GT: (vor 1928) Jenergasse 14


Zenker, Gustav * 1798 unbekannt, † 1875 Jena; Pädagoge; er studierte in Jena (Dr. phil.); 1834 errichtete er eine Knabenschule im Frommannschen Haus ("Zenkersches Institut"); seine päd. Leistungen wurden 1854 mit dem Titel Prof. gewürdigt

W: Fürstengraben 18
GT: (1910) Goetheallee 18


Zenker, Jonathan Karl * 1799 Sundremda b. Rudolstadt, † 1837 Jena; Mediziner, Botaniker; er studierte ab 1818 in Jena Theol. und Naturwiss. und ab 1823 an der Medizinischen Chirurgischen Akademie Dresden; 1825 wurde er zum Dr. phil. in Jena prom., später auch zum Dr. med. Z. lehrte an der Phil. Fak. als Pdz. und ab 1828 als Prof. für Botanik; 1836 wurde er Prof. med.; er war Mitglied der Leopoldina in Halle und gab die "Flora Thüringen" heraus

W: Oberlauengasse
GT: (1858) Johannisstr. 23; Gebäude 1945 zerstört


Zetkin, Clara * 1857 Wiederau/Sa., † 1933 Archangelskoje b. Moskau; Politikerin; ab 1878 Mitglied der Sozialdemokratie, gehörte sie zu den Vorkämpferinnen für die Gleichberechtigung der Frau; 1897 war sie erstmals auf einer Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins in Jena; 1905 und 1911 nahm sie hier an den Parteitagen der SPD teil; als Führerin in der sozialdemokratischen Linken und des Spartakusbundes gehörte Z. 1918/19 zu den Mitbegründern der KPD

W: u. a. Carl-Zeiß-Str. 8
GT: (1957) ebd.


Zimmern, Siegmund Wilhelm * 1796 Heidelberg; † 1830 ebd.; Jurist; er lehrte nach Studium als Privatdozent in Heidelberg, später als Prof.; 1826 wurde er nach Jena berufen und wirkte zugleich als OAGR; 1829 mußte er seine Vorlesungen wegen Krankheit einstellen

W: Unterlauengasse 14
GT: 1. (1858) ebd., verloren vor 1934; 2. (1990) Unterm Markt 12 (Hofseite)


Zinzendorf (und Pottendorf), Nikolaus Ludwig Graf von * 1700 Dresden, † 1760 Herrnhut; Theologe, geistl. Liederdichter und Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinde; gemeinsam mit J. Spener und A. H. Francke, deren Schüler er war, gehörte Z. zu den engangiertesten Wegbereitern des dt. Pietismus; er unterhielt rege Kontakte zu den Jenaer Pieristenkonventikeln; 1728 hielt er sich einige Wochen in Jena auf

W: Wagnergasse 27
GT: (1858) ebd., verloren nach 1934, erneuert nach 1991


Zucker, Friedrich * 1881 Fürth, † 1973 Wedel b. Hamburg; Altphilologe, Ägyptologe; nach Studium in München und Berlin nahm er an Ausgrabungen von Papyri in Ägypten (1904/05) teil bzw. leitete sie 1907/10 selbst; bevor er 1918 nach Jena kam, war er an den Universitäten München und Tübingen tätig; Z. wurde zum Mitbegründer der wiss. Papyriologie; er vermied jede Annäherung an den Nationalsozialismus und stellte sich nach der Befreiung dem Neubeginn der Universität zur Verfügung; Z. nahm an der Beratung in der Ölmühle am 5.6.1945 teil und leitete als erster gewählter Nachkriegsrektor die Universität bis 1948; Z. war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Sächs. Akademie der Wissenschaften; für seine Leistungen wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet (1954)

W: Forstweg 16, Beethovenstr. 4
GT: (1983) Dr.-Otto-Nuschke-Str. 10